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Der Fluch der Ein-Kind-Politik: Chinas Bevölkerung überaltert.
© dpa
Update

Gegen Überalterung und Geburtenrückgang: China erlaubt Paaren künftig drei Kinder

Bis 2015 galt in China die strikte Ein-Kind-Politik. Dann wurden zwei Kinder erlaubt. Da das Volk dennoch überaltert, wird die Familienpolitik weiter gelockert.

China lockert seine Familienpolitik und erlaubt Paaren künftig drei Kinder. Vor dem Hintergrund des unerwartet massiven Geburtenrückgangs und der schnellen Überalterung der chinesischen Gesellschaft beschloss das Politbüro der Kommunistischen Partei am Montag auf einer Sitzung in Peking, dass eine solche „Optimierung der Geburtenpolitik“ helfen soll, die Bevölkerungsstruktur zu verbessern und auf die Überalterung zu reagieren. Das berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua.

Der Beschluss fiel nur drei Wochen nach der Veröffentlichung der jüngsten Volkszählung. Demnach droht das bevölkerungsreichste Land in wenigen Jahren zu schrumpfen. Als Gründe nannten Experten die jahrzehntelange Ein-Kind-Politik, die erst 2015 aufgehoben wurde, sowie die hohen Kosten für Wohnraum und Ausbildung.

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Auf der Sitzung des Politbüros unter Vorsitz von Staats- und Parteichef Xi Jinping wurden daher „unterstützende Maßnahmen“ für die Drei-Kind-Politik angekündigt. So soll die Gesundheitsversorgung vor und nach Geburten verbessert und ein universelles System zur Kinderbetreuung entwickelt werden, kündigte das Politbüro eher vage an. Die Kosten der Familien für Ausbildung sollen reduziert werden.

„Es ist notwendig, den Erziehungsurlaub, den Mutterschutz, die Vorteile bei Steuer, Wohnraum und durch andere Unterstützung zu verbessern und die legitimen Rechte und Interessen der berufstätigen Frauen zu schützen“, hieß es in dem Beschluss des obersten Machtorgans der chinesischen Führung weiter.

Allerdings haben sich viele Chinesen längst daran gewöhnt, nur ein Kind zu haben. Fachleute hoben hervor, dass Chinas umstrittene Familienplanung, die durch radikale Maßnahmen das Bevölkerungswachstum bremsen sollte, das Fruchtbarkeitskonzept der Chinesen komplett verändert habe. Die heutigen Eltern stammen meist auch aus Ein-Kind-Familien und finden es aus eigener Erfahrung schon nicht ungewöhnlich, nur ein Kind zu haben.

In den vergangenen zehn Jahren ist Chinas Bevölkerung aber nur noch um jährlich 0,53 Prozent auf 1,41178 Milliarden Menschen gewachsen - so langsam wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Die seit 2015 verfolgte Zwei-Kind-Politik hatte nur im Folgejahr zu einem leichten Anstieg der Geburten geführt. Seither ist die Zahl jedes Jahr gefallen. Im vergangenen Jahr ging die Zahl der Geburten nach offiziellen Angaben sogar um 18 Prozent auf zwölf Millionen zurück.

Wie die Volkszählung auch zeigte, schreitet die Überalterung des Milliardenvolkes damit unaufhaltsam voran: Die Zahl der Chinesen über 60 Jahre ist seit 2010 um 5,44 Prozent auf 264 Millionen gestiegen. Knapp jeder fünfte Chinese (18,7 Prozent) ist heute schon älter als 60 Jahre, während die Bevölkerungsgruppe im arbeitsfähigen Alter weiter zurückgeht. Die Gruppe zwischen 15 und 59 Jahren verkleinerte sich um 6,79 Prozentpunkte auf einen Anteil von 63 Prozent.

Fruchtbarkeitsrate ist deutlich gesunken

Experten warnen, dass der Arbeitskräftemangel und die demografische Entwicklung die zweitgrößte Volkswirtschaft bremsen werden. Immer weniger Werktätige müssen immer mehr alte Leute versorgen. So wird eine unpopuläre Anhebung des Rentenalters diskutiert. China hat weltweit eine der niedrigsten Altersgrenzen: Frauen können je nach Beruf mit 50 oder 55 Jahren in Rente gehen - Männer mit 60. Die Regelung stammt aus den Anfängen der Volksrepublik, als die Lebenserwartung niedrig war.

Ob die jüngste Volkszählung aber überhaupt das wahre Ausmaß der Entwicklung widerspiegelt, blieb unklar. So wiesen Experten auf Widersprüche hin und deuteten an, dass die Lage noch düsterer sein könnte. Die genannten zwölf Millionen Geburten 2020 waren auffallend höher war als die 10,04 Millionen, die das Ministerium für öffentliche Sicherheit im Februar gemeldet hatte. Da in China rund zehn Millionen Menschen im Jahr sterben, deutet der Geburtenrückgang in Richtung Null-Wachstum oder Bevölkerungsrückgang.

Die Fruchtbarkeitsrate ist laut Statistikamt auf 1,3 Kinder pro Frau gefallen. Das ist deutlich niedriger als die 2,1, die für eine stabile Bevölkerungszahl notwendig wären. Die Zahl der Eheschließungen geht zurück, während die Scheidungsrate in China viel höher ist als etwa in Japan oder Südkorea. Viele Paare warten auch mit der Heirat und gründen erst später Familien. (dpa)

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