Brandenburg: Demonstrationen in Cottbus enden "störungsfrei"
Mehr als Tausend Menschen demonstrierten in Cottbus für ein friedliches Zusammenleben mit Flüchtlingen, danach sammelten sich Gegendemonstranten. Einmal griff die Polizei ein, weil ein Teilnehmer den Hitlergruß zeigte.
Eine Demonstration für ein friedliches Zusammenleben von Einheimischen und Flüchtlingen am Samstag in Cottbus ist nach Polizeiangaben friedlich und ruhig verlaufen. Aufgerufen hatten dazu unter anderem syrische Flüchtlingen und das Bündnis „Cottbus Nazifrei“. Hintergrund sind wiederholte Auseinandersetzungen zwischen Flüchtlingen und Einheimischen in den vergangenen Wochen. Nach Angaben der Veranstalter nahmen rund 1.500 Menschen an der Demonstration durch die Cottbuser Innenstadt teil.
Auf Plakaten und Transparenten warben die Demonstranten für ein „Leben ohne Hass - Gemeinsam gegen die Angst“, für Weltoffenheit und Toleranz und forderten dazu auf, rassistischer Hetze entgegenzutreten. Unter den Demonstranten waren viele Familien, Schüler, Rentner und auch Flüchtlinge, die diese Demonstration mitinitiiert haben. Mit bunten Luftballons und fröhlicher Musik zogen sie über den Zentralen Altmarkt.
Am frühen Nachmittag demonstrierte außerdem das fremdenfeindliche Bündnis "Zukunft Heimat" in Cottbus. Bei beiden Veranstaltungen sei die Lage "ruhig und entspannt" geblieben, sagte eine Polizeisprecherin am Nachmittag. Im Januar hatten bei einem Aufzug des Vereins in der Stadt neben Anhängern der rechtsextremen Szene auch AfD-Politiker teilgenommen. Dabei war es auch zu Übergriffen auf Journalisten gekommen. Vergangene Woche verteilten sechs Männer in der Innenstadt Reizgas und NPD-Flyer.Später erklärten die Beamten, alle angemeldeten Demonstrationen seien "störungsfrei" verlaufen. In sechs Fällen habe die Polizei Identitäten feststellen müssen, außerdem sei ein Platzverweis gegen einen 38-jährigen Deutschen erteilt worden. Der Mann zeigte demnach mehrmals den Hitlergruß und wurde daraufhin in Gewahrsam genommen.
Das Bündnis „Cottbus Nazifrei“ hatte in seinem Aufruf zur Demonstration erklärt, Cottbus stehe derzeit im Fokus einer extrem rechten, völkischen Kampagne, die ein friedliches Zusammenleben unmöglich machen wolle. Die Vorfälle mit syrischen Jugendlichen seien dafür nur der Anlass. Nach einem vermutlich fremdenfeindlichen Überfall auf drei Flüchtlinge in der Silvesternacht hatte die Polizei am Freitag Aufnahmen einer Überwachungskamera der Flüchtlingsunterkunft veröffentlicht, um die Täter zu finden. Gesucht wird nach mindestens sechs Personen.
Zu der Demonstration von Flüchtlingen und Einheimischen hatten auch SPD und Grüne aufgerufen. Mehrere Landtagsabgeordnete der SPD, darunter auch die in Cottbus lebende Kulturministerin Martina Münch, hatten ihre Teilnahme angekündigt. (mes, epd, dpa, AFP)