Folgen der Olympia-Niederlage: Dämpfer für einen Ehrgeizigen
Mit den Spielen wollte Olaf Scholz nicht nur Hamburg voranbringen, sondern auch sein Ansehen als Politiker. Deshalb trifft ihn das Scheitern doppelt.
Es dauerte am Sonntagabend nicht lange, bis der Verlierer seine Niederlage einräumte. "Das Ergebnis ist jetzt zu akzeptieren", befand Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz. Weil der 56-jährige Sozialdemokrat die Olympischen Spiele zum wichtigsten Projekt seines rot-grünen Senates erhoben hatte, trifft ihn das knappe Nein des Volksentscheids empfindlich. Es provoziert seinen unbedingten Gestaltungsanspruch: Scholz lässt gern durchblicken, wie gründlich er Aufgaben analysiert, wie penibel er Lösungen vorbereitet und alle Eventualitäten im Blick hat.
Der laut Umfragen beliebteste aller 16 Länder-Ministerpräsidenten hat in seiner Karriere schon etliche Rückschläge verarbeiten müssen. Als Kurzzeit-Innensenator der Hansestadt konnte er 2001 den Machtverlust der SPD gegen Ole von Beust nicht mehr verhindern. Als Generalsekretär der Bundes- SPD unter Gerhard Schröder sprachen ihm zwei Jahre später nur 52,6 Prozent der Parteitagsdelegierten das Vertrauen aus.
Die neue Niederlage schwächt die Stellung des stellvertretenden Parteivorsitzenden nicht nur in Hamburg. Von einer neuen weltweiten Aufmerksamkeit für die Hansestadt hatte Scholz in seinen Werbereden geschwärmt. Ungesagt blieb, dass erfolgreiche Spiele unter seiner Leitung auch seinem Ruf als Politiker einen ungeheuren Schub gegeben hätten – nicht weltweit, aber doch auf Bundesebene.
In der SPD ist es ein offenes Geheimnis, dass der Ehrgeiz des Juristen nicht an den Grenzen Hamburgs endet. Viele Sozialdemokraten glauben, dass sich Scholz die Aufgabe eines SPD-Kanzlerkandidaten zutraut – eher 2021 als 2017. Sigmar Gabriel und und Andrea Nahles werden der Niederlage von Hamburg durchaus etwas abgewinnen können, da sie einen Dämpfer für die Ambitionen des Konkurrenten bedeutet.
Geliebt wird der Pragmatiker in der Bundes-SPD nicht, aber geachtet für Zuverlässigkeit, Fleiß und unschlagbare Sachkenntnis. Die Anfälligkeit der Genossen für Ideologie und wirtschaftsferne Vorschläge stört ihn nicht weniger als Gabriel. Doch anders als der Parteichef hat er noch nie ein schlechtes Wort über seine Partei verloren.
Anhaltspunkte dafür, wie es um sein Ansehen in der SPD steht, könnten die Wahlergebnisse beim Parteitag kommende Woche liefern. Mehr zu holen als vor zwei Jahren dürfte Scholz dabei leicht fallen: Nach einer missglückten Rede erhielt er als Parteivize nur 67,3 Prozent.