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Eine Helferin bereitet die Lebensmittelausgabe der "Essener Tafel" vor.
© Roland Weihrauch /AFP
Update

Nach Aufnahmestopp für Ausländer: Chef der Essener Tafel „kurz davor hinzuschmeißen“

Die Essener Tafel kündigt an, vorerst nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als Neukunden aufzunehmen. Das löst empörte Reaktionen aus. Tafel-Chef Jörg Sartor wehrt sich.

Nach Kritik und Anfeindungen gegen die Essener Tafel droht deren Chef Jörg Sartor mit Rücktritt. „Ich bin kurz davor hinzuschmeißen“, sage der Vorsitzende des Tafelvereins, der einen Aufnahmestopp für Ausländer verfügt hatte, der „Bild“-Zeitung. Es sei eine „Schweinerei, unsere Leute so zu diffamieren“. Die Ankündigung der Tafel, bis auf Weiteres nur noch Bedürftige mit deutschem Pass als neue Kunden aufzunehmen, hatte Ende vergangener Woche empörte Reaktionen ausgelöst.

Unter anderem hatte Bundessozialministerin Katarina Barley (SPD) erklärt, eine Gruppe von Menschen pauschal auszuschließen, fördere Vorurteile und Ausgrenzung. In der Nacht zum Sonntag beschmierten Unbekannte mehrere Fahrzeuge und Eingangstüren der Tafel mit den Worten „Nazis“ und „Fuck Nazis“. Es sei eine „nahe liegende Vermutung“, dass das mit dem Aufnahmestopp zusammenhänge, sagte ein Essener Polizeisprecher. Im Internet habe es im linken Spektrum Aufrufe zu Aktionen gegen die Tafel gegeben. Polizei und Staatsschutz ermitteln.

Ein Asylantenstop ist von daher auch überhaupt nicht sinnvoll, weil nicht die Gruppe der Asylanten das Problem ist, sondern die Rüpel! Wenn das in dem Fall überwiegend Flüchtlinge sind, dann ist das so. Dann sind sie aber nicht auszuschließen weil sie Flüchtlinge sind, sondern eben weil sie rüpeln.

schreibt NutzerIn Brotkrume

"Vor Ort mitarbeiten - dann äußern"

„Es hat mir hier immer Spaß gemacht. Aber ich habe keinen Bock mehr, man verliert einfach die Lust", sagte Sartor weiter. „Jetzt haut ein Haufen Politiker auf uns ein, ohne sich zu informieren“, beklagte er. „Die sollen sich mal herbwegen und vor Ort mitarbeiten - danach können sie sich gerne äußern“ „Zugleich betonte er, dass er sich vom Zuspruch populistischer Politiker distanziere: “Ich lasse mich vor keinen Karren spannen, weder von linken Politikern, noch von rechten", betonte er.

Jörg Sator, Vorsitzender der Essener Tafel.
Jörg Sator, Vorsitzender der Essener Tafel.
© Roland Weihrauch/dpa

Die umstrittene Entscheidung hatte der Vorstand der Tafel damit begründet, dass der Anteil der Migranten unter den 6.000 Menschen, die regelmäßig Lebensmittel erhielten, auf 75 Prozent gestiegen sei. Ältere Menschen und Alleinerziehende würden auf diese Weise schleichend verdrängt. Die Tafel wolle den Aufnahmestopp wieder aufheben, wenn das Verhältnis ausgeglichener sei. (epd/dpa)

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