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Drama auf dem Meer: Die meisten Flüchtlingsboote sind heillos überfüllt.
© Massimo Sestini/dpa

Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer: Der Kapitän soll getrunken und gekifft haben

Der Kapitän des am Sonntag gesunkenen Flüchtlingsboots soll während der Überfahrt Alkohol getrunken und gekifft haben. Das berichten Überlebende. Die Flüchtlinge waren in drei Kategorien eingeteilt. Die billigsten Tickets berechtigten zur Überfahrt in einem abgeschlossenen Raum unter Deck.

Der Kapitän des am Sonntag im Mittelmeer gesunkenen Schiffes mit Flüchtlingen soll nach Zeugenaussagen an Bord Wein getrunken und Haschisch geraucht haben. „Der Kapitän hat Wein getrunken und seit der Abfahrt Joints geraucht“, sagte ein 17 Jahre alter Überlebender des Unglücks mit vermutlich bis zu 800 Toten nach Angaben der Agentur Ansa vom Mittwoch. Der aus Tunesien stammende Kapitän und ein Besatzungsmitglied waren nach dem Schiffbruch festgenommen worden.
Dem Kapitän wird unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung vorgeworfen.
„Sie wollten 1200 Menschen auf das Schiff bekommen, sie haben uns angeschrien, wir sollten uns beeilen und haben uns gestoßen, damit wir auf das Schiff gehen“, berichtete ein 16 Jahre alter Überlebender aus Somalia. „Am Ende war das Boot mit 800 Menschen total überfüllt.“ Der 17-Jährige berichtete, die Kollision mit einem Frachter, den den Migranten zur Hilfe geeilt sei, habe das Unglück verursacht. „Als das andere Schiff ankam, hat der Steuermann ein falsches Manöver gemacht und ist gegen den Frachter geprallt.“

Abdirizzak, ein Jugendlicher aus Bangladesch, sagte der italienischen "Tageszeitung "Corriere della Sera" vom Mittwoch, dass die Schleuser den Flüchtlingen Plätze in drei verschiedenen Kategorien verkauft hätten. "Wer am wenigsten Geld hatte, wurde in den Laderaum im unteren Teil gestopft und eingeschlossen", wurde er zitiert. "Wir waren im mittleren Teil, und nur wer mehr bezahlte, war oben", fügte der Jugendliche hinzu.

Die Eingeschlossenen schrieen um Hilfe

Das rund 20 Meter lange Schiff war am Sonntag nach einem Zusammenstoß mit einem portugiesischen Frachter, der auf ein Notrufsignal reagiert hatte, gesunken. Die meisten Flüchtlinge waren im Laderaum oder auf dem Mitteldeck eingeschlossen. Nur 28 Menschen konnten gerettet werden, darunter zwei Besatzungsmitglieder, die festgenommen wurden. Bislang konnten außerdem 24 Leichen geborgen werden. Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks handelte es sich bei den Insassen des Schiffs vorwiegend um Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea und Somalia.
Beim Zusammenstoß der beiden Schiffe in der Dunkelheit sei Panik ausgebrochen, sagte Abdirizzak. "Alle haben vor Angst geschrien, gedrängelt und um sich geschlagen, unten schrien die Eingeschlossenen um Hilfe", schilderte er. Er wisse selbst nicht, wie es ihm und einigen anderen gelungen sei, kurz vor dem Sinken vom Schiff wegzuschwimmen.
Ein anderer Überlebender aus Bangladesch sagte der britischen Zeitung "The Daily Telegraph", dass das Flüchtlingsschiff drei Mal mit dem Frachter zusammengestoßen sei. "Die Menschen waren in Panik und rannten auf eine Seite - das hat uns zum Kentern gebracht", wurde der 17-jährige Riajul zitiert. Viele der afrikanischen Flüchtlinge hätten nicht schwimmen können.
Die Staatsanwaltschaft in der sizilianischen Stadt Catania geht davon aus, dass sowohl Fehler des tunesischen Kapitäns als auch die Überfüllung des Flüchtlingsboots zu der Katastrophe führten. Der 27-jährige Kapitän soll am Freitag zusammen mit einem syrischen Besatzungsmitglied einem Richter vorgeführt werden. (dpa/AFP)

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