Bayern und Baden-Württemberg: Die SPD muss es im Süden schaffen
Bayerns SPD-Chef Florian Pronold wird mit 63 Prozent abgestraft. In Baden-Württemberg sieht es für die Partei nicht besser aus. Dabei muss sie für den Bund auch im Süden Stimmen holen. Ein Kommentar.
Wenig ist schlimmer für eine Partei als Mitleid. Vielleicht noch Ratlosigkeit. Kommt beides zusammen, ist man bei der SPD. Der SPD im Süden der Republik, wohlgemerkt. Das jüngste (Wieder-)Wahlergebnis für Staatssekretär Florian Pronold als Landesvorsitzender in Bayern, gut 63 Prozent, ist bei ehrlicher Bewertung ein Abwahlergebnis. Denn der Gegenkandidat war einer, dessen Namen vorher keiner kannte, und den man sich nicht merken muss. Außerdem war er erheblich zu alt, über 70, um noch als Hoffnungsträger durchzugehen. Bayern ist ja nicht China.
Pronold kann damit aber auch alle Hoffnung fahren lassen, die SPD gegen einen der mutmaßlichen Nachfolger von Horst Seehofer, dem CSU-Granden, an die Macht zu führen. Ob nun der Franke Markus „Dschingis“ Söder oder die mit einem erstaunlichen Wiederwahlergebnis gestärkte Oberbayerin Ilse Aigner – die SPD steht auf verlorenem Posten. Einer von diesen beiden kommt nach dem „Kini“, nach Horst dem Großen.
Aber mehr noch: Der Süden besteht nicht nur aus Bayern, sondern auch aus Baden-Württemberg. Und dort sieht es nicht besser aus. Die SPD unter Nils Schmid nähert sich dem Projekt 18, ein Desaster im Vergleich zu CDU und Grünen. Womöglich werden die Sozialdemokraten also bei der nächsten Landtagswahl noch miserabler abschneiden als bei der vorhergehenden. Allein schon, damit es für eine Neuauflage von Grün-Rot im Ländle 2016 reicht, muss die SPD an sich arbeiten. Darüber hinaus aber dringend auch, damit nicht bereits jetzt alle Chancen im Bund 2017 in den Wind geschrieben sind.
Bei der vergangenen Bundestagswahl war es die baden-württembergische Union, die – gut erholt und gut aufgestellt – Angela Merkel wieder zum Amt der Kanzlerin verhalf. Diese Landespartei war dafür maßgeblich. Übrigens mit einem Spitzenkandidaten Wolfgang Schäuble und dessen Schwiegersohn Thomas Strobl im CDU-Vorsitz. Wenn nun die SPD sich das noch einmal vor Augen führt, dann erkennt sie: Will sie (hinzu-)gewinnen, muss sie das im Süden schaffen. Nur sieht danach nicht aus. Guter Rat ist hier teuer. Mitleid aber billig.