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Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen (Mitte) und taiwanesische Soldaten und Soldatinnen tragen in der Coronakrise vorbildlich ihre Gesichtsmasken.
© AFP/Sam Yeh

Rückkehr in die WHO als Beobachter?: Bundestagsabgeordnete unterstützen Taiwan

Taiwan sieht in der Coronakrise eine Chance auf mehr internationale Anerkennung. Bundestagsabgeordnete fordern die Wiederzulassung als WHO-Beobachter.

Das kleine Taiwan hat ein großes Problem. Es mag de facto ein Staat sein, aber de jure ist die Insel im ostchinesischen Meer das nicht. Weil die kommunistische Volksrepublik China das demokratische Taiwan als abtrünnige Provinz betrachtet und dies auch international mit der „Ein-China-Politik“ – die auch von der Bundesrepublik Deutschland anerkannt wird – durchsetzt, wird Taiwan diplomatisch nur von 15 Staaten anerkannt. Es ist auch in keiner Institution der Vereinten Nationen vertreten. 2017 verlor Taiwan seinen Beobachterstatus in der Weltgesundheitsorganisation (WHO), just nach der Wahl des neuen WHO-Chefs Tedros Adhanom Ghebreyesus, dem nicht nur US-Präsident Donald Trump eine zu große Nähe zu China vorwirft. Doch nun soll sich für Taiwan etwas ändern.

[Alle aktuellen Entwicklungen in Folge der Coronavirus-Pandemie finden Sie hier in unserem Newsblog. Über die Entwicklungen speziell in Berlin halten wir Sie an dieser Stelle auf dem Laufenden.]

Anfang April hielten die USA und Taiwan ein „virtuelles Forum zur globalen Ausweitung der Beteiligung Taiwans“ ab. Inzwischen wird das Bestreben Taiwans, wieder als Beobachter bei der WHO zugelassen zu werden, auch in Deutschland unterstützt. Bundestagsabgeordnete aus den Bundestagsfraktionen von CDU/CSU, SPD, FDP und Grünen haben eine Petition unterschrieben. „Wir wollen erreichen, dass Taiwan, welches sich sehr erfolgreich bei der Bekämpfung der Coronakrise gezeigt hat, besser eingebunden wird“, sagt die CDU-Abgeordnete Anita Schäfer dem Tagesspiegel. „Viren kennen keine Grenzen und es ist wichtig, dass alle Staaten ihr Wissen untereinander teilen und zusammenarbeiten.“ Die WHO habe sich selbst dem Schutz der Gesundheit aller Menschen auf dem Globus verschrieben, sagt Schäfer, die auch Vorsitzende eines Taiwan-Freundeskreises ist. „Da kann Taiwan nicht außen vor gelassen werden.“

Zumal Taiwan als Vorbild für die Bekämpfung von Covid-19 gelten kann. Deutschland und Taiwan hatten am selben Tag den ersten registrierten Fall. Seitdem meldete Taipeh nur 429 Fälle von Covid-19-Erkrankungen und sechs Todesfälle. Taiwan zählt 24 Millionen Einwohner. Es wurde gezielt an den Grenzen kontrolliert, basierend auf Datenanalyse Menschen kontaktiert, die sich angesteckt haben könnten, und im Krankheitsfall isoliert. Taiwan hat dabei alles transparent kommuniziert. Der China-Experte Martin Wagener von der Hochschule des Bundes sieht Taiwan als positives Beispiel im Kampf gegen das Virus. „Ich plädiere dafür, die Grundlagen der ,Ein-China-Politik‘ zu überdenken, wenn China sich weiterhin weigert, Taiwan Zugang zur WHO zu gewähren“, sagt der Wissenschaftler, „im Kampf gegen Pandemien darf es keine toten Winkel geben.“

Ning Wang

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