Pilotprojekt: Die Stasi-Akten-Puzzle-Maschine
In Berlin startet an diesem Mittwoch die elektronische Rekonstruktion von zerrissenen Stasi-Unterlagen - per Hand würde sie 400 Jahre dauern. Für das zweijährige Pilotprojekt hat der Bundestag rund 6,3 Millionen Euro bewilligt.
Berlin - Damit könnten die Schnipsel aus rund 400 Säcken zusammengesetzt werden, sagte Günter Bormann von der Stasi-Unterlagenbehörde. Erwartet würden weitere Aufschlüsse über die Arbeit der Stasi. Den Zuschlag für die Rekonstruktion der Akten am Computer erhielt das Fraunhofer Institut für Produktionsanlagen und Konstruktionstechnik.
In der Wendezeit Ende 1989 hatte die DDR-Staatssicherheit mit der Vernichtung von Akten in großem Stil begonnen. Nach der Besetzung von Stasi-Dienststellen konnten große Mengen des zerrissenen Materials in rund 16.000 Säcken mit etwa 600 Millionen Papierschnipseln gesichert werden. Die Geheimdienstler zerrissen zum Schluss die Akten eigenhändig, weil die heiß gelaufenen Reißwölfe versagten.
Schnipsel-Berg wird abgearbeitet
Seit 1995 werden in Zirndorf bei Nürnberg die Unterlagen per Hand zusammengesetzt. Nach Angaben der Stasi-Unterlagenbehörde konnte bislang das Material aus 323 Säcken rekonstruiert werden. Mit dem neuen elektronischen Verfahren können laut Behörde in zwei Jahren mehr Akten rekonstruiert werden als bislang in mehr als zehn Jahren per Hand. Fachleute gehen davon aus, dass mit dem automatischen Riesen-Puzzle der gesamte Schnipselberg in fünf Jahren aufgearbeitet werden könnte. Per Hand würde das laut Behörde rund 400 Jahre dauern. Nach Ablauf der Pilotphase muss über das weitere Vorgehen entschieden werden. Die Stasi-Unterlagenbehörde gehe davon aus, dass Papiere des Geheimdienstes aus den Jahren 1988 und 1989 in den Säcken lagern. (tso/dpa)
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