Vom Sammlerstück zum Gefährten: Die Geschichte der Puppe
Erst war sie Prestigeobjekt. Dann wurde sie Spielzeug. Aber heute scheint ihre Beliebtheit zu schwinden.
Helenchen hält still. Mit verträumtem Blick sitzt sie auf dem Schoß von Victoria Martin, die bedächtig kleine Zöpfe in ihr frisch gewaschenes und geföhntes braunes Haar flicht. Ab und zu fällt ein Haar auf ihr geblümtes Röckchen, zu dem sie eine weiße Bluse und eine mit Blumen bestickte rote Filzweste trägt. Auf dem kleinen Tisch vor der Friseurin liegen Kämme, Haarspray und Lockenwickler bereit. Victoria Martin wäscht, schneidet, föhnt, legt, bis zu zwei Stunden kann das dauern. Helenchen aber macht keinen Mucks, Helenchen ist eine Puppe.
„Jede Frisur ist verschieden“, sagt Martin und kämmt das Haar von Helenchen zurück. „Das ist wie bei Menschen.“ Im Regal stapeln sich die Puppen bis zur Decke mit braunem, rotem und blondem Schopf. Der schmale, lichtdurchflutete Raum, in dem Martin die Puppen frisiert, ist die Vertriebszentrale des Puppenherstellers Käthe Kruse in Donauwörth. Hier werden die Traditionspuppen, die mehrere hundert Euro kosten können, eingekleidet, verpackt und in die ganze Welt verschickt. Sie werden noch in Handarbeit hergestellt, wie zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Käthe Kruse zu einem der bedeutendsten deutschen Puppenhersteller aufstieg.
Seit sich im Biedermeier ein neuer Kindheits- und Erziehungsbegriff durchgesetzt hatte, gewannen Spielzeuge, allen voran Puppen, an Bedeutung, als Gefährten und Projektionsfiguren für die Kinder. Im 20. Jahrhundert, mit Plastik als neuer Allzweckwaffe, wurden sie zum günstigen Massenprodukt, das in keinem Spielzimmer fehlte. Heute aber scheint die Puppe auf dem Rückzug. „Das Angebot auf dem Spielzeugmarkt ist so riesig, dass die Puppe zunehmend von anderen Produkten verdrängt wird“, sagt Maya Götz, Leiterin des Internationalen Zentralinstituts für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI). Einer aktuellen Studie der Marktforscher von „Icon Kids & Youth“ zufolge, die die Lieblingsspielzeuge der Sechs- bis Zwölfjährigen analysiert hat, kommt die Puppe nach Computerspielen und Spielzeug zum Bauen auf Platz drei und hat damit in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren. Eine Studie des IZI zeigt ein ähnliches Bild: 26 Prozent der befragten Erwachsenen geben an, die Puppe sei der wichtigste Begleiter ihrer Kindheit gewesen. Bei den befragten Kindern zwischen einem und sechs Jahren gilt das nur noch für 19 Prozent.
Auch die Industrie ist schuld daran: „Manche der heute beliebten stereotypisierten Puppen lassen wenig Raum für Fantasie“, meint die Entwicklungspsychologin Insa Fooken. Sie hat jüngst das Buch „Puppen – heimliche Menschenflüsterer“ veröffentlicht, in dem sie sich mit der Rolle dieses jahrhundertealten Spielzeugs beschäftigt. Der Trend gehe zu weniger Puppenvielfalt: „Entweder gibt es große Babypuppen, die bis ins Detail Lebenswirklichkeit vortäuschen wollen, oder hyperweibliche Puppen wie Barbies oder Lilifee-Prinzessinnen“, sagt sie.
