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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hielt am Montagabend seine vierte Rede in der Corona-Krise.
© REUTERS

Macron verlängert Ausgangssperre in Frankreich: Die Angst vor dem kollektiven Lagerkoller

Macron appelliert in der Corona-Krise an das Wir-Gefühl. Anderenfalls würden die Franzosen die harten Einschränkungen auch kaum akzeptieren. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Albrecht Meier

Emmanuel Macron schlägt einen neuen Ton an. Frankreichs Präsident, der im März martialisch gegen das Coronavirus mobil machte, zeigt sich auf einmal demütig. In seiner jüngsten Rede an die Nation wandte er sich direkt an diejenigen, die in erster Linie von jenem „Krieg“ betroffen sind, den der Staatschef zuvor ausgerufen hatte. Ob der Kampf gelingt, hängt weniger von einem einzigen Macher an der Spitze des Staates ab, sondern vor allem vom Personal im Gesundheitswesen – so lautet Macrons Botschaft.

Neue Demut des Präsidenten

Die neue Demut des Präsidenten kommt nicht völlig überraschend. Im Umgang mit Zuckerbrot und Peitsche hat er bereits eine gewisse Übung. Auch auf dem Höhepunkt der „Gelbwesten“-Unruhen vor einem guten Jahr entdeckte Macron nach wochenlangen Ausschreitungen in seinen Reden an die Nation plötzlich die sozial Schwachen, die am Monatsende finanziell nicht mehr über die Runde kommen.

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Zwar gibt es in Frankreich gegenwärtig anders als während der „Gelbwesten“-Krise keine explosive Stimmung, welche die Amtsführung des Präsidenten grundsätzlich in Frage stellt. Im Gegenteil: Umfragen im Anschluss an die jüngste Rede des Präsidenten ergaben, dass eine Mehrheit mit einer weiteren Verlängerung der Ausgangssperre um mindestens vier Wochen einverstanden ist.

Und dennoch gibt es für Macron einen guten Grund, mehr denn je an den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu appellieren: Die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich sind weitaus strikter als in Deutschland. Wer im Nachbarland zur Erholung vor die Tür treten oder sich auf eine Joggingrunde machen will, darf dies nur innerhalb eines Radius von einem Kilometer tun. Angesichts der Gefahr eines kollektiven Lagerkollers dürfte Macron daher sehr wohl wissen, dass es nicht ausreicht, die Verlängerung der Ausgangssperre lediglich von oben herab zu dekretieren.

Schulen sollen schrittweise geöffnet werden - aus sozialen Gründen

Die Debatte über die Exit-Strategie verläuft in Frankreich dabei ähnlich wie in Deutschland. Auch im Nachbarland werden vor allem Lockerungen für jüngere Schulkinder gefordert, für die digitales Lernen gerade in ärmeren Familien keine Option darstellt. Macrons Ankündigung, ab dem 11. Mai mit der schrittweisen Öffnung von Schulen zu beginnen, hat vor allem soziale Gründe.

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Allerdings – und das erklärt auch die vergleichsweise strikten Ausgangsbeschränkungen – ist Frankreich von der Pandemie weit schlimmer betroffen als Deutschland. Neben der höheren Zahl der hierzulande verfügbaren Intensivbetten gibt es vor allem zwei Ursachen: Während sich in Deutschland zunächst vermutlich vor allem Jüngere ansteckten und eine große Anzahl von Tests die Eindämmung erleichterte, fehlten in Frankreich vergleichbare Voraussetzungen.

Macron muss sich die Frage gefallen lassen: Warum so wenige Tests?

Bis Ende April soll die Zahl der täglichen Corona-Tests nach einer Ankündigung der Regierung in Paris auf 50 000 hochgefahren werden. Macron muss sich dennoch die Frage gefallen lassen, warum eine flächendeckende Abklärung erst so spät in Gang kommt.

Wie Macron in seiner Rede zudem darlegte, stellt neben den Tests auch die allgemeine Verfügbarkeit von Masken eine Grundvoraussetzung für das Gelingen der Exit-Strategie dar. Ironie der Geschichte: Angesichts der H1N1-Pandemie vor zehn Jahren ließ die damalige Gesundheitsministerin Roselyne Bachelot Millionen Masken nach Frankreich liefern. Damals wurde sie als übereifrige Verschwenderin von Steuergeldern kritisiert.

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