Nordkorea: Der ewige Wunsch nach Wiedervereinigung
Nordkorea ruft seine Landsleute auf, die "Wiedervereinigung mit Südkorea zu fördern". Das ändert freilich nicht viel: Pjöngjang strebt seit 1948 nach der Einheit Koreas.
Es klingt im Zuge der aktuellen olympischen Annäherung wie der nächste Schritt in Richtung Entspannung auf der koreanischen Halbinsel: Nordkorea hat am Mittwoch seine Landsleute im In- und Ausland aufgerufen, die Wiedervereinigung zu erreichen. Sie sollten „Kontakte, Reisen und die Zusammenarbeit zwischen Nord- und Südkorea fördern“, verbreiteten staatliche Medien nach einer Sitzung von Regierung, Partei und Wiedervereinigungsorganisationen. Die Zusammenkunft sollte das Ziel der Wiedervereinigung, das Diktator Kim Jong Un in seiner Neujahrsansprache formuliert hatte, in Politik umsetzen. Rückt damit auch ein koreanischer 9.November näher? Von wegen.
Der Wiedervereinigungswunsch ist alles andere als neu. Seit 1948, als die Republik Korea im Süden und die Demokratische Volksrepublik Korea im Norden ausgerufen worden sind, streben beide Seiten nach Einheit auf der koreanischen Halbinsel. Militärisch war Nordkorea der Wiedervereinigung im September 1950 am nächsten, als es im Koreakrieg bis auf ein kleines Gebiet im Südosten fast die gesamte Halbinsel kontrollierte. Anschließend aber wurden Kim Il Sungs Truppen von US-amerikanischen und südkoreanischen Streitkräften zurückgedrängt. Auch nach dem Waffenstillstandsabkommen von 1953 erhoben beide Staaten Anspruch auf das gesamte koreanische Gebiet.
Bis 1972 betrachtete Nordkorea Seoul als seine rechtliche Hauptstadt
Noch bis 1972 betrachtete Nordkorea rechtlich das südkoreanische Seoul als seine Hauptstadt. Und bis heute gibt es auf beiden Seiten eine Art Schattenregierung für die Provinzen des jeweils anderen Landes.
In der südkoreanischen Bevölkerung ist die Idee der Wiedervereinigung mit dem verarmten Norden gar nicht so populär. Nur 13,1 Prozent der Befragten wünschen sie sich „sobald wie möglich“, 54,1 Prozent „irgendwann“. Eine Wiedervereinigung unter nordkoreanischer Führung unterstützt im Süden fast niemand. Bei der Präsidentenwahl 2017 erhielt der Kandidat der nordkoreafreundlichen Partei nur 0,08 Prozent der Stimmen.
Auch die politischen Hindernisse bleiben riesig – nicht nur aufgrund der atomaren Aufrüstung Nordkoreas. Pjöngjang verlangte in der Regierungssitzung auch einen Stopp der gemeinsamen südkoreanischen und US-amerikanischen Militärübungen „für immer“. Diese sind für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele in Pyeongchang ausgesetzt. „Sie werden nach Ende der Paralympics ganz normal wieder aufgenommen“, sagt eine Sprecherin des Verteidigungsministerium Südkoreas. Der nächste Konflikt ist schon in Sicht.