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Aleksandr Lukaschenko mit seinem Sohn Nikolai.
© dpa

Aleksandr Lukaschenko siegt in Weißrussland: Der Batko

Der alte und neue Präsident Weißrusslands ist nicht nur eine Tyrann. Er ist auch ein geschickter Politiker. Ein Porträt.

Angeblich liege in seinem Kabinett ein abgenutztes Werk, „Der Fürst“ von Machiavelli. Das kann stimmen. Aleksandr Lukaschenko hat in den 21 Jahren im Amt gezeigt, dass er ein wirksamer Politiker ist. Er gibt sich als Batko, als Vater. Allmächtig und fürsorglich. Als Zar. Geliebt und geschätzt. Gefürchtet.

Aleksandr Lukaschenko nur als Tyrannen zu betrachten, wäre jedoch eine Vereinfachung. Er hat Gewalt nicht gescheut, um seine Gegner auszuschalten, auch nicht Repressalien, Festnahmen, Wahlfälschung. Die Opposition beschuldigt ihn, er habe drei gegnerische Politiker und einen Journalisten verschwinden lassen. Aber nicht Gewalt allein sichert seinen Erfolg. Obwohl man es im Westen nicht gern hört: Lukaschenko ist in Weißrussland beliebt.

Er zeigt seinen Reichtum nicht offen

Von Intellektuellen wurde Lukaschenko als ein Landei verspottet: ordinär, ungehobelt, dumm. Doch er, und nicht sie, versteht die Mehrheit des Volkes und kann sie ansprechen: Er spricht dieselbe Sprache – eine Art Mischung aus Russischem und Belarussischem. Er versteht ihre Ängste und Erwartungen. Und die meisten wollen, nach wie vor, soziale Sicherheit und Frieden, nicht Demokratie oder einen freien Markt. Der Batko sei der Einzige, der das gewährleisten kann, denken viele Belarussen besonders jetzt, da in der benachbarten Ukraine Kämpfe stattfinden.

Er zeigt seinen Reichtum nicht offen. Nicht, dass er Reichtum nicht mag – er weiß aber, dass soziale Unterschiede zum Umsturz führen könnten. Das Geld fließt in seine Tasche, doch auch das Volk kriegt seinen Anteil: Es werden Straßen, Krankenhäuser, Schulen und Universitäten gebaut und Arbeitsplätze geschaffen. Der Mehrheit reicht diese gewisse soziale Gerechtigkeit bisher aus. Auch das ist ein Grund, warum er aus den Wahlen am Sonntag wieder als Sieger herausgegangen ist.

Doch Aleksandr Lukaschenko dürfte auch Angst haben, dass es eines Tages für ihn vorbei sein könnte – wie bei Janukowitsch in der Ukraine. Man sagt, er vertraue sich kaum jemanden an. Von seiner Ehefrau lebt er getrennt, die Mutter seines jüngsten Sohnes Nikolai, seine Ärztin, ließ er mit einem Angestellten verheiraten und nahm ihr das Kind weg. Nikolai wurde zum Schatten seines Vaters. Bei den UN, beim Papst oder bei Putin: Der Elfjährige ist immer dabei. Er sei angeblich die einzige Person, der Lukaschenko nicht misstraut. Nur ihm könnte er wohl freiwillig einmal die Macht überlassen.

Monika Tulej

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