Neuer UN-Kommissar Filippo Grandi: Die Lösung der Flüchtlingskrise hängt auch von ihm ab
Am 1. Januar tritt der neuen Chef des UNHCR sein Amt an. Der Geldmangel des UN-Hilfswerks gilt als ein Hauptgrund für die Fluchtbewegung in Richtung Europa.
Es ist ein Stabwechsel in sehr schwieriger Zeit: Zum Jahresbeginn bekommt das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR einen neuen Chef. Der 58 Jahre alte Italiener Filippo Grandi folgt auf den Portugiesen António Guterres, der die Organisation seit 2005 geleitet hatte. 60 Millionen Menschen weltweit sind zurzeit auf der Flucht – und zwei Drittel von ihnen werden durch Leistungen des UNHCR unterstützt.
Im November hatte der in Mailand geborene Diplomat sich beim Rennen um den Chefposten durchgesetzt. Interesse daran hatte unter anderem die frühere dänische Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt bekundet. Offenbar sprach UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sich aber gegen die Sozialdemokratin aus, weil diese eines der restriktivsten Einwanderungsgesetze in Europa mit auf den Weg gebracht hatte. Leer ging auch Achim Steiner aus, der aus Deutschland stammende Chef der UN-Umweltorganisation Unep. Die Mehrzahl der UN-Flüchtlingskommissare stammte in der Vergangenheit aus Europa.
Mit Grandi setzen die UN nun auf einen Diplomaten, der mit der Materie bestens vertraut ist und dessen Heimatland selbst Ankunftsort vieler Flüchtlinge ist. Der studierte Philosoph arbeitet seit Jahrzehnten für die Weltorganisation. Bereits von 1988 bis 2004 war er in Diensten des UNHCR, unter anderem als Kabinettschef früherer Flüchtlingskommissare. Nach seinem Studium hatte er als Freiwilliger zunächst kambodschanische Flüchtlinge in Südostasien betreut.
Eine der Hauptaufgaben wird es sein, Geld einzutreiben
In den vergangenen fünf Jahren amtierte Grandi als Chef von UNWRA, dem Hilfswerk für die palästinensischen Flüchtlinge. In dieser Funktion erlebte er unmittelbar auch die Auswirkungen des Kriegs in Syrien mit. Andere humanitäre Einsätze hatten ihn zuvor nach Afghanistan, in den Irak, nach Kenia, Benin, Ghana, Liberia und in den Jemen geführt. In seinem neuen Amt ist Grandi für knapp 10000 Mitarbeiter weltweit verantwortlich.
Eine seiner Hauptaufgaben wird es nun sein, mehr Geld für die Arbeit des UNHCR einzutreiben. Trotz der Dringlichkeit der Krise gilt das Hilfswerk als völlig unterfinanziert. Abgesehen von einem UN-Notfonds ist die Organisation auf freiwillige Zuschüsse von Staaten, Institutionen oder privaten Spendern angewiesen. Der Geldmangel beim UNHCR und die Kürzung von Essensrationen in den Flüchtlingslagern des Nahen Ostens gelten als ein Hauptgrund für die aktuelle Flüchtlingsbewegung in Richtung Europa.