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Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) erläutert am Montag ihr Konzept zur Familienarbeitszeit.
© dpa

Familienpolitik: Die Zeit der Eltern muss leichter teilbar sein

Die Parteien versuchen sich im Wahlkampf darin zu überbieten, wer der Familienpolitik am meisten Schwung gibt. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern vor allem um Zeit.

Als Familienministerin Manuela Schwesig kürzlich eine Kita in Düsseldorf besuchte, war sie vor allem von einer Rutsche beeindruckt. Eine, mit der die Kinder vom Gruppenraum nach draußen in den Garten kommen. So eine coole Rutsche habe sie noch nie gesehen. Auch der Familienpolitik in Deutschland kann man einen rasanten Rutsch wünschen, raus ins Offene. Und dazu braucht es Mittel, die es vorher noch nicht gab.

Also: Frauen und Kinder zuerst. Noch immer tragen Frauen die Hauptlast bei der Kindererziehung und der Pflege von Angehörigen, 80 Prozent sind es. Zum Familieneinkommen steuern sie in Deutschland im Schnitt 23 Prozent bei. Das ist im Vergleich mit anderen Ländern der OECD sehr wenig und liegt daran, dass die Teilzeitquote hierzulande besonders hoch ist. Und wenn in Partnerschaft lebende Mütter Teilzeit arbeiten, dann oft weniger als 20 Stunden. Kinder profitieren durch Familienpolitik unter anderem, wenn Familien finanziell entlastet werden, wenn sie ausreichend Zuwendung und Bildung erfahren.

Seit dem Wochenende versuchen sich nun Parteien im Wahlkampf darin zu überbieten, wer der Familienpolitik am meisten Schwung gibt. Kanzlerin Angela Merkel sagt, der Schwerpunkt müsse jetzt auf den Kindern und der Chancengleichheit der Kinder liegen, weil man sich in der laufenden Legislatur ja vor allem um Mütter und Frauen gekümmert habe. Ach, wirklich? Die CSU redet von höheren Freibeträgen für jedes Kind, von einmaligen Hilfen für junge Paare und geringeren Sozialversicherungsbeiträgen für Familien mit geringen Einkommen. „Eine familienpolitische Offensive“ hat Parteichef Horst Seehofer ausgerufen. Aber bekommen mehr Familien Kinder, wenn ihnen der Staat den ersten Kinderwagen bezahlt?

Auch Männer fördern

Eine solche Politik zielt eben nicht ins Zentrum. Sie verschiebt Geld, aber sie verändert wenig grundsätzlich. Die oft wichtigere Komponente ist die Zeit. Dazu hat Manuela Schwesig am Montag ihr Konzept der Familienarbeitszeit vorgestellt. Wenn beide Eltern sich um den Nachwuchs oder um zu pflegende Angehörige kümmern und dafür weniger arbeiten, bekommen sie zwei Jahre lang 300 Euro im Monat. Das ist nach dem Elterngeld eine weitere Maßnahme, die Familie umfassend sieht. Und sie kann ein Anschub sein, wie auch das Elterngeld so vielen Vätern wie nie zuvor die Erfahrung beschert hat, wie belastend und beglückend es zugleich ist, sich alleine um kleine Kinder zu kümmern.

Wer die Möglichkeiten von Frauen fördern will, muss schließlich auch Männer fördern. 60 bis 80 Prozent der Väter sagen, sie könnten sich vorstellen, weniger zu arbeiten. Ihr Wunsch scheitert allzu oft an der Wirklichkeit. Er wird abgewertet, wenn Arbeitgebervertreter wie jetzt der Hauptgeschäftsführer Gesamtmetall über die Familienarbeitszeit sagen, sie sei schlicht „verheerend“, denn was habe ein Betrieb davon, wenn der Angestellte weniger arbeitet, seine Frau in einem anderen Unternehmen dafür mehr?

Das zeigt, dass sich eine Erkenntnis noch nicht herumgesprochen hat: Väter, die aus freien Stücken weniger arbeiten, unterstützen nicht nur die Familie, sie können auch im Beruf besonders motiviert sein. Sie widerlegen, dass Leistung und Dauerpräsenz ein Paar seien. Die Politik gibt also Impulse, verstärken muss sie die Arbeitswelt. Familien werden jedenfalls viel gewinnen, wenn Zeit leichter teilbar wird.

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