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Ein Mann hält bei einer Demonstration ein Plakat mit der Aufschrift "CEUxit" hoch. Der Schriftzug ist durchgestrichen und durch die Worte "We love Budapest" ergänzt.
© Ferenc Isza/AFP

Central European University in Budapest: CEU-Chef spricht in Berlin über akademische Freiheit

CEU-Präsident Ignatieff hat in Berlin vor Absolventen der Hertie School dazu aufgerufen, die akademische Freiheit weltweit zu verteidigen.

Wer die akademische Freiheit verteidigt, verteidigt die Demokratie. Das hat der Präsident der Budapester Central European University (CEU), Michael Ignatieff, am Freitag in Berlin Absolventen der Hertie School of Governance ans Herz gelegt. Zu verteidigen gelte es „das kollektive Recht der Gemeinschaft der Lehrenden und Studierenden autonom zu handeln, um der Gesellschaft dienen zu können“.

Ignatieff, der die von Schließung bedrohte CEU seit dem vergangenen Jahr leitet, sprach vor Master-Absolventen und Promovierten der Privatuni mit dem Schwerpunkt „gutes Regieren im 21. Jahrhundert“ sowie vor geladenen Gästen im Konzerthaus am Gendarmenmarkt.

Auch Europäische Universität in St. Petersburg unter Druck

Die 1991 von dem US-Investor und Philanthropen George Soros gegründete Stiftungsuniversität wird durch das von der Regierung Orban im April erlassene neue Hochschulgesetz bedroht. Wenn die CEU die Auflage nicht erfüllt, auch einen Campus in den USA zu eröffnen, darf sie ab 2018 keine Studierenden mehr aufnehmen. Über die Zukunft der CEU hat die ungarische Regierung erst vor einer Woche auf internationalen Druck hin Verhandlungen mit dem Bundesstaat New York aufgenommen. Zudem läuft in dieser Sache ein Rechtsstaatlichkeitsverfahren der EU gegen Ungarn.

Ignatieff erinnerte aber auch an das Schicksal von Universitäten in der Türkei, die geschlossen werden, und Lehrende, die dort entlassen werden. Die europäische Schwesteruniversität der CEU in St. Petersburg kämpfe ebenso gegen Versuche der russischen Regierung, sie zu vertreiben. „Wir sind nicht die einzige Universität, die Attacken von außen abwehren muss“, sagte Ignatieff.

Universitäten müssen sich Vertrauen ihrer Gesellschaften verdienen

Ignatieff richtete einen Appell an Hochschulen weltweit: „Um überleben zu können, müssen Universitäten tun, was immer sie können, um die demokratischen Institutionen zu stärken, die sie schützen.“ Die akademische Freiheit müsse indes nicht nur gegen Regierungen verteidigt werden, sondern auch gegenüber Teilen der Gesellschaft, die diese Freiheit für ein „dubioses Privileg“ hielten. Die Solidarität und das Vertrauen ihrer Gesellschaften könne sich die Wissenschaft durch transparente Forschung und eine klare Wissenschaftssprache verdienen. Solidarität ist der CEU in Budapest sicher, seit Monaten kommt es immer wieder zu Großdemonstrationen gegen das Hochschulgesetz.

Eine Generation, die gegen Demagogen und Populisten kämpfen muss

Es gebe aber auch eine „beunruhigende Gefahr von innen“. Sie gehe von Studierenden und anderen Uni-Angehörigen aus, die politisch missliebige Professoren attackierten – etwa in den USA und in Deutschland. Hochschullehrer würden für „konservative Ansichten oder den Versuch, die Anziehungskraft der extremen Rechten zu erklären“ angefeindet. Dabei werde „Kritik mit Drangsalierung verwechselt“.

Die internationalen Absolventen der Hertie School of Governance bezeichnete der CEU-Präsident als „eine Generation, die aufgerufen ist, die Demokratie gegen Demagogen, Populisten, vielleicht gegen Faschisten zu verteidigen – und gegen den womöglich gefährlichsten Feind, die Indifferenz“.

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