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Vorstellung von Amy Coney Barrett im Rosengarten des Weißen Hauses: Donald Trump und sechs weitere Anwesende sind infiziert.
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Superspreader-Event im Rosengarten?: Das waren die letzten Kontakte von Donald Trump

Viele der Infizierten in Trumps Umfeld lassen sich auf die Vorstellung von Richterin Barrett am Samstag zurückführen. Eine Chronologie der vergangenen Woche.

Was hat für die schnelle Verbreitung des Coronavirus im Umfeld Donald Trumps gesorgt? War es die Vorstellung der neuen Richterin für den Supreme Court, Amy Coney Barrett, im Rosengarten?

Seit der US-Präsident seine Infektion am Freitag öffentlich machte, wird das Bild immer klarer, mit wem Trump wann Kontakt hatte. Fest steht schon jetzt: Viele der Infizierten in Trumps Umfeld lassen sich auf das Rosengarten-Event zurückführen. Das geht auch aus einem Bericht der „New York Times“ hervor.

Bislang fielen bei mindestens acht Teilnehmern Corona-Tests positiv aus: Neben dem Präsidenten und First Lady Melania Trump sind das die frühere Trump-Beraterin Kellyanne Conway, die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis, der ehemalige Gouverneur Chris Christie, der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, John Jenkins, sowie ein Reporter.

Neben Barrett wurden auch Trumps Rechtsanwalt, sowie Stabschef Mark Meadows und der Senator von Nebraska, Ben Sasse, negativ getestet. Offensichtlich hatte Barretts Vorstellung das Zeug zum Superspreader-Event: Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen. Auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Teilnehmer umarmten sich oder schüttelten sich die Hände.

Diese Kontaktpersonen Trumps wurden bislang positiv getestet:

  • Melania Trump (First Laday)
  • Hope Hicks (Beraterin Trump)
  • Mike Lee (Senator Utath)
  • Thomas Tillis (Senator North Carolina)
  • Kellyane Conway (Ehemalige Beraterin Trump)
  • John Jenkins (Präsident Universität Notre Dame)
  • Bill Stepien (Wahlkampfmanager Trump)
  • Ronna McDaniel (Vorsitzende Parteiorganisation)
  • Chris Christie (Früherer Gouverneur New Jersey)

Der frühere Gouverneur von New Jersey, Chris Christie sagte dem Sender ABC: „Niemand im Raum hat Masken getragen.“ Fünf oder sechs Menschen seien anwesend gewesen. Christie war am Samstag der bislang letzte, der ein positives Testergebnis erhielt.

Die Vereinigung der Korrespondenten im Weißen Haus teilte mit, neben dem Reporter, der bei der Veranstaltung im Rosengarten war, seien am Freitag zwei weitere Journalisten positiv getestet worden. Einer davon sei am Sonntag vor einer Woche bei einer Trump-Pressekonferenz gewesen, der andere habe zum Tross der mitreisenden Reporter bei einem Wahlkampfauftritt des Präsidenten am Tag zuvor gehört.

Klar ist auch: Der US-Präsident ist in den Tagen vor seinem positiven Corona-Test viel gereist und war dabei in der Nähe Dutzender Menschen. Unklar ist, wie lange Trump in dieser Zeit bereits ansteckend gewesen sein könnte. Sein Vize Mike Pence ist, neben seiner Frau, eine der Kontaktpersonen, die negativ getestet wurden.

Trump traf sich noch nach Hicks Infektion mit Spendern

Für Aufsehen sorgte die Entscheidung, am Donnerstagnachmittag, einen Tag vor Bekanntmachen seiner Infektion, noch zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey zu fahren, nachdem im Weißen Haus bereits der positive Test von Trumps Beraterin Hope Hicks bekannt war.

Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany sagte auf Anfrage von Journalisten nicht, wer dies entschieden hatte. Nach Medienberichten war das Treffen in Trumps Golfclub in Bedminster nicht nur unter freiem Himmel – sondern es gab laut Teilnehmern auch ein Treffen im engeren Kreis mit besonders großzügigen Spendern.

Auch am Mittwoch hatte sich Trump bei einer Reise in den Bundesstaat Minnesota mit Spendern getroffen. Bisher wurde nicht bekannt, wie viele Personen an der Veranstaltung in einem Privathaus teilnahmen. Am Abend hielt er noch eine seiner Wahlkampf-Reden am Flughafen der Stadt Duluth – die aber deutlich kürzer ausfiel als vorherige Ansprachen.

