Biker-Freunde von Wladimir Putin: "Die Nachtwölfe" planen „Siegesfahrt“ nach Berlin - auf den Spuren der Roten Armee
Die sogenannten "Nachtwölfe", ein von Kremlchef Wladimir Putin unterstützter Motorradclub, wollen mit einer Europatour den Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland feiern und auf den Spuren der Roten Armee bis nach Berlin fahren.
Ein vom russischen Präsidenten Wladimir Putin unterstützter Motorradclub will mit einer Fahrt nach Berlin an den Sieg der Sowjetunion über Hitler-Deutschland erinnern und stößt damit in Polen auf ein geteiltes Echo. "Nach Berlin", heißt das Motto auf der Website der russischen Biker - in Anlehnung an den Schlachtruf der Roten Armee 1945. "Ziel ist es, das Andenken an diejenigen zu ehren, die beim Kampf gegen den Faschismus gefallen sind", sagte Organisator Andrej Bobrowski am Montag der Nachrichtenagentur AFP.
Die Motorradtour soll von Moskau aus durch Russland und quer durch Ost- und Mitteleuropa bis nach Berlin den Weg der Sowjetarmee am Ende des Zweiten Weltkriegs nachfahren. Beteiligt ist auch der als ultranationalistisch geltende Moskauer Bikerclub "Die Nachtwölfe", dessen Mitglieder sich regelmäßig an Putins Seite zeigen. Die Tour ist den Veranstaltern zufolge jedoch nicht politisch motiviert.
"Wir sind keine Historiker, aber wir wollen die Hunderttausenden von Zivilisten nicht in Vergessenheit geraten lassen, die im Krieg gestorben sind", sagt Bobrowski. Ein weiteres Ziel sei, die "guten Beziehungen" zwischen Russland und den durchquerten Ländern zu entwickeln und zu stärken.
Start ist am 25. April
Der Start für die 6000 Kilometer lange Strecke ist am 25. April in Moskau. Über Weißrussland, Polen, Tschechien, die Slowakei und Österreich führt die Reise bis in die deutsche Hauptstadt. Dort soll die Tour am 9. Mai enden, dem Tag der endgültigen Kapitulation Nazi-Deutschlands in Berlin-Karlshorst. Auf dem Programm der Biker stehen Besuche von Denkmälern, Todeslagern wie Auschwitz und Dachau sowie das sowjetische Ehrenmal im Berliner Treptower Park. Bobrowski zufolge wollen sich viele europäische - auch deutsche - Motorradfahrer der Rallye anschließen.
Der kurz vor Zusammenbruch der Sowjetunion 1989 gegründete Club der Nachtwölfe zählt in deren Nachfolgestaaten heute rund 5000 Mitglieder. Die Biker waren bisher unter anderem auf der Schwarzmeer-Halbinsel Krim kurz nach deren Eingliederung in die Russische Föderation unterwegs und tauchten auch schon in der prorussischen "Volksrepublik Luhansk" in der umkämpften Ostukraine auf.
In Polen gibt es Widerstand gegen die geplante Motorradtour. Mehr als 9000 Unterschriften wurden für eine Petition gesammelt, die von den Behörden verlangt, den rund 40 erwarteten Bikern die Einreise zu verwehren. Seit dem Beginn der Ukraine-Krise haben sich die Beziehungen beider Länder rapide verschlechtert. "Mit wehenden russischen Flaggen wollen sie den Weg der Roten Armee nachfahren, die Polen niemals Freiheit gebracht hat", sagt der Initiator der Petition, Jarek Podworski aus dem ostpolnischen Lublin.
Doch ein anderer polnischer Biker-Club sprach sich für den Besuch der russischen Motorradfahrer aus: "Wenn wir in Russland unterwegs sind, werden wir immer herzlich empfangen", sagt Wiktor Wegrzyn. Der Präsident des Clubs Sternfahrten von Katyn organisiert regelmäßig Touren an Orte in Russland, an denen Polen Opfer des stalinistischen Terrors wurden.
Wegrzyn fordert vom polnischen Außenministerium, den Nachtwölfen kostenfreie Visa zu gewähren. "Russlands Botschaft hat uns solche in den vergangenen sechs Jahren jedes Mal ausgestellt", sagt Wegrzyn. Aus dem Außenministerium in Warschau verlautete, der Fall der Motorradtour werde geprüft. (AFP)