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Röhrchen mit Blutproben (Symbolbild).
© Manfred Thomas

Blut- und DNA-Proben gesammelt: Chinesische Behörden arbeiten an Gesichtserkennung von Uiguren

China erstellt anhand von Blutproben genetische Profile zur Gesichtserkennung von Uiguren. Kritiker sprechen hingegen von einer neuen Form der Diskriminierung.

Chinesischen Behörden versuchen derzeit, anhand von Blutproben eine DNA-basierte Datenbank zur Gesichtserkennung zu erstellen. Dies berichtet die „New York Times“ am Dienstag und stützt sich auf die Recherchen zwei ihrer Reporter.

Demnach werden in der Stadt Tumxuk im Westen der uigurischen Provinz Xinjiang zahlreiche Blutproben von Personen entnommen, die der ethnischen Minderheit der Uiguren angehören. Chinesische Wissenschaftler hätten den Journalisten bestätigt, dass dies dazu diene, aus der DNA Merkmale zur Gesichtserkennung zu erstellen. Die Informationen könnten unter anderem dazu dienen, Verdächtige auszuschließen oder zu identifizieren. In den USA werde die Technologie bereits genutzt - so hat die Polizei von Maryland damit 2018 ein Mordopfer zuordnen können. 2015 verhaftete die Polizei in North Carolina einen Mann in zwei Mordfällen. Zuvor hatten sie ihn mit Hilfe des DNA-Gesichtserkennung identifiziert.

Gefahr einer Datenbank für „racial profiling“

Der Bericht der „New York Times“ legt jedoch aufgrund der anhaltenden Konflikte zwischen der chinesischen Regierung und den Uiguren nahe, dass es sich bei den Maßnahmen um eine Form des „racial profiling“ handele. Diese Art von ethnischem Profil erfasse nicht nur phänotypische Merkmale, sondern verzerre sie durch meist negativ gefärbte Stereotype und sozio-kulturelle Wertzuschreibungen. Dadurch, so die Journalisten, ließen sich auch staatliche Diskriminierungen von Uiguren aufrechterhalten, rechtfertigen und verschärfen. Langfristig könnte die Methode dazu beitragen, dass Systeme zur Massenüberwachung der chinesischen Bevölkerung anhand von Gesichtserkennung aufgebaut werden.

Forschung auch mit europäischer Unterstützung

Ein Teil der Forschung an der DNA fände in Laboren des chinesischen Ministeriums für öffentliche Sicherheit statt, so die Autoren. Mindestens zwei chinesische Wissenschaftler, die mit dem Ministerium für Technologie zusammenarbeiten, wurden von angesehenen Institutionen in Europa finanziert – darunter auch die Max-Planck-Gesellschaft in Deutschland. Internationale wissenschaftliche Fachzeitschriften haben die Ergebnisse veröffentlicht, ohne die Herkunft der in den Studien verwendeten DNA zu untersuchen oder die Herkunft der Proben aus Xinjiang zur hinterfragen.

Viele der Blutproben, so die Autoren, sollen auch aus Internierungslagern stammen, in denen Uiguren sogenannten „Gesundheits-Checks“ unterzogen werden, bei denen Blut entnommen wird. Die Reporter der „New York Times“ konnten die Angaben jedoch nicht im Gespräch mit Einwohnern der Stadt Tumxuk überprüfen, da ihnen die Behörden Gespräche verweigerten. Teile der Stadt lägen laut ihrer Beobachtung zudem in Trümmern und wirken menschenleer.

Technologie ist nicht fehlerfrei

Experten kritisieren an der DNA-Gesichtserkennung, dass die Technologie fehleranfällig sei. Derzeit würden häufig noch Gesichtsbilder erzeugt, die zu glatt oder undeutlich sind. Die DNA kann zudem keine anderen Faktoren berücksichtigen, die bestimmen, wie Menschen aussehen, wie beispielsweise Alter oder Gewicht. Grundsätzlich müsse bei der Verwendung auch geklärt werden, ob Menschen sich typologisieren lassen und in einer Datenbank gespeichert werden wollen. (Tsp)

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