Neue Machtverhältnisse: Die Bischöfe brauchen die Frauen
Aber der Vatikan will von Gleichberechtigung nichts wissen. Die deutschen Bischöfe könnten aber eine Frau zur Sekretärin wählen. Ein Kommentar.
Na, das ist doch schon mal was: Die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) hat das Twittern begonnen. Ein Aufbruch, rechtzeitig zur Herbstvollversammlung in Fulda. 69 hohe Geistliche, die sich zu aktuellen Themen einlassen; Live-Streams von Veranstaltungen; Videos auf YouTube – man könnte meinen, die Katholiken hätten, nach Matthäus, die Zeichen der Zeit erkannt. Die ja in der Gesellschaft auf Transparenz und Offenheit stehen.
Doch nicht alles, was sich innerhalb der Bischofskonferenz tut, ist abgesegnet vom Vatikan. Der verhält sich wie eine Art Springprozession: ein Schritt vor, zwei zurück. Dringend nötige Reformen, so im Sinne einer stärkeren Beteiligung von Frauen, werden von der römischen Kurie nicht gefördert, obwohl es sich zwischenzeitlich so anhörte, als könne man mit dem Papst darüber reden.
Geredet wurde auf den Regionalkonferenzen des „Synodalen Wegs“ über eine bisher bei den Katholiken nicht gekannte Einbindung der Gläubigen. Aber die Frauen, die sich beispielsweise zu „Maria 2.0“ zusammengeschlossen haben, hegen trotzdem wenig Hoffnung auf eine Änderung der Machtstrukturen und eine stärkere Gleichberechtigung der Frauen.
Die Bischöfe sind noch gefangen zwischen dem Druck von oben, möglichst nichts zu ändern, und dem Druck von unten, möglichst viel zu ändern.
Immer mehr deutsche Bischöfe üben sich in Widerständigkeit
Dabei ist die Lage klar. Hunderttausende Gläubige kehren der katholischen Kirche jährlich den Rücken, immer weniger Menschen wollen Priester werden. Dies zwingt zu neuen Wegen, zu Gemeindezusammenlegungen, aber auch zur stärkeren Einbindung von Laien. Was der Vatikan nicht will; für ihn sollen immer weiter allein die Priester das Sagen haben.
Diese Position vertreten auch Kardinäle wie Rainer Maria Woelki aus Köln. Doch was er meint, ist nicht mehr Mehrheitsmeinung. Dass unter den zwölf Aposteln keine Frau gewesen sei, wie Woelki traditionalistisch betont, bedeutet nicht, dass Frauen nicht doch die Stützen des Kirchenfundaments werden. Bischöfe wie Franz-Josef Overbeck, Franz-Josef Bode und Felix Genn, ja, auch der neue Vorsitzende der DBK, Georg Bätzing, üben sich in diesen Fragen in Widerständigkeit gegen Rom.
Ein schöner Gradmesser für die weitere Entwicklung wird die Auswahl des neuen Sekretärs der Bischofskonferenz sein, einer Art internem Manager. Pater Hans Langendörfer, mehr als eine graue Eminenz, geht nach langen Jahren – und ihm könnte eine Frau folgen. Oder eine Führung in Doppelspitze, mit Frau und Mann. Bischof Bätzing sucht schon. Diese Herbstvollversammlung bringt zwar noch keine Entscheidung. Aber den Livestream der Pressekonferenz dazu sollte der Vatikan genau verfolgen.
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