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Hans-Christian Ströbele: Das linke Urgestein und die junge Riege

Hans-Christian Ströbele will wieder in den Bundestag. Er will weiter gegen den Afghanistan-Einsatz und für die Bankenhaftung streiten. Der Nachwuchs in seiner Partei gewährt ihm Narrenfreiheit.

Berlin - Er will es noch einmal wissen. Mit 73 Jahren tritt der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele zum vierten Mal als Direktkandidat in Friedrichshain-Kreuzberg an. „Ich habe mich nach vielen Gesprächen mit meiner Basis dazu entschieden“, sagte Ströbele dem Tagesspiegel. Und er sei optimistisch, dass er im Herbst seine Prostatakrebserkrankung überstanden habe.

Für seine Entscheidung nennt er drei Gründe. Als dienstältestes Mitglied des parlamentarischen Kontrollgremiums und des NSU-Untersuchungsausschusses will er seine Erfahrungen einbringen, wenn es darum geht, Konsequenzen aus dem NSU-Skandal zu ziehen. Außerdem will Ströbele weiter für eine Beendigung des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr kämpfen und für eine Haftungsregelung bei Banken.

Der Grünen-Politiker sitzt seit 1998 im Bundestag. Zwischen 1985 und 1987 hatte er bereits ein Mandat inne. Ein linkes Urgestein. Für einen Generationenwechsel in seiner Partei steht er also nicht.

Ströbele habe „Narrenfreiheit“, sagt ein Grüner, der den Begriff nicht despektierlich verstanden wissen möchte. „Im Idealfall hat eine gute Fraktion eine breite Mischung aus jungen und alten Mitgliedern“, sagt der Abgeordnete Toni Hofreiter, 42, Vorsitzender des Verkehrsausschusses. Nicht nur er ist deshalb davon überzeugt, dass es zu einem Generationenwechsel in der Fraktion nach der Bundestagswahl kommt.

Sicher ist, dass die Hamburger Grüne Krista Sager, 59, und die nordrhein-westfälische Abgeordnete Kerstin Müller, 48, nicht mehr antreten. Auch der Berliner Abgeordnete Wolfgang Wieland, 64, wird voraussichtlich nicht mehr auf der Landesliste kandidieren.

Entscheidend ist, wie die Urwahl für das Spitzenduo für die Bundestagswahl ausgeht. Sollten die Fraktionschefs Jürgen Trittin, 58, und Renate Künast, 56, die Partei in den Wahlkampf führen, hätten sich wohl beide im Falle eines rot-grünen Regierungsbündnisses für Ministerposten qualifiziert. Dann dürfte die zweite Riege der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden zum Zuge kommen. Die aussichtsreichste Anwärterin auf einen der beiden Vorstandsposten ist wohl Wirtschaftspolitikerin Kerstin Andreae, 43, die Ende November auf Platz eins der Landesliste Baden-Württemberg nominiert werden soll.

Auch eine der Anwärterinnen auf einen der vorderen Plätze auf der Landesliste im Südwesten ist Agnieszka Brugger, mit 27 Jahren die jüngste weibliche Bundestagsabgeordnete. Die frühere Sprecherin der Grünen Jugend in Baden- Württemberg stört sich nicht an dem Alter ihres Parteifreunds Ströbele. „Inhalte sind die entscheidenden Kriterien. Hans-Christian Ströbele ist ein sehr verdienter Abgeordneter“, sagt Brugger.

Dass die linke Basis in Friedrichshain-Kreuzberg „ihren“ Kandidaten Hans-Christian Ströbele im Wahlkampf erneut unterstützen würde, steht außer Frage. „Mein Alter ist kein Mangel für die Politik. Genauso wenig ist jung sein die Gewähr für eine gute Politik“, sagte er einmal. Im Bundestag ist er übrigens nicht der älteste Politiker. Ströbele rangiert auf Platz sieben. Spitzenreiter unter den Polit-Senioren ist Ex-CDU-Minister und Alterspräsident Heinz Riesenhuber – mit 76 Jahren.

Sabine Beikler

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