Australien: Die Koala-Krise
Immer mehr Städte, immer weniger Wälder und dann noch der Klimawandel: Australiens Beuteltiere stehen vor dem Aussterben, warnen Fachleute.
Ein Foto wird derzeit zum Symbol: Es zeigt einen Koala, der sich an einem Lastwagen festklammert, auf der Suche nach einem Eukalyptusbaum. Vor allem im Osten Australiens sind in den vergangenen Jahren große Flächen an Wäldern gerodet worden und die Koalazahlen dadurch dramatisch gefallen. Im Bundesstaat Queensland sind sie um 53 Prozent zurückgegangen, im Bundesstaat New South Wales, in dem Sydney liegt, um 26 Prozent. Die vom World Wildlife Fund (WWF) in Auftrag gegebene Studie hat die Entwicklung der vergangenen 20 Jahre sowie eine Projektion auf die kommenden zwei Jahrzehnte in die Untersuchung einfließen lassen.
Der Koala am Lastwagen hatte dabei noch Glück im Unglück. Der Lastwagenfahrer fuhr zwei Kilometer rückwärts, um den Koala im Falle eines Sturzes nicht zu überfahren, und parkte sich schließlich neben einem Baum ein, auf den der Beutler wenig später dankbar kletterte.
Eine weitere WWF-Analyse zeigt, dass die Rodung von Wäldern im Südosten von Queensland beispielsweise 179 Koalas innerhalb von nur zwei Jahren das Leben gekostet hat. Zwischen 2013 und Mitte 2015 sind in der Region über 44 Quadratkilometer an Buschland abgeholzt worden, nachdem der Waldschutz zurückgefahren wurde.
Die Bauunternehmer sind zurück
„Wenn man die Bäume dem Erdboden gleichmacht, vertreibt man auch die Koalas“, sagte WWF-Umweltforscher Martin Taylor. „Sie müssen sich ein neues Zuhause suchen und werden dann von Autos und Hunden getötet.“ Auch der Koalaforscher Darryl Jones, ein Ökologe an der Griffith-Universität, bestätigte, dass die Beuteltiere „ernste Probleme“ hätten, „vor allem entlang der bewaldeten Küstenregionen, wo eine massive urbane Entwicklung stattfindet“.
Innerhalb von 13 Jahren mussten laut der Naturschutzorganisation 2000 Koalas im Südosten von Queensland mit Brüchen in Tierkrankenhäuser eingeliefert werden. Die meisten wurden Opfer von Autounfällen oder Hundeattacken. Nur zwei Prozent überlebten.
Auch das Koalakrankenhaus in Port Macquarie in New South Wales schrieb Ende April auf Facebook: „Die Bauunternehmer sind zurück und fällen die Koala-Futterbäume in der Beach Street in Bonny Hills.“ Sowohl die Gemeinde als auch sie selbst seien machtlos und beim Umweltministerium würde niemand ans Telefon gehen. „Das ist kriminell – vor allem, da die Koalas eine gefährdete Art sind.“ Das Krankenhaus berichtete von einem Koala, der suchend auf einem Haufen Holzabfällen gefunden worden sei, fast so, als würde er sich fragen: „Wo sind all die Bäume hin?“
Neben dem Verlust von Lebensräumen, der Gefahr von Hundeangriffen und Autounfällen macht auch die sogenannte Chlamydia-Infektion, die bei Koalas unter anderem zur Erblindung, zur Unfruchtbarkeit und zum Tod führen kann, den australischen Symboltieren zu schaffen.
Die heutigen Koalazahlen entsprechen dabei nur noch einem Bruchteil der ursprünglichen Population. Bereits um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert wurden Koalas wegen ihres weichen Fells gejagt und Koalafelle nach Großbritannien und den USA exportiert. Diese Praxis tötete bis in die 1930er Jahre Millionen Tiere.
Um das Aussterben der Koalas im Osten des Landes zu verhindern, sei „der Schutz des Habitats extrem wichtig“, sagte Koala-Forscher Darryl Jones. Außerdem müssten sichere Übergänge und Passagen gebaut werden, sogenannte grüne Korridore, damit die Tiere sicher Straßen überqueren könnten. „Ich denke, dass es für Menschen und Koalas durchaus möglich ist, erfolgreich zusammenzuleben“, gibt sich Jones optimistisch. Es bedürfe nur der richtigen Planung.
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