Bertelsmann-Studie zur Willkommenskultur: Deutsche halten sich für einwanderungsfreundlicher
Die Haltung der Deutschen zur Zuwanderung bleibt gespalten. Trotzdem glauben viele, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung wächst. Eine Bertelsmann-Studie kommt zu unterschiedlichen Ergebnissen in Ost- und Westdeutschland.
Die Deutschen glauben, dass sie Migranten gegenüber offener werden. Einwanderer sehen diese Entwicklung aber nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine Emnid-Studie im Auftrag der Bertelsmannstiftung, die an diesem Freitag vorgestellt wird und Vergleiche zu einer ähnlichen Befragung vor drei Jahren zieht. Demnach seien mehr Deutsche der Ansicht, dass die Bevölkerung Migranten willkommen heiße. Die Zahl der positiven Antworten stieg von 49 Prozent 2012 auf 59 Prozent im Jahr 2015. Auch die Mehrheit der Migranten fühlt sich laut der Studie willkommen, dieser Wert sank aber im Vergleich leicht von 61 auf 59 Prozent. Demnach bewerten beide Gruppen die Entwicklung der vergangenen Jahre unterschiedlich. Beide allerdings sehen die Haltung der Behörden gegenüber Einwanderern positiver als noch vor drei Jahren. Die Skepsis gegenüber Ausländern sinkt insgesamt gesehen, in Ostdeutschland allerdings steigt sie.
Die Haltung der Deutschen zur Zuwanderung bleibt dabei gespalten. Zwar sehen laut Bertelsmann die meisten Befragten klare Vorteile: für die Ansiedlung internationaler Firmen (68 Prozent), für ein interessanteres Leben in Deutschland (67 Prozent) und für die demografische Entwicklung (60 Prozent). Zugleich jedoch bleiben Bedenken und Vorurteile. Eine Mehrheit verbindet Einwanderung mit Problemen in Schulen (61 Prozent) und Belastungen des Sozialstaats (64 Prozent). Mehr als die Hälfte (63 Prozent) sieht ein generelles Konfliktpotenzial zwischen Einwanderern und Einheimischen. Diese Zahlen sind im Vergleich zur Befragung von vor drei Jahren nahezu gleich geblieben.
Skepsis in Ostdeutschland größer als im Westen
Diese Skepsis ist in Ostdeutschland höher als im Westen: ob Schulprobleme (Ost: 64 Prozent, West: 61 Prozent) oder die vermeintliche Belastung des Sozialstaats (69 Prozent Ost, 63 Prozent West) oder Konfliktpotenzial (73 Prozent Ost gegenüber 61 Prozent West), überall ist die Zahl der Zweifler im Osten höher. Während in Westdeutschland ein Drittel der Befragten glaubt, Einwanderer seien in Deutschland in der Bevölkerung nicht willkommen, glaubt das im Osten fast jeder Zweite (47 Prozent). Der Vergleich zu 2012 bei dieser Frage zeigt nach Ansicht der Meinungsforscher, dass sich die beiden Landesteile in gegensätzliche Richtungen entwickelt haben. Der Befragungszeitraum war Januar 2015, das heißt, die Pegida-Märsche können bei diesen Ergebnissen bereits eine Rolle gespielt haben.
Aus den Antworten der insgesamt 2024 Befragten schlussfolgert die Bertelsmannstiftung, das „Einwanderungsland Deutschland gewinnt an Reife. Ein gegenseitiges Geben und Nehmen gilt als Voraussetzung für erfolgreiche Integration“, lässt sich Jörg Dräger, Vorstand der Stiftung, zitieren. Damit bezieht sich die Stiftung vor allem auf Antworten, in denen sich die Studienteilnehmer gleichzeitig mehr Anpassung an die deutsche Kultur wünschen, aber auch mehr über die Kultur der Einwanderer wissen wollen. Sie wünschten sich generell eine bessere Einbindung und mehr soziales Engagement. Den öffentlichen Begründungen für mehr Einwanderung stehen die Deutschen laut Studie eher skeptisch gegenüber. Nur gut ein Drittel der Befragten will mehr Fachkräfte aus dem Ausland, 22 Prozent sehen zudem gar keinen Fachkräftemangel in Deutschland.
Die Bertelsmann-Stiftung ist nicht das einzige Institut, das die Deutschen zu ihrer Haltung gegenüber Zuwanderung befragt hat. Erst kürzlich zeigte das "Eurobarometer" im Auftrag der EU-Kommission, dass fast zwei Drittel der Deutschen gegen Einwanderung aus Ländern außerhalb der Europäischen Union sind. 61 Prozent sind dagegen, damit sind die Deutschen kritischer als der Durchschnitt aller befragten Europäer, von denen 57 Prozent Einwanderer aus Nicht-EU-Ländern ablehnen. Italien lehnt die Einwanderer noch stärker ab (75 Prozent), am stärksten ist Abwehr in Lettland (79 Prozent). Schweden, Großbritannien und Frankreich sind Einwanderern von außerhalb der EU gegenüber aufgeschlossener. Immerhin: Einwanderung aus EU-Ländern findet die Hälfte der Deutschen nach dieser Umfrage gut.
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