zum Hauptinhalt
Präsidentschaftsbewerberin Hillary Clinton.
© dpa

Hillary Clinton bei den US-Vorwahlen: Die Führung wächst, der Zweifel auch

Ex-Außenministerin Hillary Clinton baut bei den US-Vorwahlen zwar ihren Vorsprung vor Bernie Sanders aus. Doch zugleich zeigt sie ihre Verwundbarkeit. Ein Kommentar.

Im Kampf um die Nominierung sind Delegiertenstimmen die entscheidende Währung, im Ringen um politische Dominanz ist es hingegen die Überzeugungskraft in strategisch wichtigen Wählergruppen. Für Hillary Clinton lautet die paradoxe Bilanz aus den Vorwahlergebnissen in der Nacht zu Mittwoch: Sie baut ihre Führung bei den Delegierten aus, nährt aber gleichzeitig Zweifel an ihrer breiten Anziehungskraft auf Kernwählergruppen der Demokraten.

Sie siegte mit hohem Vorsprung im Südstaat Mississippi, dank der hohen Loyalität der Afroamerikaner zum Powerpaar Clinton. Sie verlor jedoch im "Rust Belt"-Staat Michigan, der einmal das kraftstrotzende Herz der amerikanischen Automobilindustrie war, weil die weißen Arbeiter, soweit sie noch demokratisch wählen und nicht dem Populisten Donald Trump bei den Republikanern nachlaufen, Linksaußen Bernie Sanders den Vorzug vor ihr geben. Denn der formuliert die Kritik am US-Wirtschaftsmodell kraftvoller als sie, von den angeblich so schädlichen Freihandelsabkommen mit Billiglohnländern bis zu den Praktiken der Wall Street.

Widersprüchliche Entwicklung

Bekommt Bernie Sanders mit seinem Sieg in Michigan zweite Luft? Ja, was seine politische Attraktivität betrifft. Doch nein, wenn es um seine Aussichten auf die Nominierung als Präsidentschaftskandidat geht. In der Delegiertenzählung fällt er weiter zurück.

Im besten Fall verlängert diese widersprüchliche Entwicklung das Ringen um die Kandidatur, zwingt Hillary Clinton, an ihren Schwächen zu arbeiten, und macht sie zu einer besseren Kandidatin. Wenn sie hingegen ihrer schon oft zu beobachtenden Neigung nachgibt, auf Zeichen ihrer Verwundbarkeit mit noch mehr Verschlossenheit und auswendig gelernten Parolen zu reagieren, verschlechtern sich die Aussichten der Demokraten, das Weiße Haus im Herbst zu verteidigen.

Zur Startseite