Dennoch ist Fooken eine Fürsprecherin der Puppe: Ihre archaische Macht und ihr Zauber als beseeltes Abbild des Menschen seien „tief mit der Menschheitsgeschichte verwurzelt“ und stünden in Verbindung mit unseren Wünschen, Vorstellungen und Utopien. Um die Fantasie der Kinder nicht einzuengen, sei der Gesichtsausdruck einer Puppe besonders wichtig, sagt Fooken. „Sie muss so beschaffen sein, dass die Kinder ihre Emotionen in die Puppe hineinlegen können, so dass sie zu vielen verschiedenen Rollen im Spiel passt.“
Um 1900 waren Puppen wertvolle Sammlerstücke
Das sah auch Käthe Kruse so. Der verträumte Blick ist das Markenzeichen ihrer Puppen. Schicht für Schicht werden sie aufgemalt, bevor die eine ganz getrocknet ist, wird schon die die nächste aufgetragen. „Wenn ein Kind traurig nach Hause kommt und die Puppe lacht es an, das passt doch gar nicht“, soll Kruse einst gesagt haben.
In der Kruse-Malerei in Donauwörth blicken den Besucher hunderte solcher Augen an. Bis unter die Decke stapeln sich in den Regalen Puppenköpfe, kleine, große, Kinder, Babys, manche schon fertig bemalt, andere noch hautfarben und nackt. Durch die matten Scheiben in der Decke fällt weißes Licht auf Alexander Pasuchanitsch. Der Maler sitzt auf einem Hocker hinter der Staffelei, zwischen Acryllack, Retuschierfirnis und gut hundert verschiedenen Ölfarben. „Puppengesichter zu malen ist nicht so anders als ein Gemälde“, sagt er, während er bei einer kleinen blonden Puppe aus dem Jahr 1937 mit zarten Pinselstrichen helle Stellen an ihrer Wange ausbessert. Seit mehr als 20 Jahren bemalt er bei Käthe Kruse die wertvollen Künstlerpuppen, die in Donauwörth hergestellt werden, und repariert und restauriert die alten Modelle aus Stoff. Über die Jahre verlieren manche ihre Farbe, etwa am Mund vom vielen Küssen, andere haben Kitschen und Macken. Die Restauration ist vielleicht die größte Herausforderung. „Die Puppen stammen aus einer Zeit, in der es noch keine Normen für Farben gab“, sagt Pasuchanitsch. Sie tragen eine Vielzahl verschieder Hautfarben und der Maler muss so lange mischen, bis der Ton stimmt.
Puppen, angelehnt an die lateinischen Worte pupa oder pupula (Mädchen), gibt es schon seit Anbeginn der Zeit. „Die Puppe, also das mehr oder minder vollkommene Abbild des Menschen, existierte schon Jahrtausende, ehe das erste Kind sich ihrer bemächtigt hat“, schrieb der Berliner Kulturhistoriker Max von Boehn 1929. Die ältesten stammen aus dem Neolithikum, meist Tierfiguren aus Ton, Stein oder Knochen, und haben mit unserem modernen Bild von Puppen wenig gemein: Menschenfigürchen aus vorgeschichtlicher Zeit „waren sicher keine Puppen für kindliches Spiel, sondern Idole in magischer Funktion“, schreibt Barbara Krafft in dem Katalog zur Münchner Ausstellung „Traumwelt der Puppen“. Auch im alten Ägypten und in der Antike dienten die Ebenbilder des Menschen in erster Linie als Grabbeigaben, Marionetten oder religiöse Symbole. Ihre Existenz ist meist nur in Dichtung, Mythologie oder Bildnissen bezeugt, denn durch die vergänglichen Werkstoffe wie Elfenbein, Wachs oder Holz haben sie die Jahrtausende nicht überdauert.
In Deutschland, Frankreich und Großbritannien begannen Kunsthandwerker um das 15. Jahrhundert herum mit der professionellen Herstellung der sogenannten Docken, zunächst aus Holz und Stoff. Mitte des 19. Jahrhunderts folgte der Übergang zur industriellen Produktion. In Frankreich wurden die ersten Modepuppen geschaffen, die sogenannten Parisiennes. Sie waren kleine Erwachsene, mit zartem Teint, fein geschnittenen Porzellangesichtern und pompöser Mode, die ledernen Körper mit Sägemehl gestopft, und galten als der „Inbegriff vollendeter Puppenschönheit“.
