Neue Umfrageergebnisse: Deutsche wollen Schwarz-Grün - aber ohne Merkel
Zwei Drittel der Deutschen sprechen sich mittlerweile gegen eine vierte Amtszeit von Angela Merkel aus. Für die Unionsparteien sehen die Wähler hingegen eine Zukunft: in einer Koalition mit den Grünen.
Es sind wahrlich schwere Zeiten für CDU-Chefin Angela Merkel, denn schon seit Monaten lähmt ein Streit über den richtigen Kurs in der Flüchtlingskrise die Unionsparteien. Markus Söder, bayerische Finanzminister und Christsozialer, spricht mittlerweile gar von den schlimmsten Differenzen in vier Jahrzehnten und gibt der Kanzlerin indirekt eine Mitschuld an den aktuell schlechten Umfragewerten.
Immerhin, wie eine neue Umfrage nun zeigt, scheinen Deutschlands Wähler durchaus eine Zukunft für das Bündnis der Schwesterparteien in der Politik zu sehen. Allerdings unter anderen Vorzeichen: Fast jeder zweite Deutsche fände es gut, wenn die derzeitige große Koalition nach der nächsten Bundestagswahl von einem Bündnis aus Union und Grünen abgelöst würde. Das sagten 48 Prozent der Befragten in einer am Mittwoch veröffentlichten Forsa-Umfrage für das Magazin "Stern". 39 Prozent sähen hingegen lieber ein anderes Bündnis an der Regierung. Von den Anhängern der Grünen würden der Erhebung zufolge 60 Prozent und von den Anhängern von CDU und CSU sogar 67 Prozent eine schwarz-grüne Koalition begrüßen.
Gute Nachrichten also auch für Angela Merkel? Eher nicht. Denn wie das Ergebnis einer anderen Umfrage zeigt, hadern die Deutschen mit der Kanzlerin.
Unterstützung gibt es vor allem noch im Norden
Zwei Drittel der Deutschen wollen demnach nicht, dass Merkel nach der Bundestagswahl 2017 Bundeskanzlerin bleibt. In einer am Dienstag veröffentlichten Insa-Umfrage für das Magazin "Cicero" sprachen sich 64 Prozent der Befragten gegen eine vierte Amtszeit der CDU-Vorsitzenden aus. Die Ablehnung war demnach in Ost- und Westdeutschland mit knapp zwei Dritteln gleich hoch.
In Thüringen und Sachsen erfährt Merkel der Umfrage zufolge am meisten Gegenwind: Dort sprachen sich 79 Prozent beziehungsweise 76 Prozent der Befragten gegen eine weitere Amtszeit Merkels aus. Unterstützung findet die CDU-Politikerin hingegen in Bremen und in Schleswig-Holstein mit jeweils 55 Prozent.
Kritik auch aus den eigenen Reihen
Je geringer das Einkommen und je niedriger der Bildungsabschluss der Befragten, desto weniger Akzeptanz finde die Kanzlerin, berichtete "Cicero". Besonders vehement abgelehnt wird Merkel demnach von den Wählern der AfD (rund 96 Prozent) und der Linken (knapp 88 Prozent).
Doch es kommt noch ärger für Merkel. Glaubt man dem Dresdner Parteienforscher Werner Patzelt, wird sie selbst in den eigenen Reihen nur noch von einer Minderheit unterstützt. Deutschland erlebe momentan ein politisches Experiment, sagte der Professor an der TU Dresden der „Passauer Neuen Presse“: „Eine Bundeskanzlerin der Union lässt sich in der Flüchtlingspolitik und damit in der zurzeit wichtigsten innenpolitischen Frage vor allem von SPD und Grünen unterstützen“. Eine 180-Grad-Wende in der Flüchtlingspolitik erwartet Patzelt von Merkel nicht: „Dafür hat sie sich zu stark festgelegt.“ (dpa/rtr)