Weitere Festnahmen im Mordfall Lübcke: Der Mörder vergrub fünf Waffen im Erdloch
Die Polizei nimmt einen mutmaßlichen Lieferanten im Fall Lübcke fest. Innenminister Seehofer will die rechte Szene durchleuchten.
Im Mordfall Walter Lübcke hat die Bundesanwaltschaft zwei Männer festnehmen lassen, die an der Beschaffung der Tatwaffe beteiligt gewesen sein sollen. Der Attentäter Stephan Ernst hatte seinen langjährigen Bekannten Markus H. und den Waffenhändler Elmar J. im Verhör der Polizei genannt. Markus H. soll den Kontakt zu Elmar J. hergestellt haben, der mutmaßlich 2016 den Revolver Kaliber 38 an Ernst verkaufte. Die Polizei nahm H. und J. am Mittwoch in Kassel und im Landkreis Höxter (Westfalen) fest. Am Dienstag hatte Ernst im Präsidium Kassel ein umfangreiches Geständnis abgelegt.
Die Bundesanwaltschaft ermittelt gegen den 43-jährigen Markus H. und den 64 Jahre alten Elmar J. wegen des Verdachts der Beihilfe zum Mord, die entsprechenden Haftbefehle wurden am Donnerstagabend erlassen. Stephan Ernst hatte zugegeben, Walter Lübcke am 2. Juni vor dessen Haus erschossen zu haben. Der Rechtsextremist handelte aus Hass auf den Kasseler Regierungspräsidenten. Der CDU-Politiker hatte im Oktober 2015 bei einer Einwohnerversammlung im Kasseler Vorort Lohfelden krakeelenden Flüchtlingsfeinden gesagt, sie könnten Deutschland jederzeit verlassen. Lübcke wurde massiv beschimpft, die Beleidigungen setzen sich in den sozialen Netzwerken fort, bis hin zu Morddrohungen. An der Veranstaltung in Lohfelden habe womöglich auch H. teilgenommen, sagten Sicherheitskreise. Markus H. und Elmar J. seien ebenfalls rechtsextrem.
Seehofer will weiter Verbote prüfen
Stephan Ernst soll von J. zwischen 2016 und 2018 Waffen bezogen haben. Ein Arsenal mit der Tatwaffe fand die Polizei in einem Erdloch auf dem Gelände des metallverarbeitenden Betriebs, bei dem Ernst angestellt ist. Der Attentäter hatte dort den Revolver 38 sowie eine Pistole, eine Maschinenpistole, eine Pumpgun und eine Langwaffe vergraben. Ernst hat zudem gestanden, Waffen an zwei Personen verkauft zu haben. Gegen sie ermittelt die Staatsanwaltschaft Kassel.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) warnte am Donnerstag in Berlin, der Rechtsextremismus sei „brandgefährlich“. Der Mord an Lübcke sei Anlass, „alles, was da in der Szene unterwegs ist“, auf ein Verbot hin zu durchleuchten, sagte Seehofer bei der Vorstellung des Jahresberichts 2018 des Bundesamtes für Verfassungsschutz (BfV). Sicherheitskreise sagten dem Tagesspiegel, der Minister schaue sich das Netzwerk Combat 18 an, zu dem Stephan Ernst Kontakt unterhalten haben soll. Seehofer selbst sprach jetzt auffällig oft von der rassistischen „Identitären Bewegung“ und nannte sie „geistige Brandstifter“. Das BfV stellte 2018 insgesamt 24100 Rechtsextremisten fest. Mehr als die Hälfte, 12 700 Personen, gelten als gewaltorientiert.