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Ein Soldat der sri-lankischen Armee vor der Antoniuskirche in Colombo.
© Eranga Jayawardena/AP/dpa

Katholiken in Sri Lanka: Die Kirche könnte eigentlich die Versöhnerin sein

Sri Lanka ist buddhistisch geprägt. Nur etwa sechs Prozent der Einwohner sind katholisch. Doch der Kirche kommt in dem zerrissenen Land eine wichtige Rolle zu.

Der südasiatische Inselstaat Sri Lanka vor der Küste Indiens ist überwiegend buddhistisch geprägt. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung gehören dieser Religion an. Etwa sechs Prozent der rund 20 Millionen Sri-Lanker sind katholischen Glaubens. Diese rund 1,2 Millionen Katholiken leben im Hauptstadterzbistum Colombo und den elf weiteren Bistümern des Inselstaates. Davon gehören je etwa die Hälfte zur singhalesischen Bevölkerungsmehrheit und zur tamilischen Minderheit. Während ihr Anteil unter den 15 Millionen Singhalesen nur 4 Prozent beträgt, sind es bei den knapp 4 Millionen Tamilen mehr als 15 Prozent.

Die katholische Kirche gehört damit zu den wenigen Institutionen, die in beiden Bevölkerungsgruppen verankert sind und damit zur Versöhnung nach dem blutigen Bürgerkrieg (1982-2009) beitragen können. Ein weithin sichtbares Zeichen dafür ist die jeden August stattfindende Wallfahrt nach Madhu zu einer 400 Jahre alten Marienstatue. Mehrere Hunderttausend Menschen nehmen daran teil, nicht nur Katholiken und andere Christen, sondern auch Buddhisten und Hindus.

Papst Franziskus sprach bei seinem Besuch in Madhu im Januar 2015 den „Apostel von Ceylon“, Joseph Vaz (1651-1711), heilig. Erste christliche Missionare waren bereits im 5. Jahrhundert aus Persien auf die Insel gekommen. Doch erst mit der Ankunft der Portugiesen im 16. Jahrhundert begann eine systematische Mission, die von den Orden der Franziskaner, Jesuiten, Dominikaner und Augustiner getragen wurde. Unter der niederländischen Kolonialherrschaft ab Mitte des 17. Jahrhunderts kehrten sich die Vorzeichen um: Die katholische Religion wurde verboten, protestantische Prediger gefördert. Der indische Oratorianer-Missionar Vaz spielte in dieser Zeit eine wichtige Rolle für das Überleben der katholischen Kirche.

Die Briten stellten ab 1796 die Religionsfreiheit wieder her und ermöglichten Ordensleuten aus mehreren europäischen Ländern den Zugang zum damaligen Ceylon. Die erste katholische Diözese wurde 1834 gegründet. Mit ihren Schulen, Krankenhäusern und Sozialeinrichtungen, die nicht nur Katholiken offen stehen, hat sich die Kirche Ansehen in der Mehrheitsgesellschaft erworben - freilich auch Anfeindungen extremistischer Buddhisten, die den Anspruch erheben, dass Sri Lanka ein buddhistisches Land sei. Die Christen leiden bis heute unter dem Image, eine von Kolonialherren importierte Religion zu vertreten.

Sri Lankas Bürgerkrieg war 2009 nach 26 Jahren zu Ende gegangen. Die Rebellengruppe Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) hatte für einen unabhängigen tamilischen Staat im Norden des Landes gekämpft. Die Armee ging gegen die Aufständischen mit aller Härte vor und besiegte sie schließlich. Die UN wirft beiden Seiten Kriegsverbrechen vor.

Missio beklagt mangelnde Bemühungen zur Versöhnung

Das katholische Hilfswerk Missio beklagte nach den verheerenden Anschlägen am Sonntag mangelndes Versöhnungsengagement in dem zerrissenen Land. „Nach wie vor fehlt es an Bemühungen, gemeinsam Wege des Friedens und der Versöhnung zu gehen und der gesamten Bevölkerung ein Leben in voller Achtung ihrer persönlichen Würde zu ermöglichen“, sagte Prälat Klaus Krämer, Präsident von Missio Aachen.

Die tropische Insel Sri Lanka an der Südspitze Indiens sei zehn Jahre nach dem Bürgerkrieg nur scheinbar zur Ruhe gekommen. Im Inneren des Landes schwele noch immer der Konflikt zwischen den beiden größten ethnischen Gruppen - den buddhistischen Singhalesen und den hinduistischen Tamilen. Vor allem die im Krieg unterlegenen Tamilen beklagten weiterhin schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen durch den Staat.

Auch die Verbrechen des Bürgerkrieges seien immer noch nicht aufgearbeitet, das Schicksal von Zehntausenden Verschwundenen noch nicht aufgeklärt. Fundamentalistische buddhistische Organisationen versuchten immer noch, ethnische Konflikte religiös aufzuladen, beklagte Missio. Darunter hätten in der Vergangenheit auch Christen und Muslime gelitten. (KNA, dpa)

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