Missbrauchsbeauftragter zur Pädophilie-Debatte: "Die Grünen sind auf dem richtigen Weg"
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) greift Jürgen Trittin an, der Spitzenkandidat der Grünen verhöhne die Opfer von sexuellem Missbrauch. Dagegen bescheinigt der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, der Partei, sie habe mit der unabhängigen Aufarbeitung ihrer Gründerzeit genau den richtigen Weg gewählt.
Wählen die Grünen den richtigen Weg zur Aufarbeitung des dunklen Teils ihrer Parteigeschichte?
Der Parteivorstand hat die richtige Entscheidung getroffen, indem er mit Herrn Walter einen unabhängigen Wissenschaftler beauftragt hat, die Gründungszeit der Grünen aufzuarbeiten. Allein, dass das damalige Programm der kommunalen Liste in Göttingen aus dem Jahre 1981 nun bekannt geworden ist, zeigt, dass sein Institut unabhängig arbeitet. Auch schmerzhafte Ergebnisse werden veröffentlicht, das ist genau der richtige Weg.
Haben Sie Verständnis für Forderungen von Unionspolitikern, wonach Trittin seine Spitzenkandidatur im Bundestagswahlkampf ruhen lassen soll?
Ich werde mich zu diesen Wahlkampfauseinandersetzungen zwischen den Parteien in der letzten Woche vor der Bundestagswahl nicht äußern. Das ist nicht meine Aufgabe. Wichtig ist, dass die Partei Die Grünen die Aufarbeitung fortsetzt, und dass sie Betroffenen die Möglichkeit gibt, sich an sie zu wenden und dass diese im Forschungsprojekt angehört werden. Dann kann in Ruhe und losgelöst vom Wahlkampf und von populistischen Forderungen entschieden werden, wie man auf die Opfer angemessen und sensibel zugeht.
Wie unterscheiden Sie zwischen jemand, der sich pädophiler Straftaten schuldig gemacht hat und jemand, der in Publikationen solchem Handeln Raum gibt?
"Wer ein Kind missbraucht hat, ist ein Straftäter. Er oder sie hat sich einer schweren Straftat schuldig gemacht Wer hingegen eine Debatte über die Legalisierung von sexuellen Handlungen zwischen Erwachsenen und Kindern angestoßen hat, hat für viele Pädosexuelle Rechtfertigungsgründe für ihre Taten geliefert. Damit steht er auch in der Verantwortung. Er muss sich mit dem völlig falschen Blick auseinandersetzen, den er damals auf Kindesmissbrauch gehabt hat und auch Verantwortung übernehmen.
Johannes-Wilhelm Rörig (53) ist seit Dezember 2011 Unabhängiger Beauftragter für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Er folgte in dieser Funktion Christine Bergmann. Das Gespräch führte Matthias Meisner.