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Russische Truppen üben für eine Militärparade in St. Petersburg.
© dpa

Russland: "Die Welt lacht über die Sanktionen"

Die USA und die EU haben die Sanktionen gegen Russland verschärft. Doch in Moskau gibt man sich unbeeindruckt. Die USA seien ein "Papiertiger", heißt es dort. Und auch für Europa haben russische Politiker deutliche Worte parat.

Nicht Wladimir Putin und auch nicht Außenamtschef Sergej Lawrow antworteten Barack Obama. Dieser hatte weitere siebzehn russische Spitzenbeamte und Unternehmer mit Einreiseverbot und Sperrung ihrer US-Konten belegt und dies mit mangelnder Bereitschaft Moskaus zur Deeskalation der Situation in der Ukraine begründet. Wenig später zog auch Europa nach. Russland werde die neuen Sanktionen „nicht unbeantwortet“ lassen, drohte Sergej Rjabkow. Der Mann ist zwar Vize-Außenminister, aber im Vergleich zu Obama ein diplomatisches Fliegengewicht.

Ebenso der Chef des außenpolitischen Ausschusses im russischen Senat, Andrej Klimow, der den Präsidenten der Supermacht USA als „Papiertiger“ bezeichnete, der die Welt mit seinen Sanktionen „immer mehr zum Lachen bringt“. Auch für Europa hatte er unmissverständliche Warnungen parat. Früher oder später würde der alte Kontinent – Klimow selbst sprach von „Satelliten der USA“ – Obama das Vertrauen entziehen.

Ölkonzerne wollen sich das Russland-Geschäft nicht vermiesen lassen

Nach den Wahlen im Mai würden zudem „Nationalisten, im akademischen, konservativen Sinne des Wortes“, ins Europaparlament einziehen. Kommissionspräsident José Manuel Barroso und Chefdiplomatin Catherine Ashton, die in Moskau sehr unpopulär ist, müssten dann ihren Hut nehmen und neuen Politikern Platz machen. So mancher von ihnen würde in der Ukraine-Krise eher die russische Position unterstützen.

Mehr noch: Ölkonzerne wie die britische BP oder Shell haben nicht vor, sich durch die Regierung in London – Washingtons treuesten Verbündeten – das Russland-Geschäft kaputt machen zu lassen. BP, das knapp 18 Prozent der Anteile an Russlands staatlichem Ölförderer Rosneft hält, will nach wie vor an der Kooperation mit Rosneft festhalten. So jedenfalls zitierten Nachrichtenagenturen einen Konzernsprecher. Shell ist ebenfalls langfristig mit Rosneft liiert, beide nahmen vergangene Woche in der russischen Arktis – der Tankstelle der Zukunft – die reguläre Ölförderung auf. Die einen wie die anderen scheren sich offenbar nicht darum, dass Rosneft-Vorstand Igor Setschin, ein Freund Putins seit gemeinsamen KGB-Tagen, auf der neuen Sanktionsliste der USA steht. Setschin selbst sieht das gelassen. Rosneft werde auf andere Märkte ausweichen.

An den Moskauer Börsen löste die Verschärfung der Sanktionen sogar einen Höhenflug des Rubels und der Aktien russischer Unternehmen aus. Die Sanktionen, so die Meinung der Experten, hätten rein symbolischen Charakter.

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