Vorwahl der Demokraten in Nevada: Clinton und Sanders werben um Latinos
In Nevada lag Hillary Clinton lange Zeit in den Umfragen weit vor ihrem demokratischen US-Präsidentschafts-Konkurrenten Bernie Sanders. Jetzt nicht mehr. Wechselt mit der Vorwahl an diesem Sonnabend in dem US-Bundesstaat die Favoritenrolle?
Der spanischsprachige Sender Telemundo und MSNBC waren Gastgeber der Debatte der demokratischen Präsidentschaftsbewerber in der Nacht zu Freitag in Las Vegas. Schon das zeigt, um welche Wähler es in diesem Wüstenstaat im Westen der USA mit der Spielcasino-Stadt Las Vegas geht. Dort leben zwar weniger als ein Prozent der US-Bürger, aber annähernd ein Drittel sind Latinos.
Deshalb und nicht wegen der 43 Delegierten, die Nevada für den Nominierungsparteitag vergibt, verfolgt Amerika die Vorwahl der Demokraten an diesem Sonnabend gebannt. Sie soll Aufschluss über eine Kernfrage geben: Kann Bernie Sanders auch Minderheiten mehrheitlich für sich gewinnen oder nur weiße Wähler wie in Iowa und New Hampshire?
Wenn er Hillary Clinton in Nevada schlägt, wäre die Sensation komplett. Dann würde die Favoritenrolle wohl von ihr auf ihn übergehen. In ihrer Planung haben die Vorwahlen in Nevada und eine Woche später in South Carolina die Funktion einer Brandmauer. Im weißen Iowa hatte er sie mit seinem Versprechen einer Revolte gegen die Privilegien der reichsten ein Prozent beinahe besiegt, im ebenso weißen New Hampshire lag er mit 22 Prozentpunkten vorn. Er hat jetzt das Momentum. Am Wochenende wurde erstmals eine Umfrage – von Fox News – bekannt, in der er landesweit vor seiner Konkurrentin liegt. Sie hofft, dass die Beliebtheit der Marke Clinton unter Latinos in Nevada und Afroamerikanern in South Carolina sie rettet.
In Nevada ist die Führung Clintons seit New Hampshire geschmolzen
In Nevada ist ihre Führung in den zwei Wochen seit New Hampshire jedoch geschmolzen. In South Carolina führt sie derzeit noch mit zwanzig Prozentpunkten Vorsprung. Doch was sind die noch wert, sollte er sie in Nevada schlagen? Es ist jetzt alles eine Frage der Nerven, der Überzeugungskraft und der Suggestion, wer sich besser als Siegertyp darstellt.
„Ich freue mich darauf, den Kampf um die Nominierung zu gewinnen“, sagt Bernie Sanders, und sein Selbstbewusstsein wirkt nicht gespielt. „Er hat eine Vorwahl gewonnen, ich habe eine Vorwahl gewonnen. 48 liegen noch vor uns. Ich möchte keine Minute verlieren und die Nominierung so schnell wie möglich gewinnen, damit ich mich darauf vorbereiten kann, eure Präsidentin zu sein“, verteidigt Clinton nicht minder kämpferisch ihre Favoritenrolle.
28 Prozent der Bürger von Nevada sind Latinos, neun Prozent Schwarze. Im Zweifel sind sie überwiegend Wähler der Demokraten. Die Arbeitslosigkeit liegt leicht über dem US- Durchschnitt. Die Jobs in Casinos und bei anderen Dienstleistern sind zudem schlecht bezahlt. Da könnte Sanders’ Botschaft einer gerechteren Steuer- und Sozialpolitik verfangen.
Bisher kennen die Minderheiten ihn und sein Programm zu wenig, so lautet Sanders’ Analyse, warum Clinton in den Umfragen weit vor ihm lag. Aber je mehr er sich bekannt macht, desto attraktiver wird er gerade für die Minderheiten.
Sie wirbt damit, dass sie sich schon seit Jahren intensiv gekümmert habe. Ob Gewerkschaften oder die Selbsthilfegruppen der Latinos: „Ich tauche nicht nur auf, wenn es um Wahlen geht.“ Die Bürgerrechtlerin Dolores Huerta macht Wahlkampf für Clinton: „Ich habe Bernie hier früher nie gesehen.“ Doch Sanders hat Präsident Obamas Expertin für Latino-Fragen in Nevada, Joan Kato, angestellt. 2008 gewann er den Staat haushoch.