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Mit fortschreitenden Impfungen ist laut Ethikrat in der Privatwirtschaft an Vorteile für Geimpfte zu denken.
© dpa

Empfehlung des Ethikrats: Corona-Regeln sollen auch für Geimpfte gelten

Aus der Sicht des Ethikrates dürfen Geimpfte auch künftig nicht von der Maskenpflicht ausgenommen werden. Bei Reisen sind Vorteile für Geimpfte indes denkbar.

Zwar kommen die Impfungen in Deutschland und in den übrigen EU-Ländern - verglichen mit den USA, Großbritannien und Israel - nur langsam voran. Aber schon jetzt hat eine Debatte darüber eingesetzt, ob Geimpfte demnächst ins Fußballstadion oder ein Konzert besuchen dürften und damit Vorteile gegenüber Nicht-Geimpften haben sollen. Der Deutsche Ethikrat hat am Donnerstag empfohlen, Maskenpflicht und Abstandsregeln auch für Geimpfte weiterhin aufrecht zu erhalten. Private Anbieter - etwa Fluggesellschaften - könne es langfristig dagegen aber nicht verwehrt werden, nur Geimpfte zuzulassen. 

Die Privatwirtschaft stellt sich auf ein solches Szenario bereits ein. Der Ticketverkäufter CTS Eventim ist technisch schon auf das Einlesen von Impfausweisen vorbereitet. Allerdings stellte Alena Buyx, die Vorsitzende des Ethikrats, in Berlin klar, dass beispielsweise nicht mit einer früheren Öffnung einzelner Clubs zu rechnen sei, wenn diese nur Geimpften Zutritt bieten würden. Die Öffnung sei nur denkbar, wenn allgemein die Schließung aufgehoben werde. 

Übertragung des Virus durch Geimpfte ist möglich

Im Grundsatz blickt der Ethikrat skeptisch auf die Möglichkeit, Geimpften im großen Stil Vorteile zu gewähren. Das liegt vor allem daran, dass immer noch nicht ausreichend geklärt ist, in wie weit auch Menschen, die das Vakzin bereits erhalten haben, das Coronavirus trotzdem weitergeben können. Wie Buyx erläuterte, müsse man davon ausgehen, dass die Übertragung durch eine Impfung bestenfalls um die Hälfte reduziert werden könne. Dies folgert der Ethikrat aus den bisherigen Erfahrungen mit Windpocken- und Pneumokokkenimpfungen von Kindern. 

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Wie die Sprecherin der AG Pandemie des Ethikrates, Sigrid Graumann, erklärte, sollten die wahrscheinlich noch eine "geraume Zeit" geltenden Kontaktbeschränkungen mit fortschreitenden Impfungen schrittweise zurückgenommen werden - und zwar für alle und nicht nur für Geimpfte. Die Infektionsschutzregeln werden nach ihren Worten "wahrscheinlich noch längere Zeit" nötig sein, um die Pandemie einzudämmen. Möglicherweise blieben diese Regeln - wie das Maskentragen - noch so lange erforderlich, bis alle eine Impfung angeboten bekommen haben. 

Aufhebung der Kontaktbeschränkungen in Altenheimen

Schnelle Lockerungen soll es nach der Empfehlung des Ethikrates hingegen für diejenigen Geimpften geben, die unter der Isolation am meisten zu leiden haben - die Bewohnerinnen und Bewohner in Alten- und Pflegeheimen. Die dort geltenden Besuchs- und Kontaktbeschränkungen sollten für diejenigen aufgehoben werden, die ein Vakzin verabreicht bekommen haben, empfiehlt der Ethikrat. 

Vertragsfreiheit in der Privatwirtschaft

Wieder anders liegen die Dinge in der Privatwirtschaft. Die in Deutschland geltende Vertragsfreiheit wird zwar durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) beschränkt. Das AGG verbietet eine Diskriminierung aufgrund des Geschlechts oder der ethnischen Herkunft. Vorteile für Geimpfte sind hingegen möglich. So prüfen Reise- und Konzertveranstalter derzeit, ob sie nur Geimpften Tickets oder Fahrkarten anbieten. Laut der Empfehlung des Ethikrates ist es daher durchaus vorstellbar, dass bei einem Fortschreiten des Impfprogramms künftig Staaten die Einreise von einem Impfnachweis abhängig machen. Derzeit wird auf EU-Ebene die Einführung eines Impfzertifikats diskutiert, welches das grenzüberschreitende Reisen für Geimpfte erleichtern könnte.  

Im öffentlichen Verkehr ist hingegen nach den Worten von Volker Lipp, des stellvertretenden Vorsitzenden des Ethikrates, eine Bevorteilung von Geimpften nicht denkbar. Denn dort gilt eine Beförderungspflicht.  

Dänemark will digitalen Impfausweis einführen

Auch in anderen EU-Ländern nimmt die Debatte über mögliche Vorteile für Geimpfte Fahrt auf. So kündigte Dänemark die Entwicklung eines digitalen Impfausweises für Personen an, die ein Vakzin gegen Covid-19 gespritzt bekommen haben. Wie der dänische Finanzminister Morten Boedskov am Mittwoch ankündigte, solle in drei bis vier Monaten ein digitaler Corona-Pass bereitstehen, den beispielsweise Geschäftsreisende benutzen könnten.  

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