Delta lässt Infektionszahlen steigen: Clubs dicht, Sperrstunde um Mitternacht – Nachtleben-Stopp in den Niederlanden
Die Freiheit für die Niederländer währte kurz. Wegen steigender Neuinfektionen gelten wieder Einschränkungen. Jenseits der Grenze in NRW wird dagegen gelockert.
Knapp zwei Wochen lang durften die Niederländer nach einer Zeit der Corona-Einschränkungen wieder das Nachtleben genießen – doch nun ist erst mal Schluss mit Feiern. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen explodiert, die Regierung von Ministerpräsident Mark Rutte zieht die Notbremse.
Clubs und Discos müssen von Samstag an erneut schließen, Gaststätten um Mitternacht dicht machen. Auch Festivals und andere Großveranstaltungen ohne feste Sitzplätze, bei denen kein Sicherheitsabstand gehalten werden kann, sind wieder verboten. Bis mindestens zum 13. August sollen die neuen Beschränkungen gelten.
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Wegen der starken Zunahme von Corona-Infektionen unterbricht auch das Parlament seine gerade erst begonnene Sommerpause und kommt zu einer Sondersitzung zusammen. Sie wurde am Samstag für den kommenden Mittwoch angesetzt.
Dabei hatte Ende Juni noch alles gut ausgesehen in den Niederlanden. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also der Wert der Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen, lag nach einem rapiden Rückgang seit Anfang April von damals gut 300 am 30. Juni bei nur noch 24. Doch binnen zehn Tagen kletterte der Wert wieder steil nach oben auf inzwischen 124 am Freitag.
„Im Moment schießen die Infektionsraten in die Höhe, hauptsächlich wegen der hochansteckenden Delta-Variante“, sagte Rutte bei der Ankündigung der Maßnahmen. Fast 7000 neue Covid-19-Fälle binnen 24 Stunden registrierten die Behörden am Freitag – das was das Siebenfache des Wertes der Vorwoche.
In dem Land mit seinen 17 Millionen Einwohnern haben sich seit Pandemiebeginn mehr als 1,7 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert, mehr als 17.700 starben.
Zum 26. Juni hatten die Niederlande fast alle Corona-Maßnahmen aufgehoben. Das war seinerzeit vielfach als zu schnell und fahrlässig kritisiert worden. Nun können sich die Mahner bestätigt fühlen, weil die sehr ansteckende Delta-Variante in den Niederlanden ebenso an Dominanz gewinnt wie in Großbritannien, wo die Infektionszahlen ebenfalls rapide steigen.
„Wir müssen die schnelle Verbreitung des Virus abbremsen“, warnt Rutte daher und mahnt seine niederländischen Landsleute zur Vorsicht.
Bislang nicht mehr Covid-Patienten in Krankenhäusern
Immerhin führte die Zunahme der Infektionen bislang nicht zu einer höheren Zahl von Covid-19-Patienten in den Krankenhäusern und damit zu einer stärkeren Belastung des Gesundheitssystems, die im April fast dramatische Ausmaße hatte. Jüngsten Zahlen vom 3. Juni zufolge werden 128 Patienten wegen einer Covid-19-Erkrankung in niederländischen Kliniken behandelt. Die Kurve fällt seit Anfang Mai rapide ab.
Nach oben geht dagegen die Statistik bei den Impfungen. Fast 17,2 Millionen Impfdosen wurden bislang verabreicht. Etwa 40 Prozent der niederländischen Bevölkerung sind inzwischen laut offiziellen Angaben vollständig geimpft. Zwei Drittel haben zumindest eine Spritze erhalten.
Jenseits der Grenze lockert NRW
Während in den Niederlanden nun wieder schärfere Auflagen gelten, um die Delta-Mutante in den Griff zu bekommen, fallen nicht weit entfernt jenseits der Grenze in Nordrhein-Westfalen viele Beschränkungen. Für Kreise oder kreisfreie Städte in NRW, die an an fünf Tagen hintereinander eine Inzidenz von höchstens zehn aufweisen, gelten gelockerte Regelungen.
Die Regierung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) erlaubt dann wieder die Öffnung von Diskotheken und Clubs, sie lässt Sportveranstaltungen, Musikfestivals und Volksfeste zu. In vielen Bereichen fallen zudem Kontaktbeschränkungen, Masken- und Nachverfolgungspflichten.
Die grenznahen Städte auf deutscher Seite werden aber gewiss den Fall genau verfolgen, der in den Niederlanden für Aufsehen gesorgt hat. Denn in Enschede, nahe der deutschen Grenze, hatten sich allein in einer Diskothek 200 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, darunter vor allem Jugendliche. Der Zugang war nur mit einem negativen Testergebnis möglich – doch offenbar gab es viele Fälschungen.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war die Zahl der Infizierten in der Diskothek mit Enschede mit 600 angegeben. Diese Zahl wurde inzwischen auf 200 korrigiert. Wir haben den Text entsprechend geändert.
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