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Als erster deutscher Politiker sprach der damalige Bundespräsident Johannes Rau am 16. Februar 2000 vor dem israelischen Parlament, der Knesset. Rechts außen ist Israels Präsident Ezer Weizmann zu sehen, links neben ihm Parlamentssprecher Avraham Burg.
© Jim Hollander/dpa/EPA

Deutsch-israelische Beziehungen: Chronologie einer schwierigen Annäherung

Am 12. Mai 1965 vereinbarten Bundeskanzler Ludwig Erhard und Israels Ministerpräsident Levi Eschkol die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden Ländern. Chronologie einer vorsichtigen Annäherung, die in Freundschaft mündete, aber auch immer mit Problemen behaftet war.

Angesichts der Verbrechen des deutschen Nationalsozialismus war der Beginn der Annäherung schwierig, letztlich endete sie aber in einer besonderen Freundschaft: Am 12. Mai jährt sich die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel zum 50. Mal. Dies waren die wichtigsten Stationen:

27. September 1951: Der Bundestag erkennt in Bonn die deutsche Verantwortung für die Verbrechen an den Juden während des Nationalsozialismus an. Das israelische Parlament stimmt daraufhin Gesprächen über mögliche Leistungen zur "Wiedergutmachung" zu.

10. September 1952: Die Bundesrepublik verpflichtet sich im Luxemburger Abkommen zur Lieferung von Waren im Wert von 3,5 Milliarden Mark binnen 14 Jahren. Weitere Abmachungen folgen. Insgesamt wurden seitdem umgerechnet mehr als 70 Milliarden Euro Entschädigung gezahlt, die dem Aufbau Israels und Holocaust-Opfern zugute kamen.

Annäherung auf neutralem Boden: Der israelische Premierminister David Ben-Gurion (links) und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer am 14. März 1960 bei einem Treffen im New Yorker Waldorf-Astoria Hotel - fünf Jahre vor der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen.
Annäherung auf neutralem Boden: Der israelische Premierminister David Ben-Gurion (links) und der deutsche Bundeskanzler Konrad Adenauer am 14. März 1960 bei einem Treffen im New Yorker Waldorf-Astoria Hotel - fünf Jahre vor der Aufnahme offizieller diplomatischer Beziehungen.
© dpa

14. März 1960: Das erste Treffen von Bundeskanzler Konrad Adenauer und Israels Ministerpräsident David Ben-Gurion findet betont informell im New Yorker Hotel Waldorf-Astoria statt.

12. Mai 1965: Ihre Amtsnachfolger Ludwig Erhard und Levi Eschkol vereinbaren die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. Zehn arabische Staaten brechen daraufhin ihre Beziehungen zur Bundesrepublik ab. Als am 19. August der erste deutsche Botschafter sein Beglaubigungsschreiben abgibt, kommt es zu massiven Protesten.

5. September 1972: Nach dem Überfall der palästinensischen Splittergruppe "Schwarzer September" auf das israelische Olympiateam in München kommen bei einem missglückten Befreiungsversuch der deutschen Polizei alle elf Geiseln ums Leben.

8. Mai 1985: Bundespräsident Richard von Weizsäcker nennt die deutsche Kapitulation zum Ende des Zweiten Weltkriegs einen "Tag der Befreiung" von Gewaltherrschaft auch für die Deutschen.

12. April 1990: Die erste von den Ostdeutschen frei gewählte Volkskammer bittet "das Volk in Israel um Verzeihung für Heuchelei und Feindseligkeit der offiziellen DDR-Politik gegenüber dem Staat Israel".

18. Januar 1991: Im Golfkrieg feuert der Irak erstmals Scud-Raketen auf Israel. Zugleich wird bekannt, dass ausgerechnet deutsche Firmen dem Irak bei der Entwicklung von Kampfgas geholfen hatten. Die Bundesrepublik genehmigt daraufhin die Lieferung von Patriot-Abwehrraketen sowie den Bau und die Mitfinanzierung von U-Booten der Dolphin-Klasse; vier Boote wurden bislang ausgeliefert, eins ist in Erprobung und ein weiteres im Bau.

16. Februar 2000: Bundespräsident Johannes Rau spricht als erster deutscher Politiker vor der Knesset und bittet um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust. Weil er seine Rede auf Deutsch halten darf, bleibt ein Drittel der Abgeordneten fern.

Oktober 2006: Die Bundesmarine beteiligt sich an der Unifil-Mission zur Überwachung der libanesischen Küsten, um Waffenschmuggel an die israelfeindliche Hisbollah zu verhindern. Der Einsatz dauert bis heute an.

17. März 2008: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht als erste ausländische Regierungschefin vor der Knesset und definiert die Verteidigung der Sicherheit Israels als "Teil der deutschen Staatsräson". Am gleichen Tag finden die ersten deutsch-israelischen Regierungskonsultationen statt; vier weitere gemeinsame Kabinettssitzungen folgten seitdem, abwechselnd in Jerusalem und Berlin.

30. November 2012: Die Bundesrepublik enthält sich in der UN-Vollversammlung bei der Abstimmung über die Aufwertung Palästinas zum Beobachterstaat, die mit großer Mehrheit angenommen wird. Israel reagiert irritiert. Die Siedlungspolitik in den seit 1967 besetzten Palästinensergebieten führte in den vergangenen Jahren zu anhaltenden Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Ländern. (AFP)

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