„Uns gehen die Arbeitskräfte aus“: Deutschland braucht offenbar rund 400.000 Zuwanderer pro Jahr
Arbeitsagentur-Chef Detlef Scheele warnt, dass Deutschland die Fachkräfte ausgehen. Deshalb sollen Arbeiter aus dem Ausland integriert werden.
Deutschlands Arbeitsmarkt braucht nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, rund 400.000 Zuwanderer pro Jahr. Das wären deutlich mehr als in den vergangenen Jahren.
Es gehe nicht um Asyl, sondern um Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, sagte Scheele der „Süddeutschen Zeitung“. „Von der Pflege über Klimatechniker bis zu Logistikern und Akademikerinnen: Es werden überall Fachkräfte fehlen.“
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„Fakt ist: Deutschland gehen die Arbeitskräfte aus“, sagte Scheele. Durch die demografische Entwicklung nehme die Zahl der potenziellen Arbeitskräfte im typischen Berufsalter bereits in diesem Jahr um fast 150.000 ab.
Deutschland könne das Problem nur lösen, indem es Ungelernte und Menschen mit wegfallenden Jobs qualifiziert, Arbeitnehmerinnen mit unfreiwilliger Teilzeit länger arbeiten - und vor allem, indem es Zuwanderer ins Land hole. Zu möglichen Bedenken gegen Migranten sagte er: „Man kann sich hinstellen und sagen: Wir möchten keine Ausländer. Aber das funktioniert nicht.“
Der evangelische Sozialverband Diakonie erklärte, Deutschland brauche endlich eine neue Vision für ein modernes Land mit Menschen, die bereichernde Unterschiede mitbringen. „Die Integration in den Arbeitsmarkt funktioniert, ist aber kein Selbstläufer, sondern braucht auch politischen Willen und Investitionen in differenzierte Deutschkurse, Migrationsberatung und Förderprogramme zur Erwerbsintegration“, sagte Präsident Ulrich Lilie. Wenn sich etwa Flüchtlinge aus Afghanistan auf den Weg machten, sollte Deutschland seinen Beitrag leisten, um ihnen den Weg in die Berufstätigkeit erleichtern.
2020 wurden bundesweit 44.800 ausländische Abschlüsse als vollständig oder eingeschränkt gleichwertig zu deutschen Qualifikationen anerkannt. Das waren 5 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Rund zwei Drittel dieser Berufsabschlüsse waren medizinische Berufe.
Am 1. März 2020 war das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Kraft getreten. Es sieht etwa beschleunigte Verfahren bei der Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen vor. Kritik daran kam unterdessen vom Sprecher für Arbeitsmarktpolitik der FDP-Fraktion im Bundestag, Johannes Vogel. Er sprach von einem „kümmerlichen“ Gesetz, das der Bedeutung der Aufgabe bei weitem nicht gerecht werde. „Wir müssen endlich besser werden im globalen Wettbewerb um Talente - und brauchen dafür ein modernes Einwanderungsrecht mit Punktesystem, wie es etwa Kanada und Neuseeland schon lange vormachen.“ (KNA, dpa)
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