Mammut-Projekt: Dänen geben grünes Licht für Ostsee-Brücke
Dänemarks Parlament hat mit haushoher Mehrheit der geplanten Ostsee-Brücke nach Deutschland zugestimmt. Bis 2018 soll eine 19 Kilometer lange Brücke vom dänischen Rødby über den Fehmarnbelt nach Puttgarden in Schleswig-Holstein fertiggestellt sein.
Finanzkrise, ängstlich gewordene Kreditgeber und steigende Arbeitslosigkeit haben die Lust der Dänen auf eine feste Ostseeverbindung mit Deutschland nur noch größer gemacht. Mit der haushohen Mehrheit von 104 gegen drei Stimmen gab das Kopenhagener Folketing am Donnerstag grünes Licht für den Bau einer 19 km langen Brücke zwischen dem heimischen Rødby und Puttgarden auf der schleswig-holsteinischen Insel Fehmarn. Jetzt fehlt noch das parlamentarische Ja aus Berlin, dann kann es losgehen. Ab 2018 sollen Autos und Züge über die Fehmarnbelt-Brücke rollen. Die Fahrzeit zwischen Kopenhagen und Hamburg verkürzt sich von vier auf drei Stunden.
Bei der Debatte über das gigantische Projekt in Dänemarks Parlament störte sich nur die kleine linke Einheitsliste daran, dass ihr kleines Land die sehr hohen Baukosten von mindestens 4,4 Milliarden Euro nur für die Brücke allein übernimmt. Kopenhagen hatte die jahrelang höchst zögerliche Bundesregierung mit dem Versprechen zur Unterschrift gelockt, für den Brückenbau nichts, sondern nur für die Anbindung auf deutscher Seite zahlen zu müssen. "Unser Interesse ist nun mal deutlich größer", begründete Verkehrsministerin Carina Christensen, als sie am 1. September mit ihrem Berliner Kollegen Wolfgang Tiefensee (SPD) den für Deutschland so preisgünstigen Staatsvertrag in Kopenhagen unterzeichnete.
Ein historischer Schritt
Inzwischen ist Christensen ins Kulturressort gewechselt, und so griff vor der Parlamentsabstimmung der jetzige Verkehrsminister Lars Barfoed zu den unvermeidlichen großen Worten: "Dies ist ein historischer Schritt, denn wir binden nun den Norden und Dänemark an das europäische Festland an."
Das gab Spott im Parlament, denn Barfoed hatte daneben gegriffen. Dänemark ist schon seit der Fertigstellung der Querung über den Großen Belt 1998 und Skandinavien insgesamt seit Eröffnung der Öresund-Verbindung im Jahr 2000 fest mit dem Kontinent verbunden. Genau diese ähnlich gigantischen Bauwerke haben dem inselreichen Dänemark aber auch die nötige Zuversicht für ein drittes Mammut-Projekt verschafft.
Das Verkehrsaufkommen mit entsprechenden Mauteinnahmen hat sich über die bestehenden Riesen-Brücken viel schneller nach oben entwickelt als erwartet. So werden die Kredite für die Verbindung über den Großen Belt schon nach 26 statt nach ursprünglich erwarteten 37 Jahren abbezahlt sein. Bei der Öresund-Querung zwischen Kopenhagen und Malmö verkürzt sich die Rückzahlungszeit nach derzeitigem Stand von 35 auf 30 Jahre.
Wenig Gehör für Umweltschützer
Wesentlich weniger Gehör als bei den vorausgegangenen Projekten haben bisher die Proteste von Umweltschützern gegen die Fehmarnbelt-Verbindung gefunden. Sie befürchten durch die gewaltige Betonkonstruktion mit 280 Meter hohen Pfeilern in der Mitte größte Probleme für hier jedes Jahr entlang fliegende Kolonien mit 100 Millionen Vögeln. Die dänische Baugesellschaft Femern Bælt A/S will bis zum 2012 geplanten Baubeginn sorgsam alle Umweltbedenken sammeln. "Natürlich hat so ein Riesenbauwerk Auswirkungen auf die Umwelt. Aber wir haben am Großen Belt und Öresund viele wichtige Erfahrungen gesammelt und sind sehr zuversichtlich, dass wir sehr schonend bauen können", sagt Geschäftsführer Peter Lundhus.
Zuversichtlich sieht auch Dänemarks Bauindustrie dem Projekt entgegen. Am Abend vor der Kopenhagener Parlamentsentscheidung verbreitete ein Sprecher der Handwerkerverbände damit schon Trost angesichts derzeit rapide steigender Arbeitslosenzahlen: Spätestens 2012 werde es wegen des Fehmarnbelt-Projektes wieder akuten Bau-Handwerkermangel im Königreich Dänemark geben.
Thomas Borchert[dpa]
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