zum Hauptinhalt
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist nach Rom gereist, wo die G20 zwei Tage lang über die Corona-Pandemie beraten wollen.
© Johannes Neudecker, dpa

G-20-Staaten beraten über Corona: Die neuerliche Beschwörung der Impf-Gerechtigkeit

Die Staatengemeinschaft ist bei der Pandemiebekämpfung am Thema Fairness gescheitert. Das aktuelle G-20-Treffen in Rom wird das fortschreiben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Gunnar Göpel

Was haben so gut wie alle europäischen und globalen Treffen auf höchster Ebene in diesem Jahr gemeinsam? Die Mächtigen dieser Welt beteuern den Stellenwert der globalen Impfsolidarität.

Motto: Die anhaltende und nach wie vor gefährliche Corona-Pandemie kann nur dann erfolgreich überwunden werden, wenn die Menschen in allen Regionen der Erde ausreichend gegen das Coronavirus immunisiert sind. Es ist das Dogma der Pandemiebekämpfung: unumstößlich, unumgänglich – und bisher unerfüllt.

In Rom treffen sich, persönlich und nicht virtuell, seit Sonntag und bis zum Montag die Gesundheitsminister:innen der G-20- Staaten, also der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer. Italien hält derzeit den Vorsitz der Gruppe und möchte einen „Pakt von Rom“ unterzeichnen lassen, in dem wieder einmal hoch und heilig versichert wird, die internationale Zusammenarbeit beim Impfen zu verstärken.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Fast 7,9 Milliarden Menschen sollen auf der Erde leben, und nach den erfassten Impfungen sind rund 2,17 Milliarden Menschen vollständig gegen Sars-CoV-2 immunisiert, also etwa 28 Prozent. In Deutschland verfügen 61 Prozent über den vollständigen Impfschutz. Das ist nach wie vor zu wenig, um der Pandemie Herr zu werden, aber doch deutlich mehr als beispielsweise in Südafrika, wo erst rund jeder Zehnte vollständig geimpft ist.

Inzwischen werden Dosen gespendet

In Ländern mit niedrigem Einkommen sieht es, zehn Monate nach den ersten Impfungen, noch schlimmer aus: Gerade einmal 1,8 Prozent der Bewohner:innen haben bisher überhaupt eine Vakzindosis verabreicht bekommen. Inzwischen werden eifrig Dosen gespendet. Die USA, Frankreich und Schweden waren schon aktiv, jetzt auch Deutschland.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) kündigte in Rom an, Deutschland wolle bis Jahresende der internationalen Corona-Impfkampagne 100 Millionen Impfdosen zur Verfügung stellen. Aber ist es wirklich ein solidarisches Angebot, wenn Impfstoff-Dosen gespendet werden, die knapp ein Jahr nach Beginn der Impfkampagne bei stagnierenden Impfraten kaum noch unters Volk zu bringen sind?

Die Staatengemeinschaft ist, das kann längst konstatiert werden, am Thema Fairness gescheitert. Nationalstaatliche Interesse überwogen, der Wohlstand gewann, der Großteil der Welt hatte das Nachsehen. Das rufen sich hoffentlich auch die Vertreter:innen der G 20 ins Gedächtnis, wenn sie über die Tagesordnungspunkte „Prävention künftiger Pandemien“ und „Instrumente zur Bekämpfung der Pandemie“ diskutieren. Dabei können sie auch gleich das Thema Impfbereitschaft beraten. Denn vorhandene Dosen bringen nichts, wenn Impfangebote nicht angenommen werden.

Zur Startseite