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Corona besser im Griff als andere: Straßenszene in Taipeh.
© Ann Wang / rtr

Forderung der FDP und des Weltärztebundes: Deutschland soll sich für Einbindung Taiwans in die WHO starkmachen

FDP und Weltärztebund fordern, Taiwan nicht länger von der WHO auszuschließen..Hintergrund sind die Erfolge des Landes bei der Corona-Bekämpfung.

Die FDP hat die Bundesregierung aufgefordert, sich angesichts der weltweiten Coronakrise für eine Beteiligung von Taiwan in der Weltgesundheitsorganisation (WHO) einzusetzen. In einem Fraktionsantrag verlangen die Liberalen unter anderem, Vertretern der dortigen Gesundheitsbehörden eine Teilnahme am Informationsaustausch der WHO und auch an dem geplanten WHO-Treffen zu Covid-19 zu ermöglichen. Außerdem sollte das Land bei der Weltgesundheitsversammlung 2020 einen Beobachterstatus erhalten.

Taiwan biete der Welt seine Hilfe an und wolle gerne an der internationalen Kooperation gegen die Ausbreitung der Covid-19-Epidemie teilnehmen, heißt es zur Begründung. Auf Initiative Chinas schlage die WHO solche Hilfe aus. Bei der Eindämmung von Covid-19 seien Vertreter Taiwans bisher fast nie eingebunden worden. Nur am 11. und 12. Februar durften taiwanische Mediziner per Online-Zuschaltung an einem Fachforum zum Umgang mit COVID-19 teilnehmen.

Taiwan hatte die Epidemie besser im Griff als andere

Hintergrund der Forderung ist auch der erfolgreiche Umgang des ostasiatischen Inselstaats mit der Coronakrise im eigenen Land. Modellrechnungen der Johns Hopkins University zufolge hätte Taiwan wegen der engen Verflechtungen mit Festland-China nach dem chinesischen Festland und Thailand eigentlich das Gebiet mit den drittschlimmsten Epidemie-Ausmaßen sein müssen. Tatsächlich hat sich die Covid-19-Epidemie in Taiwan aber weit weniger stark ausgebreitet als erwartet.

Die Taiwaner seien bei der Bekämpfung von Covid-19 sehr erfolgreich und böten der Welt ihre Hilfe an, sagt Ulrich Lechte, Mitglied des Auswärtigen Ausschusses und Vorsitzender des Bundestags-Unterausschusses Vereinte Nationen, internationale Organisationen und Globalisierung, dem Tagesspiegel Background Gesundheit & E-Health. Dass die WHO auf chinesischen Druck hin dieses Unterstützungsangebot ausschlügen, sei „unverantwortlich und muss sich ändern“, so der FDP-Politiker. „Eine solche Pandemie ist nicht die Zeit für politische Machtspiele. Die WHO muss bei der Bekämpfung von Covid-19 pragmatisch vorgehen und auch Taiwan einbinden.“

„Die Welt kann von Taiwans Erfahrung nur profitieren“

Sein Kollege Andrew Ullmann sieht das genauso. „In einer Zeit, in der globale Zusammenarbeit mehr denn je erforderlich ist, können wir uns keine weißen Flecken auf der Weltkarte erlauben“, sagte der FDP-Gesundheitspolitiker und Professor für Infektiologie. „Nur indem wir international zusammenarbeiten und voneinander lernen, können wir Menschenleben retten und unnötiges Leid verhindern.“ Die Welt könne von Taiwans Erfahrung in der Seuchenbekämpfung nur profitieren.

Peking setze darauf, Taiwan in der internationalen Staatengemeinschaft zu isolieren, heißt es in dem FDP-Antrag – und die Volksrepublik mache daher auch ihren Einfluss in der WHO geltend, um jede Einbindung Taiwans in den WHO-Informationsaustausch zu unterbinden. „Diese Politisierung der WHO wird dem fachlichen Anliegen der Bekämpfung von Epidemien nicht gerecht und führt zu vielen Fehlern.“ So habe die WHO beispielsweise ganz China, einschließlich Taiwan, als Hochrisikoland für Covid-19 eingestuft, obwohl Taiwan einzeln betrachtet gar kein Risikogebiet ist. „Diese Fehleinstufung hat teilweise zur Einstellung von Flugverkehr auch mit Taiwan geführt und entsprechenden wirtschaftlichen Schaden verursacht.

Weltärzte-Chef: Internationale Kooperation wichtiger als Großmachtpolitik 

Für eine Aufnahme Taiwans in die WHO plädiert auch der Vorstandsvorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery. „Gerade in der jetzigen Pandemiesituation zeigt sich besonders deutlich, wie viel wichtiger internationale Kooperation als Großmachtpolitik ist“, sagt er auf Anfrage. Taiwan habe wertvolle Erfahrungen bei der Bekämpfung der Corona-Ausbreitung gesammelt, es sei eines der wenigen Länder, die die Epidemie in ihrem Land weitgehend unter Kontrolle bringen konnten. „Es ist unerlässlich, dieses Wissen in einem Gremium wie der WHO zu teilen, damit auch andere Staaten davon profitieren können.“ Leider sei die WHO aber bis heute eine vor allem von „Rotchina“ beeinflusste politische Institution. „Ziel muss es aber sein, die medizinische Perspektive zu betonen“, so Montgomery. „Globale Gesundheit nämlich schert sich nicht um nationale Grenzen. Und schon gar nicht darum, ob China seinen benachbarten Inselstaat anerkennt."

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