Bündnis 90/Die Grünen: Die Lager sind in Beton gegossen
Die alte Fraktionsspitze ist die neue Fraktionsspitze, die Grünen schaffen keine Veränderung. Ob das gut geht? Ein Kommentar
Alle reden von Veränderung, nur wir nicht. Kann ein grüner Wahlspruch werden. Katrin Göring-Eckardt und Anton Hofreiter führen weiter die Grünen-Fraktion im Bundestag. Alte Köpfe in neuer Lage – könnte schiefgehen. Im Bundestag wurde man schließlich nach hinten durchgereicht: kleinste Oppositionspartei, kürzere Redezeit, weniger Sichtbarkeit. Die Bestätigung des Parteilinken Hofreiter und der Reala Göring-Eckardt ist ein Zeichen, wie betoniert die Lager-Logik ist – Links, Realo, Frau – , der das populärste Gesicht der Grünen, der bisherige Parteichef Cem Özdemir, zum Opfer fiel. Die vielen Gegenstimmen zeigen das vorhandene Unbehagen. Aber Özdemirs Unterstützern bei den Realos fehlte Überzeugungskraft, im Gespräch mit den Linken ein Bündnis für ein anderes Führungsduo zu basteln, weil keine Frau gegen Göring-Eckardt antreten wollte. Und es fehlte auch Entschlossenheit. Denn in zwei Wochen wird die neue Parteispitze gewählt. Die Realo-Kandidaten, der schleswig-holsteinische Minister Robert Habeck mit seinen Sonderwünschen und vor allem die Brandenburger Abgeordnete Annalena Baerbock, haben nur dann Chancen, wenn die Linken nicht auf die Barrikaden gehen. Für die aber wäre es ein Affront gewesen, wenn die Realos gegen die bisherige Fraktionsspitze geputscht hätten. Prinzip Hoffnung. Ob das gut geht? Die Taube ist weg, und der Spatz noch nicht in der Hand.
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