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Bad Gandersheim: Nach einem Starkregen im Mai 2018 wart eine Straße überflutet.
© Konstantin Mennecke/dpa

Schlimmer als auf den Fidschi-Inseln: Deutschland 2018 auf Platz Drei bei Klimaschäden

Seit 14 Jahren vergleicht die NGO Germanwatch, wie stark die Staaten von Extremwetter getroffen werden. Deutschland war noch nie so weit oben auf der Liste.

Deutschland hat einem Ranking der Entwicklungsorganisation Germanwatch zufolge im vergangenen Jahr erstmals zu den drei am stärksten von Extremwetter betroffenen Staaten gezählt. Wegen der Hitzewellen, Stürme und Dürren des Jahres 2018 landete Deutschland hinter Japan und den Philippinen auf Platz drei im Klima-Risiko-Index, den Germanwatch am Mittwoch auf der Weltklimakonferenz in Madrid vorstellte. Das gab es in der 14-jährigen Geschichte des Ländervergleichs noch nie. Im Langfrist-Index, der die Jahre 1999 bis 2018 auswertet, sind Puerto Rico, Myanmar und Haiti die Länder, die am stärksten von Stürmen, Überflutungen und Dürren betroffen waren.

Der jährlich veröffentlichte Klima-Risiko-Index basiert auf einer Datenbank des Rückversicherers Munich Re und Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF). Er vergleicht die durch Extremwetter verursachten Todeszahlen und Sachschäden nach Kaufkraftparitäten, und zwar sowohl die absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zur Einwohnerzahl und zum Bruttoinlandsprodukt.

Die weltweite Erderwärmung lässt Extremwetter-Ereignisse wie Trockenphasen und Stürme häufiger und stärker werden. In den vergangenen 20 Jahren hätten insgesamt mehr als 12.000 solcher Ereignisse knapp eine halbe Million Menschen das Leben gekostet und kaufkraftbereinigt rund 3,5 Billionen US-Dollar Schäden verursacht, teilte Germanwatch mit.

„Der Klima-Risiko-Index zeigt, dass massive Klimawandelfolgen weltweit zunehmen - sie treffen immer öfter auch Industrienationen wie Deutschland oder Japan“, sagte einer der Autoren der Studie, Maik Winges. „Im Vergleich sind aber die ärmsten Staaten der Welt den noch größeren Risiken ausgesetzt.“ Sie bekämen bisher kaum Hilfe für Schäden und Verluste von den Hauptverursachern des Klimawandels, also den Industriestaaten. Teils fehlten auch Daten, weswegen die Schäden in diesen Ländern eher unterschätzt würden.

Im Langfrist-Index sind sieben der zehn am stärksten betroffenen Staaten ärmere Länder. Wie die teils verheerenden Schäden in diesen Ländern finanziell bewältigt werden können, ist eines der Themen auf der diesjährigen UN-Klimakonferenz in Madrid, die am Montag begonnen hat und zwei Wochen dauert. Die internationale Klimafinanzierung ist in der Regel dafür gedacht, ärmeren Ländern dabei zu helfen, ihren Treibhausgas-Ausstoß zu senken und sich an den Klimawandel anzupassen.

„Wir beobachten in Ländern wie Haiti, den Philippinen oder Pakistan in so kurzen Abständen wiederkehrende extreme Wetterlagen, dass diese Länder kaum Gelegenheit haben, sich nach Wetterkatastrophen zu erholen“, sagte Vera Künzel, eine der Autorinnen. Puerto Rico sei ein Beispiel für eine wachsende Zahl von Ländern, in denen etwa ein einziger Hurrikan so massive Schäden anrichte, dass Regionen viele Jahre für den Wiederaufbau benötigten. Arme Länder bräuchten nicht nur Hilfe bei der Anpassung an den Klimawandel, sondern auch für unvermeidbare Schäden und Verluste, so Künzel. (dpa)

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