Historisches Kirchentreffen auf Kuba: Der Patriarch, der Papst und ein Handschlag nach 1000 Jahren
Wer ist Kyrill I., der am Freitag auf Kuba Papst Franziskus trifft? Ein kleines Porträt des russisch-orthodoxen Patriarchen.
Der Patriarch residiert wie ein Großfürst, fährt Maybach und soll über ein Vermögen von vier Milliarden Dollar verfügen. Welch Gegensatz zum bescheiden auftretenden Papst Franziskus! Und doch ist diesen beiden christlichen Oberhäuptern gelungen, was ihre Vorgänger über 1000 Jahre nicht erreicht haben: sich so weit zu verständigen, dass ein öffentliches Treffen möglich ist.
Am Freitag wollen sie im Flughafen von Havanna eine Erklärung unterzeichnen. Es ist ein großer Schritt, um das Schisma zu überwinden, das die Christen seit 1054 spaltet.
Damals hatten sich die lateinisch geprägten Christen in Rom und die griechischen in Konstantinopel auseinandergelebt, feierten die Gottesdienste unterschiedlich und waren sich theologisch fremd geworden. Doch Papst Leo IX. wollte seine Vorherrschaft auf den Osten ausdehnen. Der dortige Patriarch sah sich als gleichrangiges Oberhaupt und lehnte Machtstreben und Vorrangstellung des Papstes als Häresie ab. Es kam zur gegenseitigen Exkommunikation.
Heute gibt es 300 bis 400 Millionen orthodoxe Christen und 1,2 Milliarden Katholiken. Kyrill wird sich dem Papst nicht unterordnen, die theologischen Differenzen sind nicht vom Tisch. Doch Kyrill und Franziskus ist die Hilfe für die verfolgten Christen im Nahen Osten wichtiger als die Frage, ob das Brot bei der Eucharistiefeier gesäuert sein muss oder nicht. Wenn Christen im Irak ermordet werden, frage niemand, ob sie katholisch, orthodox oder evangelisch sind, sagt Franziskus.
Kyrill ist eng mit Putin befreundet
Kyrill geht es auch um den Ausbau seiner Macht. Die 180 Millionen russischen Orthodoxen sind nach eigenen Angaben die größte Gruppe unter den orthodoxen Kirchen. In der historischen Bedeutung rangieren sie aber hinter den griechischen Orthodoxen. Kyrill will das ändern. Ehrgeizig war er schon immer.
1946 wurde er in eine Priesterfamilie in St. Petersburg geboren – in der orthodoxen Kirche dürfen Priester heiraten. Mit 23 wurde er Mönch. In den 1980er Jahren knüpfte er Kontakte zu Protestanten und Anglikanern im Westen und äußerte sich offener als andere orthodoxe Geistliche. Heute verachtet er den liberalen Westen und liefert den religiösen Überbau zu Wladimir Putins nationalistischem Kurs. Wenn er sich auf Kuba als Beschützer der syrischen Christen inszeniert, dürfte das auch Putin freuen. Die Christen stehen loyal zu Machthaber Baschar al Assad, dem Putin mit seinen Bomben gerade massiv hilft.