zum Hauptinhalt
Scherben kehren nach der Detonation in Kairo.
© Reuters

Terrorgefahr in Kairo: Die Bomben haben Ägypten fest im Griff

In Kairo gibt es fast täglich eine Bombenwarnung. Am Dienstag explodierte ein Sprengsatz unweit vom Tahrir-Platz. Die Terroristen wollen das Militärregime an seiner schmerzvollsten Stelle treffen: der Wirtschaft.

Nach dem bislang blutigsten Multianschlag am Wochenende auf dem Nordsinai mit mindestens 40 Toten nehmen die Gewalttäter jetzt offenbar mehr und mehr die Ballungszentren am Nil sowie den Tourismus ins Visier. Am Dienstagmorgen explodierte im dichten Berufsverkehr eine Bombe im Zentrum von Kairo nahe dem Tahrir-Platz. Es wurde niemand verletzt. In Alexandria starb ein Passant und zwei Menschen wurden verwundet, als neben einem Polizeiposten ein Sprengsatz hochging.

Auf dem Kairoer Flughafen entdeckte die Polizei zwei Bomben, eine lag in der Ankunftshalle von Terminal 3, wo Lufthansa und Egypt Air landen. Die andere konnte nahe einer Polizeistation auf dem Gelände entschärft werden. Bei den Sprengsätzen, die ferngezündet werden sollten, lag ein Zettel mit der Aufschrift „Warte auf uns im März“. Nach Angaben der Behörden wurde der Flugbetrieb nicht unterbrochen. Auf Youtube kursieren seit Tagen Ultimaten im Namen des „Islamischen Staates“ an sämtliche Ausländer, internationale Organisationen und Botschaften, Ägypten umgehend zu verlassen.

Investoren Angst machen

Die Bombe im Zentrum von Kairo lag in einem Elektroverteilkasten auf der Qasr-al-Nil-Straße versteckt, einer beliebten Einkaufsgegend mit zahlreichen Geschäften und Cafés. Hier war vor einer Woche die 33-jährige Demonstrantin Shaimaa Sabbagh bei einem Polizeieinsatz erschossen worden, ein Fall, der durch zahlreiche Fotos und Handyvideos dokumentiert ist. Polizisten mit Spürhunden suchten den ganzen Vormittag die Umgebung nach weiteren Sprengsätzen ab.

Doch vor allem die schrankenlose Polizeiwillkür, die zahllosen Folterberichte aus den überfüllten Gefängnissen sowie das bizarre Agieren der Justiz haben Ägypten international tief in Misskredit gebracht. Die Bedrohung durch den Terror setzt dem Image Ägyptens weiter zu.

Die Terroraktionen zielen offenbar auf eine Mitte März von der Regierung geplante große internationale Investorenkonferenz in Sharm el Sheikh, auf der sich Ägypten anderthalb Jahre nach dem Sturz Mursis durch das Militär wieder als stabil und zukunftssicher präsentieren will. Das Treffen, schon einmal verschoben, soll offenbar durch Terroraktionen gestört werden.

Zur Startseite