Auch in Deutschland etablierte sich eine Industrie: in Thüringen, um Sonneberg und Walthershausen. Es gab große Tonvorkommen, viel Holz und billige Arbeitskräfte. Tausende von Heimarbeiterinnen – auch viele Kinder – waren an der Puppenproduktion beteiligt, zu extrem niedrigen Löhnen. Weil Holzdocken nicht mehr gefragt waren, experimentierten die Hersteller mit den verschiedensten Materialien für die Köpfe, zunächst mit Wachs und dem billig herzustellenden Papiermaché, mit Leder, Stoff, später dann mit Porzellan und der unglasierten, marmorähnlichen Variante, dem sogenannten Biskuit.
Die Industrialisierung und die Gewerbefreiheit beförderten die Massenproduktion und die Deutschen brachten es zu einer Monopolstellung in Europa. Sie kopierten Trends, unterboten Preise und exportierten ihre Puppenköpfe in mehr als 30 Länder der Welt. Amerikanische Kaufhäuser kauften in Massen, der Handelskonzern Woolworth hatte zu Beginn des 19. Jahrhunderts sogar einen Standort in Sonneberg. Weil sich die französischen Puppenhersteller zunehmend von den deutschen Exporteuren unter Druck gesetzt fühlten, schlossen sie sich 1899 zur Société Française de Fabrication de Bébés et Jouets (S.F.B.J.) zusammen.
Spielgefährten im heutigen Sinne waren die steifen, zerbrechlichen Sammlerstücke aus dem frühen 19. Jahrhundert aber nicht: „Das Ausfahren der teuren Porzellanpuppe erfolgte unter Aufsicht, wie auch das eigentliche Spiel damit“, schreibt Udo Leidner im Buch „Puppen aus Thüringen“. Die geschonten Kostbarkeiten, die aus der Welt der Eltern stammten, sollten den Kindern aus gehobenen Schichten, und damit in erster Linie den Mädchen, als Idealbild der Ehefrau und Mutter dienen, Wünsche und Träume wecken, zum spielerischen Einüben der künftigen Rolle – mit wenig Spielraum für die eigene Fantasie. So heißt es in der Geschichte „Mémoires d’une Poupée“: „Ganz genau betrachtet ist die Puppe der Angelpunkt der Menschheit! Wie die kleinen Mädchen einer Epoche zu ihren Puppen sind, so werden sie als Frauen in der Welt sein.“
Nicht jedes Kind mochte das. So beschrieb der Dichter Rainer Maria Rilke, dem die Spielzeuge von seiner Mutter aufgedrängt wurden, sie in seinem Aufsatz „Puppen“ von 1914 als schlaffe Geschöpfe, „träge: hingeschleift durch die wechselnden Emotionen des Tages“. Sie seien der „grausige Fremdkörper, an den wir unsere lauterste Wärme verschwendet haben“. Sie lägen vielmehr da, „sich träumen lassend; wie sie’s gewohnt waren, am Tag mit fremden Kräften unermüdlich gelebt zu sein“. Die Puppe, so wusste Rilke, ist Projektionsfigur. Sie lebt von dem, was man in sie hineindenkt.
Die Entdeckung der Kindheit beflügelte die Puppenindustrie
Ähnlich erging es Käthe Kruse, deren Erfolgsgeschichte 1905 mit einer Kartoffel begann: Die gelernte Schauspielerin hatte ihr zweites Kind bekommen und ihre dreijährige Tochter Mimerle wollte auch ein Baby zum Spielen, Wickeln und Herzen. Ihr Mann, der Berliner Schauspieler Max Kruse, aber weigerte sich, Mimerle eine Puppe zu kaufen. „Nee, ick koof euch keene Puppen. Ick find se scheißlich. Wie kann man mit einem harten, kalten und steifen Dings mütterliche Gefühle erfüllen? Macht euch selber welche!“
Mit einem abgebrannten Streichholz malte Käthe Kruse einer Kartoffel Augen, Nase und Mund, füllte ein Handtuch mit Sand und band zwei Ärmchen ab. Diese Puppe war keine Schönheit, aber durch den Sand war sie schwer und warm, und vor allem war sie keine kleine Erwachsene, sondern ein Baby. Ein „Kind für das Kind – zärtlich und warm“, das war der Leitsatz von Käthe Kruse, der stellvertretend für die Entwicklung der Puppen nach der Jahrhundertwende steht.
