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Kristina Schröder: Die undressierte Frau

Familienministerin Schröder stößt gern Freund und Feind vor den Kopf – in der Union wächst die Skepsis, ob das im Wahljahr taugt.

Von Antje Sirleschtov

Nun also „Das“ Gott. Ausgerechnet vier Tage vor dem christlichen Weihnachtsfest macht Familienministerin Kristina Schröder (CDU) eine Debatte über das Geschlecht von Gott auf. Und liefert damit, wie schon mehrfach in diesem zu Ende gehenden Jahr, ihren Kritikern Zündstoff. Die meinen schon lange, dass die 35-Jährige mit dem Amt einer Bundesministerin überfordert ist. Weil sie auch nach drei Jahren Amtszeit noch nicht hat erkennen lassen, wie sie dieses Amt prägen will, weil sie noch keine überzeugenden Initiativen durchsetzen konnte und vor allem, weil sie durch ungeschicktes Auftreten ausgerechnet die Menschen schockiert, für die sie als Ministerin zuständig ist.

Die neue Gottes-Debatte steht als ein Beispiel für Schröders Agieren in der Öffentlichkeit. Eigentlich hatte sie sich vor der Geburt ihrer Tochter vor einem Jahr lautstark verbeten, als persönliches Vorbild Rollenfunktion für Frauen und Familien zugeschrieben zu bekommen. „Kein Mensch fragt den Gesundheitsminister, wann er das letzte Mal bei der Prostata-Vorsorge war“, sagte Schröder auf die Frage nach ihrer Vorbildfunktion. Doch seither äußert sich die Ministerin regelmäßig zu persönlichen Fragen und nimmt dabei billigend in Kauf, dass ihre persönlichen Ansichten zu politischen Auffassungen erweitert werden.

So auch in dieser Woche, in der Schröder der „Zeit“ ein Interview gab, das sich wie ein Leitfaden für politisch korrekte Kindererziehung liest. Beim Vorlesen von Pippi Langstrumpf etwa würde sie deren Vater nicht als „Negerkönig“ lesen, sondern „synchron übersetzen“, damit ihr Kind das diskriminierende Wort nicht übernimmt. Grimms Märchen findet Kristina Schröder schlicht „sexistisch“, weil darin so viele negative Frauenbilder auftauchen.

Für Aufregung sorgte all das indes nicht. Lauten Widerspruch erntete die Familienministerin jedoch in den eigenen Parteireihen für ihre Erklärung, Gott könne man, wenn man sich denn entschieden habe, sowohl männliche als auch weibliche Attribute zuweisen. Wenn es nach ihr ginge, dann „könnte (man) auch sagen: das liebe Gott“. In den Reihen von CDU und CSU hagelte es unmittelbar Hohn und Spott. „Verkopfter Quatsch“ wurde Schröder vorgeworfen und der Kopf ungläubig geschüttelt. Wie kann eine Familienministerin nur so wenig Sensibilität aufbringen? „Erschreckenden religiösen Analphabetismus“ attestierte ihr am Freitag auch noch ein deutscher Vatikan-Berater, der dann sofort von Schröders Pressesprecher mit Katechismus-Zitaten belehrt wurde, nach denen Gott weder Mann noch Frau ist. Es sollte wohl ein besinnliches Interview der Familienministerin zu den Weihnachtstagen werden. Herausgekommen ist ein veritabler theologischer Streit mit Schröder als Verursacherin in der Mitte.

Wie so oft in jüngster Zeit ist die Ministerin zwar in Auseinandersetzungen verwickelt, ihr Standpunkt jedoch ist lange unklar. So ging es beim Betreuungsgeld für Eltern, deren Kinder nicht in eine Kita gehen. Schröder wurde zwar zugeschrieben, die als „Herdprämie“ verspottete Initiative aus der Union sei nicht in ihrem Interesse. Dennoch ist das Gesetz dazu in ihrem Haus gemacht worden. Monatelang zankte die Koalition auch später noch um ein Gesetz, ohne dass die verantwortliche Ministerin am politischen Willensbildungsprozess beteiligt gewesen wäre.

Auch beim Thema Frauenquote bot Schröder das Bild der Unentschiedenheit. Zwar bekannte die hessische CDU-Politikerin, dass sie ihren Karrierestart der Quote verdanke, die es in der Partei seit langem gibt. Eine solche Quote in den Führungsetagen der Wirtschaft einzuführen, nachdem dort seit Jahrzehnten nur unverbindlich über Gleichberechtigung diskutiert wird, lehnte Schröder aber ab. Zumindest ein bisschen. Stattdessen plädierte sie für die „Flexiquote“, eine Quotierung, die sich jedes Unternehmen selbst aussuchen kann. Eine Lösung, die der FDP zu weit geht und vielen in ihrer eigenen Partei nicht weit genug.

Ob man nun Wahlkampfstrategen oder Fachleute in der Union befragt, das Urteil über die Familienministerin fällt gleichermaßen zurückhaltend aus. Die rasch verworfene Idee von „Putzgutscheinen“ für Mütter, die in den Beruf zurückkehren wollen, oder ihr vor einigen Monaten erschienenes Buch, in dem sie sich den Zorn von Feministinnen und Konservativen gleichermaßen zuzog, machen Schröder im bevorstehenden Wahlkampf nicht zu einem Zugpferd, mit dem ihre Partei um Unterstützung und Wählerstimmen werben kann.

Zumal im nächsten Jahr Eltern einen gesetzlichen Anspruch auf einen Kitaplatz für ihr Kind zugesprochen bekommen und schon jetzt klar ist, dass es in manchen Regionen Deutschlands dafür nicht ausreichend Plätze gibt. Als Schuldige für diesen Umstand wird die Opposition ganz bestimmt nicht die eigenen und eigentlich verantwortlichen Landesregierungen ausmachen, sondern Familienministerin Kristina Schröder vorschieben.

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