Deutsche Dschihadisten: Der IS-Mann, der von Reue spricht
IS-Kämpfer Fared S. landete als einer von wenigen Deutschen auf der UN-Terrorliste. Heute spricht er in kurdischer Haft von Reue. Wie glaubwürdig ist das?
Fared S. blickt mit traurigen Augen in die Kamera. Als ein Team von NDR und SWR den Deutschalgerier in einem Gefangenenlager im nordsyrischen Kurdengebiet interviewt, ist von der Kämpferpose nicht mehr viel übrig. Kurze Haare, schütterer Bart, die Stimme klingt resignativ. „Heute bereue ich, was ich getan habe“, sagt der 29-jährige Mann aus Bonn. Aber nun sei es zu spät, „was passiert ist, ist passiert, ich kann es nicht ändern“. Anfang Februar hat die ARD in der Sendung „Weltspiegel“ das Interview ausgestrahlt. Gezeigt wurde auch Material, in dem Fared S. als wilde Figur der Terrormiliz „Islamischer Staat“ erscheint. In Kampfkleidung, mit wehenden Haaren und üppigem Vollbart. Beim IS hieß er „Abu Luqman al-Almani“.
Der Mann mit den zwei Gesichtern ist einer der Deutschen, die von der Kurdenmiliz YPG geschnappt wurden und jetzt zurückmöchten in die alte Heimat. Wo aber vermutlich nicht nur die Bundesregierung den Mann mit der schrecklichen Vergangenheit ungern sähe.
Im Juli 2014 hockt Fared S. in einem Propagandavideo des IS vor einem Berg erschossener Soldaten und Zivilisten. Der Kämpfer glorifiziert mit lauter Stimme eine gewonnene Schlacht. Die Terrormiliz hatte nahe der syrischen Stadt Homs ein Gasfeld erobert und mindestens 90 Menschen getötet. Fared S. bestreitet jedoch in der ARD-Sendung, einer der Mörder gewesen zu sein. Demnach hat der IS das Video produziert, „um meinen Bekanntheitsgrad zu erhöhen“. Dass der deutsche Kämpfer Salafisten aus Europa nach Syrien locken sollte, dürfte allerdings stimmen. Und Fared S. wurde immerhin so bekannt, dass er als einer von wenigen Deutschen auf der Terrorliste der Vereinten Nationen landete. Das Video wird in dem Eintrag genannt.
Er will in ein komfortables Gefängnis in Deutschland
Im Frühjahr 2018 nahm die YPG den Mann in Syrien fest. Die Gefangenenlager der Kurdenmiliz sind mit den Justizvollzugsanstalten der Bundesrepublik nicht vergleichbar, Amnesty International spricht von „sehr schlechten Haftbedingungen“. Fared S. betont im Interview, er würde nach Deutschland „definitiv gerne zurückehren“. Obwohl ihn Haft erwartet, die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen und Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung. Doch S. sagt, „ich bevorzuge ein Gefängnis, wo man gewisse Rechte hat, Menschenrechte et cetera“.
Ob Fared S. geläutert ist, bleibt unklar. Womöglich hat er mit deutschen Journalisten nur gesprochen und Reue geäußert, um möglichst bald aus dem kurdischen Lager in ein vergleichsweise komfortables Gefängnis in der Bundesrepublik zu gelangen. Dass sich Fared S., wie er sagt, Ende 2016 vom IS distanziert habe, lässt sich kaum prüfen. Die deutschen Sicherheitsbehörden haben ihn als harten Salafisten in Erinnerung. Fared S. soll sich im Mai 2012 an den Krawallen im Bonner Stadtteil Bad Godesberg beteiligt haben. Hunderte Salafisten attackierten die Polizei, die sich zwischen die Strenggläubigen und provozierende Rechtsextremisten stellte.