Durch den Biedermeier hatte sich im deutschen Bürgertum ein neuer Erziehungsbegriff durchgesetzt, maßgeblich geprägt von Johann Heinrich Pestalozzi und seinem Schüler Friedrich Fröbel. Die Kindheit, sie sollte glücklich sein, von Spiel und Lernen geprägt. „Spielen, Spiel ist die höchste Stufe der Kindesentwicklung, der Menschenentwicklung dieser Zeit; denn es ist freithätige Darstellung des Innern“, schrieb Fröbel in seinem Werk „Die Menschenerziehung“ von 1826. Kinderbücher, Holzspielzeug, Puppen waren plötzlich in deutschen Stuben gefragt. „Kinder galten lange als kleine Erwachsene. Im Biedermeier wurde die Kindheit als eigene Lebensphase entdeckt“, sagt Dagmar Preising, die in Aachen das Couven-Museum leitet, in dem derzeit eine große Puppenausstellung gezeigt wird.
Die Entdeckung der Kindheit, sie beflügelte die Puppenhersteller. In Thüringen entstanden um 1909 erstmals die heute so wertvollen „Charakterpuppen“. Antje Lode beschreibt sie in „Traumwelt der Puppen“ als „folgerichtige Entwicklung der pädagogischen Reformbestrebungen und des Entstehens einer eigenständigen Kinderwelt“. Die Charakterpuppen zeigten statt des idealisierten Frauengesichtes der Modepuppen das gesamte Spektrum der Kindermimik. Der Hersteller Kämmer & Reinhardt ließ sich die Charakterpuppe patentieren, aber auch Firmen wie Schildkröt, Steiff und Käthe Kruse produzierten damals schon. Im Berliner Warenhaus Herrmann Tietz ließ Kruse sich 1910 zu einer Ausstellung ihrer künstlerisch anmutenden Stoffpuppen überreden, die ihr Massen von Bestellungen einbrachte.
Kruse verschloss sich den vielen Neuerungen, die der scharfe Konkurrenzdruck zu Beginn des 20. Jahrhunderts hervorbrachte. Die Puppen wurden beweglich, konnten ihre Augen öffnen und schließen, manche bewegten sich mit Hydraulik. „Die Puppe kennt keinen technischen Schnickschnack, im Gegenteil, sie regt zu grenzenloser Fantasie an“, sagte Kruse dazu geringschätzig.
Doch es kam ein neuer Werkstoff auf: Nachdem die Rheinische Gummi- und Celluloidfabrik, die später in Schildkröt umbenannt wurde, 1896 in Mannheim die erste Puppe aus dem neuartigen Kunststoff Zelluloid hergestellt hatte, verbreitete sie sich rasch in der Welt.
Der Erste Weltkrieg brachte die Puppenindustrie zum Erliegen, und bevor sie sich richtig erholen konnte, infiltrierte schon der Nationalsozialismus die deutschen Spielzimmer. Puppenköpfe sollten den rassischen Vorstellungen Hitlers entsprechen, sein Bild hing in den Puppenstuben an der Wand. Der Zweite Weltkrieg beendete erneut die Herstellung, und Absatz und Produktion der europäischen Puppenindustrie erreichten nie wieder den Vorkriegsstand. Die USA und England hatten während des Krieges eigene Industrien aufgebaut und schützten sich mit hohen Importzöllen vor der Konkurrenz aus Europa.
Auch für Käthe Kruse war der Wiederanfang nach dem Krieg schwer. Ihr Werk lag in Bad Kösen in Sachsen-Anhalt, das zur sowjetischen Besatzungszone gehörte. Schon 1946 errichteten ihre Söhne Michael und Max wegen der unklaren politischen Verhältnisse in Donauwörth und Bad Pyrmont Zweigwerke. 1950 wurde Kruse von der DDR enteignet. Mit ihren treuesten Mitarbeiterinnen floh sie nach Donauwörth, ihre Tochter Hanne brachte etliche Schnittmuster und Entwürfe über die Grenze. Doch die Geschäfte liefen schleppend, Rohstoffe waren knapp und bald revolutionierten neue Materialien das Geschäft: 1948 wurde die erste Puppe aus Weichgummi in Königssee hergestellt, und mit modernen Maschinen konnten die Hersteller am Fließband Millionen von identischen Modellen produzieren. Der Spielwarenhersteller Zapf schuf in den 60er Jahren Plastikpuppen, die man baden und wickeln konnte, und das zu kleinem Preis.
