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Chinas Währung auf dem Vormarsch: Der Yuan und der Dollar

China baut den Yuan zu einer globalen Währung aus. Ist das ein Angriff auf den Dollar als Leitwährung? Und was bedeutet das für den Westen?

Die Nachricht war hochsymbolisch. In der vergangenen Woche teilte die Bank of China auf ihrer Webseite mit, dass in New York, dem Zentrum des Kapitalismus, der Umtausch von Dollars in die chinesische Währung möglich sei. Auch wenn es nur um kleine Beträge geht, es ist ein bedeutsamer Schritt. Bisher hatte China den Yuan streng kontrolliert und verhindert, dass er frei handelbar ist. Damit sollte eine Aufwertung vermieden werden, um den Exporterfolg nicht zu gefährden. Was China damit plant und ob das bereits als Angriff auf den Dollar als Leitwährung in der Welt gewertet werden kann, wagt derzeit keiner zu sagen. Aber Fakt ist: Es gibt dem Westen zu denken, gerade angesichts der anhaltenden Schwäche der US-Wirtschaft und der Schuldenkrise in der Euro-Zone.

Was will China?

Chinas Staatschef Hu Jintao fand deutliche Worte. Im Vorfeld des Staatsbesuchs erklärte er im „Wall Street Journal“ und in der „Washington Post“ die Dominanz des Dollars für überholt. Der Dollar habe als Leitwährung irgendwann ausgedient, sagte er. Das vom Dollar dominierte Weltwährungssystem sei ein „Produkt der Vergangenheit“. Selbst wenn die US-Währung noch längere Zeit als globale Referenz diene – die Zeit des Yuan werde kommen. Das sind selbstbewusste Aussagen, mit denen jetzt offiziell angekündigt wird, was Beobachter vorher nur vermuteten. Aufmerksam registrierten sie, dass chinesische Banker intern längst vom „Redback“ sprachen, in Anspielung auf den Greenback, die Leitwährung aus den USA.

Was will der Westen?

Der Westen befindet sich in einem Dilemma. Er fordert, dass China den Yuan entsprechend dem Marktwert aufwertet und damit Vorteile für den Export aufgibt. Damit wollen die USA das riesige US-Handelsdefizit abbauen. Hu hat dieses Ansinnen erneut zurückgewiesen.

Indes: Wenn der Westen seine Forderung durchsetzen könnte, sich also der Wert des Yuans verdoppeln würde, könnte China in der Welt auf die ganz große Einkaufstour gehen. Schon jetzt betragen die Devisenreserven Chinas 2,2 Billionen Euro, ein Rekord, 18,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Wenn das chinesische Wachstum anhält – für 2011 werden sieben Prozent erwartet – und der Yuan zusätzlich aufgewertet würde, dann würde sich im Reich der Mitte ein finanzielles Potenzial anhäufen, das es dem Land ermöglichen würde, in großem Stil beispielsweise Technologieunternehmen im Westen zu erwerben.

Bisher fiel China vor allem damit auf, dass es aggressiv Schürfrechte in armen Ländern erwarb, um sich für die Zukunft Rohstoffe zu sichern. Bei den Seltenen Erden – ein wichtiger Rohstoff für Computer und Hochtechnologie – kontrolliert China bereits 95 Prozent des Marktes und sichert sich damit fast ein Monopol. Der Preis für Seltene Erden stieg im vergangenen Jahr um 130 Prozent.

Warum steigt die Bedeutung des Yuan?

Dass der Yuan in Zukunft eine größere Rolle spielen wird, ist eine logische Konsequenz aus dem Aufstieg Chinas zum Exportweltmeister und zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt. Der Marktwert der Währung ist das direkte Abbild von Wirtschaftskraft und Exporterfolg. Finanzexperten gehen davon aus, dass der Yuan in wenigen Jahren zur drittgrößten Währung der Welt aufsteigen wird.

Wer profitiert?

China geht gleichzeitig aggressiv und behutsam vor. Neben der forschen Sicherung von Rohstoffen in aller Welt will China weiterhin den Wert des Yuan nur langsam erhöhen – obwohl das Land mit einem höher bewerteten Yuan viel billiger im Ausland einkaufen könnte. Gleichzeitig geht der Ausbau zu einer weltweit gültigen Währung insgeheim zügig voran, nicht nur symbolisch.

Der Hunger nach Yuan ist verständlich. Für viele Länder macht es Sinn, den rasant steigenden Handel mit China nicht mehr in Dollar abzuwickeln, sondern in chinesischer Währung. Damit lassen sich Dollar-Wechselkursrisiken vermeiden, außerdem ist der kontinuierlich steigende Wert des Yuan gegenüber Dollar und Euro attraktiv – das könnte auch deutsche Anleger interessieren. In fünf Jahren könnte die Hälfte des Chinahandels in Yuan abgewickelt werden, sagt die Bank HSBC voraus.

Wie geht Peking vor?

Im vergangenen Jahr begann China damit, seine restriktive Haltung zu lockern und die Abwicklung internationaler Transaktionen in Yuan zu erlauben. Zunächst galt das nur für eine kleine Gruppe von Provinzen und Kommunen. Seit Juli darf der Yuan auch als Währung in Hongkong für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren benutzt werden. Seit August dürfen zudem eine ausgesuchte Gruppe von Investoren sowie westliche Notenbanken Staatsanleihen in China kaufen. Das wäre noch vor fünf Jahren undenkbar gewesen.

Wie verhält sich der Westen?

Das Interesse des Westens am Yuan ist groß. McDonald’s war der erste Konzern, der eine Yuan-Anleihe begab. Ein westlicher Weltkonzern, der sich Geld von chinesischen Anlegern leiht – auch das war bisher unvorstellbar. Ikea, Nokia und Metro experimentieren damit, den Yuan als Handelswährung zu nutzen. Und die Banken, allen voran die Deutsche Bank, bauen Strukturen auf, um weltweit mit der chinesischen Währung Transaktionen abwickeln zu können.

Was mit Chinas Währung derzeit geschieht, sind erste Schritte. Das Ziel aber ist klar: Der Yuan soll irgendwann eine Stellung in der Welt haben, die der Wirtschaftskraft Chinas entspricht.

Westliche Banken und Konzerne hoffen, dass mit der Öffnung der Währung auch eine Öffnung der chinesischen Märkte einhergeht. Genau das wiederum möchte Peking verhindern. Die Regierung will wie in der Vergangenheit alles streng reglementieren, steuern und die letzte Kontrolle ausüben. Hier sehen Experten das größte Problem. „Der Versuch, eine internationale und letztlich voll konvertible Währung durch einen politisch gesteuerten Prozess zu schaffen, ist ohne Beispiel. Nichts dergleichen wurde jemals auch nur ansatzweise versucht“, schrieb Paola Subacchi von der britischen Denkfabrik Chatham House.

Der Westen aber ist angewiesen auf China. Dass der einzigartige Wirtschaftsaufschwung im Moment in Deutschland zu einem guten Teil durch den Technologiehunger der Chinesen begründet ist, macht zudem deutlich, wie abhängig der Westen von der Entwicklung im Reich der Mitte ist.

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