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SEK-Beamte mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen in Köln.
© David Young/dpa

Kölner Sief Allah H.: Deutschland entgeht dem Bio-Bomber – Amerika sei Dank!

Der mutmaßlich geplante Biowaffenanschlag von Köln zeigt: Trotz der deutschen Wut auf Trump sind die USA im Antiterrorkampf unersetzlich. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Es ist seltsam. Wenn etwas Schreckliches im letzten Moment verhindert wurde, atmet die Phantasie auf und legt sich schlafen. Die Möglichkeit des Geschehens allein hält sie nicht wach. Kopfkino bleibt Kopfkino. Man kann es an- und ausschalten, ganz nach Belieben.

Ein 29-jähriger Tunesier, der im November 2016 nach Deutschland eingereist war, wurde vor gut einer Woche in seiner Wohnung in Köln-Chorweiler verhaftet. Er war zunächst ein unbeschriebenes Blatt, galt nicht als Gefährder, die Behörden hatten ihn nicht auf ihrem Radar. Mitte Mai traf dann die Warnung eines amerikanischen Geheimdienstes ein. Sief Allah H. hatte sich übers Internet große Mengen von Rizinussamen bestellt, dazu Chemikalien, mit deren Hilfe sich aus den Samen das hochgiftige Rizin herstellen lässt, sowie Zutaten für einen Sprengsatz. Laut Bundeskriminalamt (BKA) habe es ganz konkrete Vorbereitungen für einen Anschlag mit einer biologischen Waffe gegeben.

Nach dem CIA-Hinweis wurde der Verfassungsschutz aktiv, der Tunesier wurde überwacht, sein Telefon abgehört. Anfang Juni wurde der Fall ans BKA übergeben. Der Zugriff erfolgte durch schwer bewaffnete SEK-Polizisten, die Gasmasken trugen, und durch Experten des Robert-Koch-Instituts für biologische Giftstoffe. Terroranschlag vereitelt, wieder einmal.

NSA und CIA können und dürfen mehr als andere

Doch Erleichterung, die zum Abhaken des Falls führt, will sich diesmal nicht einstellen. Dafür wären die Folgen bei einem Anschlag zu gravierend gewesen. Erinnerungen an den Giftgas-Anschlag im März 1995 in Tokio werden wach. Damals hatten Mitglieder einer Endzeit-Sekte Plastiktüten mit Sarin aufgestochen und das tödliche Nervengift freigesetzt. Zwölf Menschen starben, Tausende wurden verletzt. Viele Opfer leiden bis heute unter den psychischen und physischen Folgen.

Auch Rizin kann schon in geringer Konzentration tödlich sein. Anleitungen, wie die Substanz hergestellt wird, kursieren im Internet. Seit Jahren ruft der „Islamische Staat“ seine Anhänger dazu auf, Anschläge mit chemischen und biologischen Giftstoffen zu verüben.

Der entscheidende Hinweis zur Vereitelung des geplanten Anschlags kam aus den USA. Es war nicht das erste Mal. Ob „Sauerland“-Gruppe oder Düsseldorfer Al-Qaida-Zelle, ob Attentatspläne in Hamburg-Wandsbek oder in St-Petersburg, ob Cyberangriffe oder geplante Terroranschläge in München: Stets sind es amerikanische Dienste, die ihren europäischen oder russischen Kollegen auf die Sprünge helfen müssen. NSA und CIA können und dürfen mehr als andere. Sie können verschlüsselte Gespräche und Nachrichten dekodieren, Schlüsselbegriffe in Kommunikationsdaten auswerten.

Vor einem Jahr lobte Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen die US-Geheimdienste als „ganz wichtige Erkenntnisquelle“, der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière sprach von einer „überragenden Bedeutung“ der geheimdienstlichen Zusammenarbeit. Auch unter der Regierung von Donald Trump sei die Kooperation im Sicherheitsbereich „hervorragend“ und „hoch professionell“.

Deutsche Wut über Trumps Politik ist verständlich. Dabei sollte aber nicht aus den Augen geraten, wie unersetzlich die USA im Antiterrorkampf sind. Der Kölner Biobomber mahnt zu einem Höchstmaß an Wachsamkeit. Er mahnt aber auch dazu, die Arbeitsebene mit den amerikanischen Geheimdiensten nicht durch eine unnötige Verbalrabulistik zu belasten.

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