Energieversorgung: Deutschland will mehr Flüssig-Gas aus den USA
Wirtschaftsminister Altmaier will die Zusammenarbeit mit den Amerikanern bei der Energieversorgung ausbauen. Die wollen mehr Flüssiggas liefern.
Deutschland will künftig mehr Flüssig-Erdgas (LNG) aus den USA einführen - dazu sollen mit staatlicher Förderung mindestens zwei neue LNG-Terminals in Norddeutschland gebaut werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier sagte am Dienstag in Berlin, er rechne mit einer Entscheidung in den nächsten Wochen: „Ich sehe an mindestens zwei Standorten die Chance, dass wir rasch etwas verwirklichen können.“
Als mögliche Standorte für Terminals zum LNG-Import konkurrieren Brunsbüttel, Wilhelmshaven und Stade. Dort haben sich private Konsortien gebildet. Die Bundesregierung will den Bau mit staatlichen Fördergeldern unterstützen. Altmaier sprach von „substanziellen“, aber zugleich überschaubaren Beiträgen. Eine konkrete Summe wollte er nicht nennen. Es gebe verschiedene Fördertöpfe.
Der Wirtschaftsminister kündigte zudem an, die Gasnetzbetreiber zu verpflichten, LNG-Terminals ans Gas-Fernleitungsnetz anzuschließen. Damit würde er eine Entscheidung der Bundesnetzagentur korrigieren, nach der die Betreiber des Terminals in Brunsbüttel selbst für den Anschluss an das Fernleitungsnetz sorgen müssten. Das hätte das Projekt in Brunsbüttel um 80 Millionen Euro verteuert.
Bislang kein Import-Terminal für LNG
In Deutschland gibt es bisher noch kein Import-Terminal für LNG. Letztlich entscheiden private Investoren, ob sie rund 500 Millionen Euro für ein solches Projekt riskieren wollen. Das Brunsbütteler Konsortium teilte am Dienstag mit, es habe einen weiteren großen Kunden gewonnen und plane nunmehr, eine Genehmigung für ein Terminal mit einer Kapazität von acht Milliarden Kubikmeter pro Jahr zu beantragen. Wenn die Genehmigung vorliegt, solle Ende dieses Jahres eine Investitionsentscheidung fallen.
In Deutschland werde in einer Übergangszeit künftig mehr Gas zur Energieversorgung benötigt, wie Altmaier sagte. Deutschland steigt bis Ende 2022 aus der Kernenergie aus. Bis Ende 2038 soll nach einem Konzept einer Regierungskommission zudem schrittweise die Kohleverstromung auslaufen. Zugleich wird in Europa weniger Gas gefördert, etwa in den Niederlanden. Das Nachbarland trägt bislang rund ein Fünftel zu den deutschen Importen bei. Der Großteil des in Deutschland verbrauchten Erdgas kommt aus Russland und Norwegen, ein kleiner Teil aus eigener Förderung.
Altmaier sagte bei einer LNG-Konferenz mit deutschen und amerikanischen Unternehmen, es komme nun darauf an, den Gasbezug breiter aufzustellen. Dabei könne auch LNG aus den USA eine Rolle spielen. „Mit LNG können wir Gas von noch mehr Anbietern beziehen und so unsere Versorgungssicherheit weiter erhöhen - am Ende muss es aber natürlich zu wettbewerbsfähigen Preisen geschehen.“ Bislang spielt LNG auf dem europäischen Markt eine untergeordnete Rolle und wird überwiegend aus Katar geliefert.
Altmaier wies die US-Kritik an Nord Stream 2 zurück
Im Gegenzug zum vorläufigen Verzicht auf höhere US-Zölle auf Autos hatte zudem EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker im vorigen Sommer US-Präsident Donald Trump unter anderem zugesagt, dass die EU den Import von Flüssiggas aus den USA erleichtern wolle. Es gibt bereits rund 30 LNG-Terminals in Europa, etwa in den Niederlanden, aber auch in Frankreich und Polen. Weitere sind im Bau.
Der stellvertretende US-Energieminister Dan Brouillette betonte, die USA könnten zu einem erheblichen Teil zum europäischen Gas-Bedarf beitragen. Die Preise dafür würden etwa wegen höherer Produktionskapazitäten in den USA in den kommenden Jahren deutlich fallen. Außerdem würden sinkende Transportkosten erwartet.
Brouillette bekräftigte die Kritik an der Erdgas-Pipeline Nord Stream 2 von Russland nach Deutschland. Die USA warnen vor einer zu großen Abhängigkeit vor russischem Gas. Altmaier wies die US-Kritik an Nord Stream 2 zurück. Er sagte, dies sei eine Frage, die in Europa entschieden werde. Bei der Energieversorgung dürfe Europa generell nicht erpressbar sein. Die EU-Staaten hatten sich auf einen Kompromiss verständigt, der den Weiterbau der Pipeline Nord Stream 2 zwischen Russland und Deutschland ermöglicht.
"Deutschland braucht kein Fracking-Gas aus den USA"
Aus Sicht des Energieverbandes BDEW kann verflüssigtes Erdgas die Versorgungssicherheit in Deutschland und Europa stärken. Der Energieträger könne entweder direkt zur Betankung von Lkws oder Schiffen genutzt oder in gasförmigem Zustand ins Erdgasnetz eingespeist werden. Zugleich betonte der BDEW, Investoren für eine LNG-Importinfrastruktur müssten auf dem freien Markt gefunden werden.
Kritik am Kurs Altmaiers kam von der Opposition. Der Linke-Wirtschaftspolitiker Klaus Ernst sagte: „Deutschland braucht kein Fracking-Gas aus den USA.“ Das Erdgas wird in den USA nach einer umstrittenen Methode aus tiefem Gestein gefördert, Umweltverbände beklagen schwerwiegende Umweltfolgen wie Risiken für das Grundwasser.
„Dieses Gas ist im Vergleich zu konventionell gefördertem, per Pipeline transportiertem Gas klimaschädlicher und teurer“, sagte Ernst. Die Grünen-Politikerin Julia Verlinden sagte: „LNG-Exporteure zu hofieren, die gefracktes Gas nach Deutschland verkaufen wollen, ist ein Schlag ins Gesicht für alle, die sich seit Jahren für ein striktes Fracking-Verbot einsetzen.“ (dpa)