Das folgenreiche Rosengarten-Event mit mehr als 100 Menschen.
Das folgenreiche Rosengarten-Event mit mehr als 100 Menschen.
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Am Dienstagabend stand Trump auf der Bühne in Cleveland bei der ersten TV-Debatte mit seinem Herausforderer Joe Biden. Trumps Familienmitglieder waren unter den wenigen Dutzend Zuschauern, sie nahmen entgegen den Vorgaben der Veranstalter die Masken ab, sobald sie an ihren Plätzen waren. Bei Biden, der mehrere Meter von Trump entfernt stand, fielen am Freitag zwei Corona-Tests negativ aus.

Auf dem Flug nach Cleveland hatte Trump Kontakt zu seinem Wahlkampfmanager Bill Stepien, der positiv auf Corona getestet wurde. Alle anderen Personen außer Stepien und seiner Frau Melania, mit denen Trump an diesem Tag Kontakt hatte, sind nicht positiv getestet worden – darunter unter anderem seine Tochter Ivanka Trump.

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Am Montag sah sich Trump einen Elektro-Pickup neben dem Weißen Haus an und sprach über ein Coronavirus-Testprogramm. Keiner der an dem Gespräch beteiligten Gesundheitsexperten wurde bislang positiv getestet.

Am Sonntag spielte er Golf und gab eine Pressekonferenz im Weißen Haus. Die einzige Person, die Trump an diesem Tag traf und die nun infiziert ist, ist seine Frau Melania. New Yorks Ex-Bürgermeister Rudolph Giuliani, den Trump in Vorbereitung auf das TV-Duell traf, wurde negativ getestet.

Trump absolvierte Wahlkampfauftritte vor Tausenden Anhängern

Am vergangenen Freitag, dem Tag vor dem mutmaßlichen Superspreader-Event, hatte Trump Kontakt mit fünf Personen. Zuerst war er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Atlanta und traf dort auf Brian Kemp, den Gouverneur von Georgia, zwei Senatoren und Minister Ben Carson. Diese vier Personen wurden allesamt nicht getestet. Sein Chefberater und Schwiegersohn Jared Kushner hingegen wurde negativ getestet – der hatte Trump auf der Reise begleitet.

Bei einem Treffen mit Spendern im Trump International Hotel in Washington traf er drei weitere Personen – eine von ihnen, die Vorsitzende des nationalen republikanischen Komitees Ronna McDaniel, wurde am Mittwoch positiv getestet. Auf der weiteren Reise nach Newport traf er auf wiederum vier Personen – darunter Hicks und Mike Pence. Von allen weiteren Personen ist keine Infektion bekannt.

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Ungeachtet der Coronavirus-Pandemie hatte Trump in den vergangenen Wochen Wahlkampfauftritte teils vor Tausenden Anhängern absolviert, bei denen er stets ohne Maske auftrat. Unklar war am Freitag, wie konsequent nun die Kontaktverfolgung erfolgt. In US-Medien gab es Kritik.

Trump war am Freitagabend (Ortszeit) ins Krankenhaus geflogen worden. Das Weiße Haus sprach von einer Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte. Die Infektion zwingt den 74-Jährigen dazu, einen Monat vor der Wahl seine Wahlkampf-Tour zu unterbrechen.

Stepien hatte am Freitag mitgeteilt, alle Veranstaltungen, bei denen der Präsident persönlich auftreten sollte, würden verschoben oder nur online stattfinden. Unklar ist, ob der Republikaner an der nächste TV-Debatte mit seinem demokratischen Herausforderer Joe Biden teilnehmen kann, die für den 15. Oktober geplant ist. Biden setzt seinen Wahlkampf fort.

Wie lange Trump im Krankenhaus bleiben muss, ist unklar. Das Weiße Haus sprach am Freitag von ein paar Tagen und betonte, Trump werde von Büroräumen des Präsidenten in dem Militärkrankenhaus aus arbeiten. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wird Remdesivir gemäß Zulassung in der EU über insgesamt fünf bis maximal zehn Tage verabreicht. Eine engmaschige Überwachung sei notwendig.

Mediziner sehen Remdesivir, das ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt wurde, nicht als Allheilmittel bei einer Covid-19-Erkrankung, oft aber als hilfreich. Nach Angaben des Herstellers kann es das Sterberisiko bei einem schweren Verlauf der Corona-Krankheit Covid-19 deutlich vermindern. (mit dpa)

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