Der Siegeszug der Plastikpuppen
Die Barbie ist die wohl berühmteste Vertreterin der Generation der Plastikpuppen. 1959 brachte die Firma Mattel sie in den USA auf den Markt, nach einem Modell der deutschen Firma Hausser in Neustadt. Sie war – Jahrhunderte später – erneut das Abbild einer erwachsenen Frau und glich einem Mannequin. Sie passte in das amerikanische Lebensgefühl der 50er und 60er Jahre, das von Konsum und Wohlstand für die Mittelklasse geprägt war. Barbie und ihr männliches Pendant Ken fuhren Sportwagen, trugen schicke Mode der Zeit.
An den unrealistischen Maßen der Barbie, den übergroßen Brüsten und der extrem schmalen Taille, sowie dem von ihr transportierten Frauenbild des sexy Modepüppchens entzündeten sich die Gemüter der Feministinnen und 68er. Auch die Puppe an sich wurde hinterfragt. Sie zementiere Geschlechterrollen, enge die Fantasie ein, sagten Kritiker. Die Mädchenpuppe galt ab Mitte der 70er Jahre als „Instrument eines geschlechtsspezifischen Sozialisationsdrucks“, schreibt die Psychologin Insa Fooken. Die Folge war in vielen Haushalten die „puppenlose Kindheit“.
Käthe Kruse erlebte diese Entwicklung nicht mehr, sie starb 1968. Seit 1990 leitet das Ehepaar Andrea-Kathrin und Stephen Christenson die Firma. Die Traditionspuppen aber werden noch immer streng nach Kruses Vorgaben hergestellt. Als sie noch das Unternehmen führte, verbrachte sie jeden Abend an der Staffelei, und hinterließ ihren Mitarbeiterinnen kleine Zettelchen. „Die Puppe sagt 55“, schrieb sie, wenn die Lippen zu schmal geraten waren, oder „Schielböckchen“, wenn sie mit den Augen unzufrieden war.
Auch wenn in Donauwörth die Zeit stehen geblieben zu sein scheint, bei Käthe Kruse hat längst die Moderne Einzug gehalten. Seit Jahren schon verdient die Firma mehr mit Spielzeug und Kindermode als mit Puppen. Nur noch die Traditionsmodelle werden in Donauwörth hergestellt, wo heute 45 Mitarbeiter beschäftigt sind. Die Spielpuppen, meist durch und durch aus Kunststoff, kommen aus Lettland. Sie sind an die aktuelle Mode angepasst: Ein Modell aus der neuen Kollektion trägt kleine rote „Chucks“ und mit Glitzer besetzte Kopfhörer. Auch sämtliche Kleider, Stofftiere und anderes Spielzeug werden in Lettland genäht, von rund 400 Mitarbeitern. „Eine Puppenstrickjacke zu deutschen Löhnen würde allein fast 100 Euro kosten“, sagt Schneiderin Sabine Zehrfeld, die in Donauwörth die neuen Puppenmodelle entwirft.
Damit folgt die Firma Käthe Kruse dem Trend. Viele deutsche Puppenhersteller lassen heute in Asien fertigen. Auch die Barbie, die meistverkaufte Puppe der Welt, einst in Deutschland geboren, in den USA groß geworden, kommt mittlerweile aus China.
Vielleicht werden genau deshalb auch immer wieder Puppen nach Donauwörth zur Reparatur gebracht, sie liegen in kleinen weißen Krankenhauskittelchen in einer Box und warten auf die Diagnose durch den Puppendoktor. Manchen fehlen Arme und Beine, andere wiederum haben Mottenlöcher oder sie haben ihr Haar verloren. Sie reihen sich nicht ein in das namenlose Heer aus selbst gebastelten Puppen, und auch nicht in die Billigware, die irgendwann im Müll landet. Sie, so sagte es Käthe Kruse, „bleiben dem Kind ein Leben lang treu“.
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