zum Hauptinhalt
Hat eine Torte ins Gesicht bekommen: Beatrix von Storch, stellvertretende Sprecherin des AfD-Bundesvorstandes.
© dpa
Update

Aktivisten vs. AfD: Der Nachgeschmack von Sahnetorte

Es ist ein langer Nachhall, den eine Torte ins Gesicht von AfD-Frau Beatrix von Storch erzeugt hat. Dabei wird nicht nur der "Tortentäter" demaskiert.

Das "Torten" hat eine lange Tradition. Die Torte im menschlichen Antlitz sei einer der bedeutendsten Einfälle des internationalen Humors, sagte bereits Loriot. Der belgische Komiker Noël Godin hat schon einige Berühmtheiten getortet, darunter Bill Gates und Nicolas Sarkozy. Meistens reagieren die Getorteten verärgert und wütend. So auch Beatrix von Storch. Die AfD-Spitze war hierzulande Opfer eines Tortenangriffs geworden. Die Aktivistengruppe vom Peng Collective hatte der AfD damit den "Tortalen Krieg" erklärt. Dieser tobt derzeit in den sozialen Netzwerken.

Von Storch stellte ein Bild des Tortenwerfers samt vollem Namen ins Internet. "Wer keine Argumente hat, der zündet Autos an. Oder schmeißt mir Torten ins Gesicht", schrieb sie zu den Bildern, die auch sie selbst mit Sahne im Gesicht zeigen - mehr als 9000 Facebook-Nutzern gefällt das.

Auf einer eigens eingerichteten Aktionsseite erklärt der Tortentäter: "Kein Aktivist will einen Politiker torten. Ich will das auch nicht. Aber zur Ultima Ratio gehört der Einsatz von Sahnetorten. Und derzeit ist der Gebrauch von Torten das moralische Gebot der Stunde. Der Tortenwurf ist letztes Mittel am Grenzbaum zur Unmenschlichkeit und dringlichster Ausdruck direkter Demokratie."

Am Montag legte von Storch dann nach: In einem weiteren Facebook-Eintrag beschwert sie sich über die Berichterstattung der Tagessschau. "Warum ich keine GEZ-Gebühren freiwillig bezahle? Wegen solcher 'Nachrichten' der Tagesschau: Ich bekomme eine Sahnetorte ins Gesicht. Uuuuui. Lustig, lustig. Hahaha."

Die AfD twitterte: "Heute Torten, morgen Steine... Widerlich!" Und AfD-Mitglied Marcus Pretzell lieferte sich einen kleinen Schlagabtausch mit der "Lügenpresse". "Vielleicht schicken wir mal ein paar 'Aktivisten' zum WDR." Der WDR zeigte sich verwundert, dass die AfD anscheinend über Schlägertrupps oder Tortenwerfkommandos verfügt und die Tagesschau sieht in Pretzells Beitrag einen "indirekten Aufruf zur Gewalt".

Vor Storch sagte, sie bekomme ständig Morddrohungen und wisse daher, wie sich derartiges anfühle. Parteisprecher Ronald Gläser sagte gegenüber taz.de: "Wer mit dem tortalen Krieg droht, darf sich nicht wundern, wenn auch unsere Leute mit übertriebenen Emotionen reagieren."

Medienanwalt Ansgar Koreng sagte zu netzpolitik.org, er sehe in der Nennung des Namens des Tortenwerfers durch von Storch dessen Persönlichkeitsrechte verletzt. Der Aktivist bekommt derzeit zahlreiche Morddrohungen und hat Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet. Zudem verlangt er eine Unterlassungserklärung von Frau von Storch. Diese zeigt sich unbeeindruckt - sie bekomme ständig Morddrohungen und wisse daher, wie sich derartiges anfühle.

Einige der mittlerweile gelöschten Kommentare und Drohungen können auf metronaut.de nachgelesen werden. Dort heißt es auch, die AfD-Anhänger hätten den Tortenwerfer nach seiner Tat verprügelt. Auf hna.de heißt es, der 31-jährige Tortenwerfer sei von den Versammlungsteilnehmern bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten worden.

Die Polizei ermittelt gegen die AfD-Anhänger wegen des Verdachts auf Körperverletzung, gegen den Tortenwerfer wegen Beleidigung. Der "Torten-Clown" gibt an, eine zweite Kamera am Körper gehabt zu haben. Das Videomaterial soll dokumentieren, wie er festgehalten, geschlagen und getreten wurde.

Gegenüber netzpolitik.org erklärt Anwalt Koreng: "Ein Gewaltaufruf ist mit von Storchs Veröffentlichung nicht verbunden. Es mag aber sein, dass die Autorin in die Haftung für derartige Aufrufe durch Dritte gerät, wenn sie sie kennt und nicht dagegen einschreitet."

Der Tortenwerfer hat sich unterdessen selbst mit vollem Namen zu erkennen gegeben und in einem Interview erzählt, er habe unter anderem auch einen anonymen Anruf erhalten mit der Begrüßung "Heil Hitler!" und der Androhung, ihn hinzurichten.

"Man wirft eine Torte rein und bekommt - nur wenige Minuten später - Morddrohungen von Nazis zurück. Das habe ich in dieser Qualität noch nie erlebt und auch nicht erwartet." Er spricht von einer Demaskierung der Partei. Am Ende sagt er: "Als Held möchte ich aber nicht bezeichnet werden." Dann eben nicht.

Zur Startseite