Dresdner Polizei verhindert rechten Aufmarsch: Die „Querdenker“ kamen nur bis zum Gartenzaun
Trotz eines Verbots versuchten zahlreiche „Querdenken“-Demonstranten, in Dresdens Innenstadt zu gelangen. Die Polizei stoppte eine Gruppe rechter Hooligans.
Der Ausflug nach Sachsen endete für “Captain Future” und seine Mitstreiter schon nach wenigen Minuten auf Bahnsteig Zwei des Dresdner Hauptbahnhofs. Der Berliner und seine selbsternannte “Freedom Parade” ist seit Frühling fester Bestandteil der “Querdenker”-Szene in der Hauptstadt. Teilnehmer der Gruppe fallen immer wieder durch verschwörungsideologische Äußerungen und fehlende Abgrenzungen zum Reichsbürger-Milieu auf.
An diesem Dezembersamstag hatte sich die Gruppe Dresden als Reiseziel auserkoren. Auf der Cokerwiese der sächsischen Landeshauptstadt war schon vor Wochen eine Demonstration des Dresdner Ablegers der “Querdenken”-Bewegung angemeldet worden, die sich gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung richten sollte.
Die Stadt Dresden zweifelte jedoch an Einsicht und Vernunft der erwarteten Teilnehmer, die strengen Pandemie-bedingten Demonstrationsauflagen wie Maskenpflicht und Abstand auch einzuhalten. Aus diesem Grund nahm sich die Stadt ein Beispiel an Bremen, welches am vergangenen Wochenende eine Demonstration der Corona-Bewegung verboten hatte.
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Das Dresdner Verbot wurde von Verwaltungsgerichten in mehreren Instanzen bestätigt und so durfte die Demonstration nicht stattfinden. Hunderte Polizeibeamte sollten verhindern, dass sich dennoch Maßnahmen-Skeptiker, Virusleugner und Verschwörungsideologen für Spontandemos zusammentun.
Viele Hooligans kamen nur bis zum Hauptbahnhof
Doch nicht nur “Captain Future” und seine Mitstreiter fielen der gut vorbereiteten Bundespolizei am Hauptbahnhof in die Hände und mussten direkt den Heimweg antreten. Auch dutzende Personen, die der Hooligan-Szene zuzurechnen sind, wurden von Polizeikräften bereits bei der Anreise abgefangen und zurück in die Züge nach Hause eskortiert.
Eben jene Hooligan-Szene hatte im Vorfeld intensiv für die Demonstration der “Querdenker” nach Dresden mobilisiert. Die Aufrufe für die Kundgebung wurden unter anderem von den "Jungen Nationalisten“, der rechtsextremen Jugendorganisation der NPD, sowie französischen sowie tschechischen Hooligan-Gruppen geteilt.
Erst am vergangenen Wochenende tauchten bei einer “Advents-Demonstration” der Corona-Bewegung in Düsseldorf hunderte schwarz gekleidete Personen aus dem rechten Spektrum auf, die schließlich von der Polizei eingekesselt wurden.
Polizeikessel in Einfamilienhaus-Siedlung
Eine ähnliche Erfahrung musste heute eine beschauliche Einfamilienhaus-Siedlung im Dresdner Stadtteil Strehlen über sich ergehen lassen. Wie ein Polizeisprecher dem Tagesspiegel mitteilte, hatte sich gegen 14:30 Uhr eine geschlossene Gruppe von 80 bis 100 Menschen von dort Richtung Innenstadt aufgemacht. Die Polizei identifizierte sie als „Gewalttäter Sport“ - in der Regel bezeichnen Behörden Hooligans mit dieser Formulierung.
Der Pulk hätte sich “äußerst aggressiv” verhalten. Er habe nur mit einer großen Anzahl von Einsatzkräften in Strehlen gestoppt werden können. Dabei sei es laut Polizei zu Straftatbeständen wie Hausfriedensbruch gekommen, als einzelne Hooligans auf der Flucht vor der Polizei auch auf Privatgrundstücke eindrangen.
„Strehlen ist doch sonst immer so ruhig“
Die Polizei habe 55 Personen aus der Gruppe in Gewahrsam genommen. Die meisten davon seien den Behörden “einschlägig bekannt”, einige hätten sogenannte Schutzbewaffnung dabei gehabt.
Und so endete der Ausflug für den Großteil der Hooligan-Gruppe zwar nicht schon auf Gleis Zwei des Hauptbahnhofs, aber dafür am Strehlener Gartenzaun im Polizeikessel. Eine ältere Anwohnerin kommentierte das mit dem Satz: „Strehlen ist doch sonst immer so ruhig“.
„Querdenker“ mischen sich unter Gegendemonstranten
Auch sonst ging die sächsische Polizei am Samstag konsequent gegen jegliche Auflagenverstöße vor. Auf der Cockerwiese war lediglich eine Gegenveranstaltung mit bis zu 200 Teilnehmenden genehmigt worden.
Vereinzelt sprachen Beamte dort Platzverweise gegen “Querdenker” aus, die versuchten sich unter die Gegendemonstranten zu mischen. Auch Verletzungen gegen die Maskenpflicht wurden geahndet und ein Reisebus voller “Querdenken”-Demonstranten in Polizeibegleitung zurück zur Autobahn eskortiert, ohne dass die Insassen überhaupt Dresdner Boden betraten.
Aufmärsche in Frankfurt und Erfurt
Anders stellte sich die Situation in Frankfurt am Main und Erfurt dar, wo ebenfalls die lokalen Ableger der “Querdenken”-Initiative zu Demonstrationen aufgerufen hatten. Sowohl in Hessen als auch in Thüringen waren die Demonstrationen im Vorfeld aus Gründen des Infektionsschutzes verboten wurden.
Anders als in Dresden konnte es die Polizei jedoch in beiden Fällen nicht komplett verhindern, dass es zu größeren Menschenansammlungen kommt. Während den wenigen hundert “Querdenkern” in der Bankenmetropole zwischenzeitlich mit dem Gebrauch von Wasserwerfern gedroht wurde, hatte die Thüringer Polizei nach Beobachterangaben große Mühe, bis zu 500 Menschen aus dem Spektrum der Corona-Bewegung in der Erfurter Innenstadt am Demonstrieren zu hindern. Dabei soll es auch zum Einsatz von Pfefferspray gekommen sein.