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Kinder lieben Süßes - und die Süßwarenindustrie liebt die Kinder.
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Kinder und Ernährung: Das Marketing für Süßes muss begrenzt werden

Werbung für Schokolade und Chips richtet sich oft an Kinder. Politiker fordern ein Verbot. Gut so, meint unsere Autorin.

In den vergangenen Wochen konnte man der lila Kuh kaum entgehen. In der Nähe von großen Supermärkten warb das Süßigkeiten-Imperium Mondelez International, zu der unter anderem die Marken „Milka“ und „Oreo“ gehören, mit einer großflächigen Plakatkampagne, um für seine Produkte möglichst viel Raum in den Schultüten zu erobern. Daran, dass Kinder von dem süßen Zeug eigentlich möglichst wenig essen sollten, kann kein Zweifel bestehen. Ein Oreo-Keks zum Beispiel besteht zu über einem Drittel aus Zucker, ein weiteres Fünftel ist Fett. Dennoch drängen Süßigkeiten-Hersteller in die Tüten. Die werden meist von den Eltern gepackt. Aber auch Werbung, die sich ganz direkt an Kinder wendet, ist weiterhin verbreitet. 2007 haben große Lebensmittelkonzerne sich selbst verpflichtet, auf Kinder zielendes Marketing einzuschränken, wenn das beworbene Produkt nicht den Kriterien ausgewogener Ernährung der Weltgesundheitsorganisation entspricht. In der vergangenen Woche hat die Verbraucherschutzorganisation „Foodwatch“ nun eine Studie veröffentlicht, die zeigt, dass sich in der Praxis wenig geändert hat.

Foodwatch mahnt: Die Werbung für Chips und Schokolade richtet sich immer noch gezielt auf Kinder

„Foodwatch“ kommt zu dem Schluss, dass Chips, Limonaden, Süßigkeiten und Fast Food weiterhin munter ans Kind gebracht werden. Häufig gehören zum Marketing Gewinnspiele für Freizeitparks, auf den Webseiten gibt es Onlinespiele, die Besucher werden geduzt und die Verpackungen sind bunt und mit Cartoons gestaltet. Alles ist süß und niedlich, kurz: auf Kinder ausgerichtet.

„Foodwatch“ fordert deshalb unter anderem eine weitere Einschränkung des Marketings und eine stärkere Besteuerung ungesunder Lebensmittel. Am Wochenende sprangen Politiker von SPD und Grünen den Verbraucherschützern bei. „Zucker ist der neue Tabak“, ließ sich die grüne Vorsitzende des Verbraucherausschusses des Bundestages in der „Welt“ zitieren, ein Satz, den sie schon öfter gesagt hat, und forderte ein gesetzliches Verbot von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder unter zwölf Jahren richtet. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sprang ihr bei und bekräftigte die Forderung.

Ein besonders beliebtes politisches Projekt dürfte das nicht werden. Noch immer leiden die Grünen unter ihrem „Veggie-day“-Fiasko. Wer den Deutschen das Schnitzel oder die Chips verbieten will – und sei es ihren Kindern –, droht in die Verbotsparteiecke gestellt und als Genussfeind gebrandmarkt zu werden.

Selbstverpflichtungen der Industrie dienen nur dazu, politischen Druck zu mindern

Dennoch ist die Forderung im Kern richtig. Die Zahlen sind schlicht erschreckend. Laut WHO war bereits 2010 in Europa eines von drei Kindern zwischen sechs und neun Jahren übergewichtig oder fettleibig, 2008 war es nur eines von vieren. Für Krankheiten, die mit Übergewicht zusammenhängen, wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen, wurden einer Studie des Europäischen Statistikamts von 2014 zufolge jährlich sieben Prozent der Gesundheitsbudgets ausgegeben. Wer schon als Kind übergewichtig ist, hat schlechte Chancen, ein gesunder und schlanker Erwachsener zu werden.

Natürlich ist ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung nicht das einzige und ein Mittel, das möglichst lang vermieden werden sollte. Im Aktionsplan der EU gegen Fettleibigkeit bei Kindern ist ein Werbeverbot nur eine unter vielen Maßnahmen – neben Bildungsprogrammen in Schulen und Kitas und Sportkampagnen. Die Weltgesundheitsorganisation hat bereits 2010 allen Staaten eine graduelle Einführung von Marketingbeschränkungen vorgeschlagen. Selbstverpflichtungen hingegen funktionieren eigentlich nie, sondern dienen lediglich dazu, den politischen Druck zu vermindern. Ob es die Selbstverpflichtung der Automobilbranche zum CO2-Sparen war, die Selbstverpflichtung der Sozialen Netzwerke zum Datenschutz oder eben die Selbstverpflichtung, Kinder nicht mehr mit Süßigkeitenwerbung anzusprechen. Entweder die Texte bieten viele Schlupflöcher oder sie werden schlicht nicht eingehalten.

All das ist nicht neu. Die Foodwatch-Studie arbeitet sich vor allem am Text der Selbstverpflichtung von 2007 ab. Dennoch ist es gut, dass die Verbraucherschützer das Thema auf gewohnt plakative Weise zurück ins öffentliche Bewusstsein befördern. Süß und niedlich ist daran nämlich nichts.

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