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Wie wird das Wetter? Ex-Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) im Gespräch mit Tagesspiegel-Redakteurin Ulrike Scheffler, Lorenz Petersen von der GIZ und Tagesspiegel-Redakteurin Dagmar Dehmer.
© Thilo Rückeis

Veranstaltungsreihe "Welt im Wandel": "Das ist schon existenzbedrohend"

Der Klimawandel schreitet voran und die Menschen müssen mit den Folgen umgehen. Aber wie? Darüber diskutierten Experten beim Tagesspiegel.

Auf unserem Planeten wird es immer wärmer - und vor allem gefährlicher: Mehr Dürren, Überschwemmungen und Stürme drohen aufgrund der Folgen des Klimawandels. Mit den Auswirkungen müssen vor allem die ärmsten Regionen der Erde zurechtkommen. Ob der Klimawandel noch aufgehalten oder zumindest gebremst werden kann und wie den betroffenen Menschen geholfen werden kann, war Thema einer Diskussion, zu die der Tagesspiegel gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) am Dienstagabend in das Redaktionsgebäude am Anhalter Bahnhof geladen hatte. Tagesspiegel-Redakteurin Ulrike Scheffler moderierte die Veranstaltung.

"Zum ersten Mal tragen alle Länder etwas zum Klimaschutz bei. Das sollte man nicht zu gering werten", sagte Klaus Töpfer, ehemaliger CDU-Bundesumweltminister und langjähriger Chef des UN-Umweltprogramms, mit Blick auf die kommende Klimakonferenz Anfang Dezember in Paris. Dennoch dürfe man nicht erwarten, dass Länder wie China oder Indien sich ihre Entwicklung von Ländern wie Deutschland verbieten lassen, deren Wohlstand auf Kosten der Umwelt aufgebaut wurde. "Aber es ist in unserem Interesse, ihre Entwicklung klimafreundlicher zu machen."

Wie geht es weiter mit Kiribati?

Töpfer forderte, dass Deutschland für die Pariser Konferenz vor allem Geld und Technologien im Gepäck haben sollte. Denkbar seien etwa Systeme, mit denen Kohlenstoffdioxid und Müll als Wertstoffe verwendet werden könnten. Doch zunächst müsse man auch in Deutschland noch mehr tun. "Wir dürfen die Anstrengungen nicht nur im Ausland verlangen", sagte Klaus Töpfer.

Doch wie gehen die Menschen mit den bereits bestehenden Folgen des Klimawandels um? Lorenz Petersen, bei der GIZ Abteilungsleiter für Klima und ländliche Entwicklung, berichtete von den Zuständen im Pazifik-Inselstaat Kiribati. Das derzeitige Zwei-Grad-Ziel der weltweiten Klimapolitik sei für sie eigentlich nicht genug. "Das ist schon existenzbedrohend." Klaus Töpfer betonte, dass man sich in Paris auch darüber unterhalten müsse, was mit den Einwohnern Kiribatis passiert, wenn sie ihr Land aufgrund des erhöhten Wasserspiegels nicht mehr bewohnen könnten.

"Die billigste Form des Hochwasserschutzes"

Besonders schlimm ist die Lage auch in Mosambik, einem der ärmsten Länder der Welt. Die immer größeren Unwetter und häufigeren Trockenheiten stellten das Land vor enorme Herausforderungen, denen es kaum gewachsen ist, warnte Lorenz Petersen. Die GIZ versuche zunächst Leben zu retten und Katastrophen zu vermeiden, indem sie in einfache Unwetterwarnsysteme investiere. In einem nächsten Schritt helfe sie, die Möglichkeiten anderer Landwirtschaftsformen auszuloten. "In Vietnams Küste werden Mangrovenwälder gegen den harten Wellenschlag gepflanzt."

Mangrovenwälder spielen auch in Costa Rica eine große Rolle im Umgang mit dem veränderten Wetter. Tagesspiegel-Redakteurin Dagmar Dehmer, gerade von einer Reise in das zentralamerikanische Land zurückgekehrt, berichtete vom steigenden Wasserspiegel und Überschwemmungen, die die ärmeren Costa Ricaner in Atem halten. "Zwanzig Prozent der Bevölkerung können sich keine Unterkunft an einem sicheren Ort leisten." Deshalb gebe es jetzt Projekte, um die ehemals für den Salzabbau abgeholzten Mangrovenwälder zu restaurieren. Dafür müssten die Böden zunächst entsalzt werden. "Das ist noch eine billige Form des Hochwasserschutzes."

Erstes Umdenken in China

Die Konferenz in Paris wird Einfluss auf die Lebensqualität und Entwicklung vieler ärmerer Regionen haben und damit auch auf reichere Länder - darüber waren sich die Experten auf dem Podium einig. Klaus Töpfer begegne dem Treffen mit "realistischem Optimismus". Immerhin habe in China bereits ein Umdenken stattgefunden. "Dort werden jährlich so viele Windenergie-Anlagen gebaut wie in ganz Europa nicht." Doch viele Länder würden sich bei der Umsetzung von Klimazielen ungern kontrollieren lassen.

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