Krieg in Syrien: Deutschland will acht Weißhelme und ihre Familien aufnehmen
In einer ungewöhnlichen Rettungsaktion sind Hunderte Mitglieder einer syrischen Zivilorganisation gerettet worden. Deutschland will insgesamt 47 Personen aufnehmen, die syrische Regierung kritisiert die Aktion.
Ein Teil der syrischen Weißhelme und ihrer Familien, die vor den heranrückenden Regierungstruppen im Süden Syriens in Sicherheit gebracht werden sollten, konnten aufgrund der Lage vor Ort nicht außer Landes gebracht werden. Die Menschen befänden sich noch in Syrien und es sei nicht sicher, ob eine neue Rettungsaktion gestartet werden könnte, erfuhr AFP aus kanadischen Regierungskreisen. In einer ungewöhnlichen Rettungsaktion waren am Sonntag 422 Mitglieder der syrischen Hilfsorganisation und ihre Angehörigen nach Israel geholt und dann nach Jordanien gebracht worden.
Die syrische Regierung hat die Aktion derweil kritisiert. Damaskus sprach am Montag von einer "kriminellen Operation", die von "Israel und seinen Helfershelfern" durchgeführt worden sei. Die syrische Regierung beschuldigt die Zivilschutzorganisation Weißhelme, Agenten ausländischer Feinde zu sein und mit den Aufständischen zusammenzuarbeiten, die Syriens Machthaber Baschar al-Assad stürzen wollen.
Die Weißhelme seien durch das Vorrücken der Truppen von Machthaber Baschar al-Assad im Süden Syriens bedroht, berichtete der israelische Armeerundfunk. Die Lage derjenigen, die es am Sonntag nicht über die Grenze schafften, sei "prekär", hieß es aus kanadischen Regierungskreisen.
Außenminister Maas: Hilfsaktion ein Gebot der Menschlichkeit
Nach israelischen Angaben hatte unter anderem der kanadische Premierminister Justin Trudeau um die Evakuierungsaktion gebeten. Kanada ist nach eigenen Angaben bereit, bis zu 50 Weißhelmen und deren Familien, also etwa 250 Menschen insgesamt, aufzunehmen. Trudeaus Regierung hat seit November 2015 mehr als 40.000 syrische Flüchtlinge nach Kanada geholt.
Auch Deutschland hat sich bereiterklärt, acht der geflohenen Personen und ihre Kernfamilie aufzunehmen, wie eine Sprecherin des deutschen Innenministeriums sagte. Es handele sich dabei um insgesamt 47 Personen, hieß es. Außenminister Heiko Maas sagte nach einem Treffen mit seinem britischen Kollegen Jeremy Hunt in Berlin, er sei erleichtert, dass die Weißhelme und ihre Familien in einer besonders kritischen Lage außer Landes gebracht werden konnten und nun in Sicherheit seien. Sie hätten unter Einsatz ihres Lebens in Syrien mehr als 100.000 Menschen gerettet. Hunt sprach von einer "fantastischen Nachricht", dass die Weißhelme gerettet werden konnten.
Nach Angaben des jordanischen Außenministeriums hatten Kanada, Deutschland und Großbritannien ursprünglich zugesagt, 827 Weißhelme und deren Angehörige aufzunehmen.
Einen Präzedenzfall will die deutsche Regierung in der Rettungsaktion nicht sehen, wie das Auswärtigen Amtes deutlich machte. "So eine Situation, wie am Wochenende, ist nicht beliebig reproduzierbar", sagte ein Sprecher. Außenminister Maas hatte die Hilfsaktion ein Gebot der Menschlichkeit genannt. Auch Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) bestätigte die Aufnahme der acht Weißhelme und ihrer Familien.
Die Evakuierten sollten wahrscheinlich nach dem üblichen Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer aufgeteilt werden. Auch Angehörige in Deutschland sollten eine Rolle spielen. Der Königsteiner Schlüssel regelt die Verteilung von Asylbewerbern in Deutschland und richtet sich nach Steuereinnahmen und Bevölkerungszahl der Länder. Die Weißhelme müssen in Deutschland allerdings kein Asyl beantragen, sondern sollen „aus völkerrechtlichen oder dringenden humanitären Gründen“ aufgenommen werden. (AFP, Reuters, dpa)
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